Treffen die Fernschuetzen nicht


von Tageblatt-Redaktion

 

Mitteldeutsche Oberliga Handball, Männer

HSG Freiberg          26
LHV Hoyerswerda    20


Nüchtern betrachtet, zeigt dieses Ergebnis ziemlich deutlich, wie sich die LHV-Handballer gerade schlagen. 26 Gegentore sind in der Bergstadt kein schlechter Wert. Da kann man schon mal deutlich mehr kassieren. Die Abwehrarbeit der Zusestädter funktioniert. Aber wieder nur 20 eigene Treffer lassen sie als harmlosesten Angriff der Liga dastehen. Die Zahlen in der Tabelle weisen aktuell 189 Tore nach acht Spielen aus; im Schnitt nur 23,6 Tore pro Spiel. Woher kommt die LHV-Torflaute?


Es muss zu 100 % passen


Sicher ist geltend zu machen, dass dem LHV seit dem Sommer Rückraumspieler fehlen. Im Kader stehen mit Nico Pollack und Tobias Sieber derzeit nur zwei gelernte „Fernschützen“. Matthias Allonge hat dementsprechend das LHV-Spiel umgestrickt und dem Kader angepasst. Dennoch ist die fehlende Durchschlagskraft aus dem Rückraum unübersehbar; ein Problem, welches in der Zusestadt längst erkannt ist, dessen Lösung sich aber als „schwierig“ gestaltet. „Bei uns muss nahezu alles zusammenpassen, um punkten zu können. Wenn das Vorbereitete nicht zu 100% aufgeht, haben wir ein Problem. In der Vierten Liga gibt es keine Garantie mehr auf Punktgewinne. Da kannst du gegen den Letzten verlieren, aber auch Punkte holen, womit niemand rechnet. Da müssen wir jetzt aber durch“, weiß der Hoyerswerdaer Trainer um die brisante Situation in der Lausitz. Aber er wurde auch noch ungewohnt deutlich: „Unser großes Problem heute war das Positionsspiel. Wenn die keine Eier haben, trauen sie sich auch nicht mehr, aufs Tor zu werfen. So kannst du den 6-zu-Null-Abwehrriegel der Freiberger eben nicht knacken. Der Rückraum war deutlich zu schwach. Fertig!“ Damit spielte er bei den „Gelernten“ auf deren Ausbeute an: Null.
Die Niederlage kann man aber nicht nur den beiden anlasten. Wieder war es vor allem in Halbzeit eins eine viel zu hohe Anzahl technischer Fehler. Mit Fangfehlern und Pässen ins Seitenaus manövrierten sich die Lausitzer schon frühzeitig selbst aus dem Spiel. Man hatte zu keiner Zeit das Gefühl, dass die Hoyerswerdaer Handballer dem Gastgeber hätten gefährlich werden können. Sinnbildlich dafür die Anfangsviertelstunde, in der der LHV genau ein (1) Tor erzielen konnte. Dass bei den Gastgebern in gleicher Zeit auch nur eine Vier auf der Habenseite verbucht wurde, lag zum einen am gut aufgelegten Eric Zeithamel im LHV-Tor und zum anderen an der HSG Freiberg selbst, die sich ebenfalls eine ganze Reihe von „mistakes“ leistete. Beide Trainer hatten in dieser ersten Viertelstunde schon die grüne Karte ziehen müssen. Zwar kamen die LHV-Männer in den folgenden Minuten nach dem 1:4 Rückstand auf 6:6 (22.) wieder heran, doch dann die entscheidende Wende des Spieles. Freibergs spielender Trainer Jiri Tancos betrat selbst das Feld und beorderte gleichzeitig auch den erfahrenen Uwe Lange mit aufs Parkett. Das Spiel der Hausherren gewann nunmehr deutlich an Stabilität, auf die die Lausitzer keine Antwort wussten. Die HSG zog Tor um Tor davon. Eine Unzahl an „Fahrkarten“ der LHV-Werfer begünstigte dies natürlich. Beim 17:12/44. war das Spiel bereits entschieden.


Alle Grenzen überschritten


Ebenfalls das Nachsehen hatten die mitgereisten LHV-Fans, die sich einer Situation ausgesetzt sahen, die so nicht hingenommen werden kann. Handball ist ein emotionaler Sport. In Freiberg aber wurden sämtliche Grenzen übersprungen. Dies gipfelte neben diffamierenden Beleidigungen im Wurf einer Schnapsflasche, welche die neben einem LHV-Vorstand sitzende Mitarbeiterin des Vereins traf. Ganz deutlich sei gesagt, dass der Werfer nicht dem Fanclub „Bergstadtpower“ angehört. Die wahren Freiberger-Fans haben sich als angenehme, sehr faire Gastgeber präsentiert. Was aber den Zorn der Hoyerswerdaer auf sich zog und damit richtig traurig stimmt, ist das Verhalten des als Ordner gekennzeichneten „Sicherheitsverantwortlichen“ im Bereich des LHV-Fanblocks. Selbst mehrfaches eindringliches Auffordern (auch durch ein weiteres, gut als solches zu erkennendes LHV-Vorstandsmitglied!) führte nicht zu einer deeskalierenden Handlungsweise des Ordners. Erst der Hinweis auf Eintragung der „Sicherheitslücken“ ins Spielprotokoll sorgte für ein „sich bewegen“ des Ordners. Einige die Mannschaft über viele Jahre hinweg begleitenden LHV-Fans fühlten sich dermaßen bedroht, dass sie noch während des Spiels den HSG-Vorstand via Handy-Internet davon in Kenntnis setzten.Es ist richtig sSchade, dass eine über so viele Jahre entwickelte sportliche Rivalität so ausufern muss. Die HSG Freiberg hat den sportlichen Vergleich sicher und verdient gewonnen – beim Fair-Play aber dicke Minuspunkte gesammelt.

LHV Hoyerswerda: Eric Zeithamel, Max Kastner – Robert Devantier (6), Lukas Baase (3), Ronny Eckert (3), Steve Däumel (3/1), Conni Böhme (2), Alexander Canbek (2), Christian Herzer (1), Nico Pollack, Tobias Sieber



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