Weihnachtsbaum gefällig


von Tageblatt-Redaktion

Revierleiter Michael Dobisch und Forstinspektoranwaerter Martin Steinbrenner laden am heutigen Samstag zum Baumfaellen ein.
Revierleiter Michael Dobisch und Forstinspektoranwaerter Martin Steinbrenner laden am heutigen Samstag zum Baumfaellen ein..

Wir haben so ziemlich alles an andere delegiert. Je hochentwickelter die Gesellschaft wird, umso weniger machen wir selbst. So ganz im Allgemeinen muss man sich kein Brennmaterial mehr beschaffen, muss nicht Pilze und Beeren sammeln, um zu überleben, nicht den eigenen Acker bestellen, die Sachen selbst nähen. Natürlich ist das alles sehr praktisch und dürfte auch bessere Ergebnisse erzielen. Aber so ganz tief in uns drin – fehlt da nicht auch etwas, so ein Stückchen archaisches Gefühl?

Wenigstens in der tiefverschneiten Vorweihnachtszeit kann man dem entgegensteuern. Schneeschieben und sich seinen Weg selbst freimachen, mit allen Sinnen Autofahren, statt nur so den Wagen über die breiten Boulevards dirigieren – und den Weihnachtsbaum selbst fällen. Natürlich legal und nicht in einer Nacht- und Nebelaktion einfach irgendwo einen klauen. Der Forstbezirk Oberlausitz bietet das Bäumefällen heute an.

Auf einem halben Hektar in Neukollm direkt an der B 97 hat man 1996 und im Jahr 2000 rund 1 500 Blaufichten gepflanzt. Die haben jetzt Weihnachtsbaumformat oder sind sogar noch größer. Revierleiter Michael Dobisch hat hier traumhafte Exemplare zum Verkauf stehen. Alles, was man braucht, sind schneesichere Schuhe, unempfindliche Oberbekleidung und ein Auto, mit dem man den Baum auch abtransportieren kann.

In Vorbereitung auf die heutige Fäll-Aktion probierte ich es aus. Wir stapfen durch den tiefen Schnee und ich habe die Qual der Wahl. Man kann sich einen kleinen passenden Baum absägen oder aber von einem großen den oberen Teil in der richtigen Höhe. Allerdings verschwinden hier draußen die Relationen zum eigenen Wohnzimmer. Man findet plötzlich Weihnachtsbäume schön, die man vielleicht in sein Wohnzimmer legen könnte, aber nie und nimmer hineinstellen…

Also Augenmaß bewahren und am besten vorher mal ausmessen, was so geht, bevor man dann vielleicht anfängt, den Baum zu Hause weiter einzukürzen.

Ich habe meinen Wunschkandidaten gesehen. Michael Dobisch findet ihn auch gut gewachsen. Also die Handbügelsäge angesetzt und losgesägt. Die nagelneue Säge des Forstbezirks greift perfekt. Der kleine Fichtenstamm ist fix durchtrennt – und schon habe ich meinen Baum. Durch den Schnee zerre ich ihn hinter mir her bis zum Auto. Mein Baum, selbst gefällt. Ein gutes Gefühl.



Zurück

Einen Kommentar schreiben

Es werden nur jene Kommentare veröffentlicht, die unter Angabe von Vor- und Familienname und einer gültigen E-Mail-Adresse (für Rückfragen) abgegeben wurden.

Bitte addieren Sie 2 und 3.