Vor zehn Jahren endete der Grubenbahn-Traum


von Tageblatt-Redaktion

Nur mit Mühe ist noch zu sehen, wo einst die Lausitzer Grubenbahn bei Zeißholz die Straße querte
Nur mit Mühe ist noch zu sehen, wo einst die Lausitzer Grubenbahn bei Zeißholz die Straße querte

Die Natur ist schnell und hocheffizient. Schon nach zehn Jahren hat jemand, der nicht weiß, wo die Bahn einst verlief, Mühe, die Spuren der Lausitzer Grubenbahn zu finden. Wie fast alle Bergbauhinterlassenschaften wurde auch sie zurückgebaut. Gleise, Schotter, Brücken, Durchlässe. Die Trasse am Auerhahn ist aufgeforstet. Am anderen Ende der Strecke bei Knappenrode hat die Natur sich selbst geholfen. Hier wurde die Strecke nicht zurückgebaut. Gleise und Schwellen liegen noch und mittenmang wachsen Sträucher und Bäume. Man kann durchaus über den Stammumfang staunen.

Wer bei Maukendorf oder Dubring nicht weiß, wo sich hier einst die Grubenbahnbrücken befanden, der findet auch kaum noch einen Hinweis darauf. Anders ist es südlich von Wittichenau. Hier wurde der einst aufgeschüttete Bahndamm nur direkt an den Straßen abgetragen, wo man auch die Brücken entfernte.

In Scheckthal, einst von der Bahn durchschnitten, sind Bahndamm und Brücke zwar auch verschwunden. Doch hier wurde ein Denkmal für die kleine Bahn errichtet. In gepflegter Umgebung kann man rasten. Und man erfährt, dass die Bahn von 1933 bis Juni 2001 hier entlang fuhr. Einst entstanden als Kohlebahn zwischen den Kohlegruben Werminghoff, der Grube Clara III und der Brikettfabrik Zeißholz.

Sechzig Jahre lang war die Strecke, die im Laufe der Jahre bis nach Laubusch verlängert worden war, als Kohlebahn in Betrieb. Touristisch genutzt wurde der 15,5 Kilometer lange Abschnitt zwischen Knappenrode und dem Haltepunkt Auerhahn am Rande des Dubringer Moores ab 1995. Bereits im Jahr davor fuhren die ersten Züge wenigstens bis Zeißholz. Doch der dauerhafte Betrieb durch den Förderverein Lausitzer Grubenbahn e.V. war nicht möglich. Es wurden Lösungen gesucht.

Am Ende scheiterte es an der Findung eines Betreibers, der allein für die Bewirtschaftung der Strecke jährlich hätte 100 000 Euro aufbringen müssen. Ende 2001 erlosch die Betriebserlaubnis für die stets nur mit Sondergenehmigung fahrenden Bahn. Schon im Sommer war die Strecke praktisch halbiert worden. Für den Ausbau der S 95 Wittichenau-Oßling, damals als Todespiste verschrien, musste die Brücke in diesem Bereich weichen. Bereits im August ließ man sie sprengen.

Damit war der Traum der Grubenbahn ausgeträumt. Alle da noch geträumten Ideen von einer Anbindung Wittichenaus oder gar Hoyerswerdas wurden nicht verwirklicht. Fast alle Wagen und Loks verließen zudem Knappenrode und wurden zur Kohlebahn nach Haselbach gebracht, wo noch heute einige der Wagen fahren.
Richtig präsent ist die Bahn auf dem Gelände der Energiefabrik Knappenrode. Auf 700 Meter der 900-Millimeter-Spur gibt es Draisinenverkehr, der zum Rundkurs um die Energiefabrik ausgebaut werden soll (TAGEBLATT berichtete). Im Juni 2012 soll es so weit sein. Und wie bei jeder anderen Bahn auch wird man dann hinterher sein müssen, um der Natur an der Strecke Paroli bieten zu können.



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