Strassentheater begeisterte 3 000 Besucher
Von Uwe Jordan
Vor fünf Jahren, zur Premiere des Hoyerswerdaer Straßentheaters, also 2009, schlappte am Haus Braugasse 1 noch trotzig ein „Verwunschene-Orte“-Plakat mit dem von Dorit Baumeister entworfenen skeptischen Frosch. Denn die Braugasse stand kurz vor einem traurigen Jubiläum: Zehn Jahre Leer- und Stillstand. Die versprochene und geplante Sanierung war wieder und wieder verschoben worden, seit im Sommer 2000 das Haus geräumt worden war. Es stand zu fürchten, dass für die vormalen hier beheimatete KulturFabrik die hoffnungsvoll „Zwischenbelegung“ genannte Ausweich-Unterkunft an der Alten Berliner Straße 26 zum Endlager werden würde. Da sollte das Straßentheater an dem vor sich hin rottenden Bau helfen, das Dornröschenschloss wieder ins öffentliche Bewusstsein und Bild zu rücken.
Kein Theater mehr, nur noch Theater
Nun; es hat mit geholfen. Die Sanierung läuft; das Bürgerzentrum nimmt Gestalt an, und so war nicht nur die Braugasse selbst Kulisse für die nunmehr fünfte Auflage, sondern auch der dahinter postierte Kran. Und statt Braugassentheater (was ja ein leicht hintersinniger Begriff ist, der eben auch meinen konnte „so ein Theater um die Sanierung“), ist’s jetzt eben ein Straßentheaterfest.
Sieben Gruppen und Solokünstler waren avisiert. Wenn auch gegen Abend der Regen ein bisschen Unfrieden stiftete: Zwischen 14 und 18 Uhr waren gut 3 000 Hoyerswerdaer und Gäste auf dem Altstadt-Areal im Schatten von Braugasse und Rathaus unterwegs und sahen zum Teil exzellente Darbietungen. Etwa vor Zeeman, wo eine riesige grüne Parkbank stand, die dem portugiesischen Teatro So als Bühne für das Stück um einen einsamen alten Mann diente – oder vor der sich Joachim Falck mit feuriger Jonglage produzierte. Noch mehr entflammte freilich der Drache der belgischen Gruppe „Contes d‘Asphalt“ die Begeisterung der Zuschauer, in die sich eine kräftige Kerosin-Geruchsnote mischte.
Hoffen auf den Wechselkurs
Aber auch die anderen Darsteller fanden freundliche Aufnahme. Und die KulturFabrik blieb trotz freien Eintritts nicht unbelohnt. Gespendet wurden 1 330 Euro und drei brasilianische Cruzeiros. Vielleicht wechselt die eine Bank ja zu einem besonders großzügigen Nach-Sponsor-Kurs um.
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Zum Tage
Auch das ist kleiner Kreislauf des Geldes
Uwe Jordan über einen Aspekt des freien Straßentheaters
Als die Hoyerswerdaer Jahnhalle zur VBH-Arena umfirmierte, gab es manch Naserümpfen: Müssen die Versorgungsbetriebe Hoyerswerda sich denn für die paar Penunzen, die sie für die Halle abdrücken, so ins Licht rücken?
Man darf dazu denken, was man will, aber Fakt ist, dass die „Stadtwerke“ nicht auf einer Insel der Seligen leben, sondern in harter Konkurrenz zu Mitbewerbern stehen, die womöglich manche Leistung etwas billiger anbieten, sich dafür aber auch einen Dreck darum scheren, was mit hiesigen sportlichen, sozialen oder kulturellen Projekten wird, die oft nur noch überleben können, weil sie regionale und lokale Sponsoren hinter sich wissen. Ohne das VBH-Engagement kaum zu machen wäre wohl auch das Gratis-Straßentheaterfest der KulturFabrik Hoyerswerda (nicht etwa: „VBH-Weihefestspiele“). Daran, finde ich, darf man gern einmal erinnern. Auch sich selbst bei einer privathaushaltlichen Entscheidung.
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