SolarGartenStadt wohl auf der Kippe


von Tageblatt-Redaktion

Blick auf die Altstadt. Die rot umrandeten Bereiche sollten Bestandteil der SolarGardenCity werden.
Blick auf die Altstadt. Die rot umrandeten Bereiche sollten Bestandteil der SolarGardenCity werden.

Ambitioniert war das Vorhaben, auf den Brachen um Hoyerswerdas Spremberger Straße mit der SolarGartenStadt eine neue, höchsten energetischen, klimatischen und städtebaulichen Zielen entsprechende Siedlung zu entwickeln, seit dem Projektbeginn vor zwei Jahren. Inzwischen ist klar, dass die Schwierigkeiten wohl größer sind als gedacht und Entwicklungen der letzten Monate haben sogar Auswirkungen über die Stadt hinaus.

„Das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung bedauert, dass Hoyerswerda zu einer anderen Entscheidung hinsichtlich des Projektes »SolarGardenCity« gekommen und freiwillig aus dem Forschungsprojekt »Experimenteller Wohnungs- und Städtebau« ausgestiegen ist“, sagt Ministeriumssprecherin Britta Rohde in Berlin. Nur sechs Vorhaben bundesweit waren überhaupt in das ImmoKlima-Vorhaben einbezogen, die anderen fünf in Hamburg, Berlin, Erfurt, Freiburg und Stuttgart.

In Hoyerswerda hatte die Potsdamer asenticon AG die Projektträgerschaft übernommen. Deren Arbeit, sagt asenticon-Immobilienökonom Steffen Merkel zurückhaltend, sei mit der Abgabe einer Machbarkeitsstudie (TAGEBLATT berichtete im März darüber) beendet gewesen. Der über den Sommer fertig gestellte Endbericht der „Forschung und Beratung für Wohnen, Immobilien und Umwelt GmbH“ (F+B) wird da deutlicher. Die asenticon habe „aufgrund der aus ihrer Sicht ungenügenden Rahmenbedingungen ihre Projektträgerschaft für beendet erklärt“, heißt es hier.

Zwar hatten die Potsdamer das Öko-Wohngebiet auf den sieben Hektar im Norden des Altstadtzentrums grundsätzlich für machbar erklärt und auch ein großes Interesse in der Bevölkerung registriert, doch halten sie die Schwierigkeiten wohl für zu groß und das nötige Engagement für zu klein. Ein Beispiel, so F+B, sei die mangelnde Unterstützung durch Wohnungsgesellschaft und LebensRäume-Genossenschaft. Sie hätten unisono erklärt, unter den gegenwärtigen Bedingungen nicht mitmachen zu wollen.

Die Wohnungsgesellschaft lehnte es auch ab, die Projektträgerschaft von asenticon zu übernehmen. Und weil die maßgeblich beteiligte Stadtentwicklungsgesellschaft SEH abgewickelt wird, ist die SolarGartenStadt nun vor allem Sache des Baudezernates der Stadtverwaltung. Insider sagen, Dezernent Dietmar Wolf wolle das Vorhaben ganz gern retten.

Doch wird das, legt der F+B-Bericht nahe, wohl eine Herkules-Aufgabe. Zum einen ist da der Sparzwang der Stadt. So gebe es Überlegungen, als Beitrag zur Haushaltssanierung 10 000 Quadratmeter große Grundstücke im betreffenden Gebiet zu verkaufen. Dass mögliche Käufer bei der klimagerechten Bebauung mitmachen, ist höchst unwahrscheinlich. Schon vom derzeiten Bauvorhaben der immerhin stadteigenen Wohnungsgesellschaft an der Spremberger Straße, der „Wohnanlage Krokuswiese“, heißt es, sie scheine „nur begrenzt den integrierten klimaorientierten Ansatz der »SolarGardenCity“ umzusetzen“. Zudem könne eine Aufwertung der Altstadt die Stabilisierung der Neustadt gefährden. F+B verweist auch darauf, dass klima- sowie altersgerechtes Bauen in keinem Fall billiges Bauen sein kann.

So seien eine ganze Reihe von Gründen verantwortlich für „das Scheitern der »SolarGartenStadt« zumindest in ihrer ursprünglichen Konzeption und Akteurskonstellation“. Doch besonders beklagt wird von F+B der mangelnde Rückhalt in Politik und Verwaltung: „Dem Projekt fehlt auf Seiten der Kommune ein mit ausreichenden Kompetenzen ausgestatteter Befürworter und »Macher«, der es angesichts von Widerständen hätte tragen können.“ Die Zukunft des ganzen Vorhabens, heißt es im Endbericht ausgerechnet unter dem Punkt „Nächste Schritte“ erscheine „sehr ungewiss“. Die Stadt komme derzeit laut eigener Aussage mit der Umsetzung des Konzeptes nicht weiter.

Ein TAGEBLATT-Gespräch mit dem gerade urlaubenden Dietmar Wolf zum Thema SolarGarten Stadt ist für September angefragt.



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