Specht-Attacken gegen Hauswände


von Tageblatt-Redaktion

Spechte sind schöne Tiere, können aber an Wärmedämmungen ordentlich Schaden machen.
Spechte sind schöne Tiere, können aber an Wärmedämmungen ordentlich Schaden machen.

Jetzt hat es also auch den Firmensitz der Wohnungsgesellschaft Hoyerswerda erwischt: Vor ein paar Wochen machte sich der Specht an die Arbeit und es dauerte wie immer nicht sehr lange, bis die Wärmedämmung ein ansehnliches Loch hatte. Biologen sagen schließlich nicht umsonst, Spechte würden über Meißelschnäbel verfügen. Fünfmal haben Spechte in diesem Jahr damit Löcher in Wärmedämm-Verbundsysteme an Häusern der Gesellschaft gepickert. Bei der LebensRäume-Genossenschaft gibt es im Schnitt jährlich zwanzig Fälle. Auch die Grundschule in Burgneudorf wurde schon heftig attackiert.

Als die ersten Löcher in Hauswänden auftauchten, erinnert sich LebensRäume-Chef Axel Fietzek, habe man sich noch gewundert: Sollten Kinder mit Steinen gegen die Fassade geworfen haben? Doch es handelte sich um ein Hochhaus im WK VIII. Das Loch war recht weit oben. „So hoch wirft keiner“, sagt Fietzek. Ziemlich schnell war dann klar, wer die Schäden verursacht. Im Grunde sind die Insekten schuld, die sich auf den warmen Fassaden-Oberflächen niederlassen. Dort picken die Vögel sie weg und merken dabei, dass die Wärmedämmung hohl klingt. Ihrer Erfahrung nach verbergen sich unter hohler Baumrinde aber weitere Leckerbissen. Der Kunststoff an der Fassade muss also schließlich dran glauben.

„Im Frühling bauen sich dann Amseln, Spatzen oder Stare ihre Nester in den Löchern“, sagt Dieter Mitzscherling. Sein Bau-Unternehmen repariert kaputte Fassaden im Auftrag der Wohnungsgesellschaft. Ganz einfach ist das nicht. Es ist nicht nur so, dass dazu ein Hubsteiger hermuss. „Die Styropormasse wird bis hin zum darunterliegenden Mauerwerk weggeklopft – nicht nur waagerecht, sondern teilweise auch bis zu einem halben Meter senkrecht“, erklärt LebensRäume-Sprecherin Gudrun Ladusch. Danach werden die Löcher verschlossen und schließlich muss wieder Farbe an die Fassade. Kosten pro Reparatur: bis zu 70 Euro.

Die Versicherung zahlt nicht, sagt Vorstand Axel Fietzek: „Vandalismus kann nur von Lebewesen ausgehen, Tiere sind versicherungstechnisch aber Sachen.“ Doch das Verschließen der Spechtlöcher ist nötig – nicht nur aus optischen Gründen. „An der betreffenden Stelle haben Sie natürlich eine Kältebrücke. Das muss nicht, kann aber Schimmelbefall zur Folge haben“, erläutert Dieter Mitzscherling. Andererseits, so Gudrun Ladusch, sind Reparaturen wegen des Brutschutzes von April bis September nicht möglich und in der restlichen Zeit sind sie es auch nur dann, wenn keine Vögel in den Löchern nisten.

Es gibt Leute, die lästern angesichts solcher und anderer Geschichten schon über die Deutschen als „das Volk der Dichter und Dämmer“. Und so wundert es kaum, dass die Dämmstoff-Industrie auch das Specht-Problem schon im Blick hat. Einzelne Hersteller empfehlen, Holzfaser-Dämmung zu verwenden. Sie ist massiver und klingt so nach hartem, gesundem Holz. Nur: Wo der Dämmstoff schon an der Wand ist, nutzt dieser Rat natürlich wenig.



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