Talentshow-Fieber in der Lausitzhalle


von Tageblatt-Redaktion

Luca Hänni startet durch zu seiner ersten Tournee. Und die begann in Hoyerswerda.
Luca Hänni startet durch zu seiner ersten Tournee. Und die begann in Hoyerswerda.

Lauter ungewöhnliche Dinge waren am Montagabend in der Lausitzhalle Hoyerswerda zu beobachten. In ihrer 28-jährigen Geschichte ist es wohl noch nicht vorgekommen, dass Tickets zum Eintritt nicht reichten und Besucher rosa Papierbändchen an den Arm bekamen. Es gab vermutlich auch sehr wenige Gastspiele, bei denen 19 (!) Sicherheitsleute die Eingänge bewachten. Man hat bestimmt auch noch nicht erlebt, dass ein Sänger vor 750 Menschen auf der Bühne mit wenig bis keiner eigenen Musik aufwartet und drollige Sätze sagt wie: „Es ist das erste Konzert, wo Leute nur meinetwegen kommen.“ Und dann war da noch dieser sehr bemerkenswerte Aufdruck auf den Tickets: „Es gilt das Jugendschutzgesetz!“

Luca Hänni war da. Der junge Mann aus der Schweiz, der nächste Woche 18 wird, hat im Frühling eine Talentshow im Fernsehen gewonnen. Am Montag startete er mit seiner Band eine Tournee und der Umstand, dass sie in Hoyerswerda begann, wurde hier vom Hinweis auf den für Lausitzhalle und Stadt zu erwartenden Imagegewinn orchestriert. Sicherlich deshalb war die Halle schon Tage vorher auf Hochglanz gewienert worden – die Neugestaltung der Künstler-Garderobe inbegriffen.

Zielpublikum waren, und auch das hat es in der Halle zumindest in letzter Zeit selten bis nie gegeben, junge Menschen wie Loreen. Die Zwölfjährige, die die Neustadt-Mittelschule besucht, wusste den Künstler dank seiner kurzen, aber wohl intensiven Fernseh-Karriere vor dem Konzert einzuschätzen: „Er singt gut und er sieht gut aus. Ich fahre voll auf den ab!“ Da war sie nicht die Einzige. Mal flog ein Plüschhund auf die Bühne, mal schrie ein Mädelchen in Reihe fünf: „Luca, ich liebe Dich“. Weiter hinten saßen Nova und Paula mit Pappschildern, die Ähnliches sagten. Die zwei waren aus Hennigsdorf bei Berlin angereist, angesichts ihres Alters verständlicherweise plus erwachsener Begleitung.

Es ist wirklich interessant, welche Tumulte es auslöst, wenn ein Sänger die eigentlich zwecks eigener Erfrischung mitgebrachten Wasserflaschen nach und nach unter seinen Jüngern im Saal verteilt. Und es ist fast beängstigend, welche Traube sich bildet, wenn angekündigt wird, dass jetzt Autogramme von Sarah Engels und Pietro Lombardi zu haben seien. Die beiden waren ebenfalls Beteiligte der besagten Talentshow und für Montag als zusätzliche Zugpferde eingekauft worden. Gesungen haben die zwei zwar nicht, aber ihre Autogramm-Verteilung führte dazu, dass die Mädchen aus dem Publikum behände über Sitzlehnen sprangen. So etwas ist sicher nicht zu erwarten, wenn in wenigen Tagen Bernhard Brink und Claudia Jung in der Lausitzhalle singen.

Vermutlich war vor dem Konzert sogar ein medizinischer Notstand befürchtet worden, denn am Lausitzer Platz parkte während des Hänni-Auftrittes vorsichtshalber ein Rettungswagen. Es blieb dann aber nur bei Problemen wie jenem von Loreen, die nach anderthalbstündiger Darbietung (nach der das Jugendschutzgesetz einfach keine Zugabe mehr zuließ) meinte: „Ohje, meine Stimme ist ganz heiser – weil ich so doll geschrien habe.“ Eines ist gewiss: Die allermeisten Leute in der Lausitzhalle hatten ziemlichen Spaß. Heißt: Eigentlich war dann doch alles genau so, wie es hier fast immer ist.



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