Silbersee-Damm bleibt bis 2014 Baustelle


von Tageblatt-Redaktion

Die Rüttelstopfgeräte am Silbersee müssen aus Sicherheitsgründen langsamer arbeiten als geplant.
Die Rüttelstopfgeräte am Silbersee müssen aus Sicherheitsgründen langsamer arbeiten als geplant.

Die Sanierung am Silbersee hatten sich alle Beteiligten anders vorgestellt. Bis Ende 2012 sollte die 1 500 Meter lange Ostböschung und ein anschließender 950 Meter langen Kippenbereich verdichtet und gesichert sein, auf dass die Deutsche Bahn AG mit dem Aufbau der Gleisanlagen beginnen könne. Dass sich die Arbeiten verzögern, hatte das Sächsische Oberbergamt (Soba) gegenüber TAGEBLATT bereits eingeräumt.

Jetzt ist auch klar, wie lange die Verzögerung dauert. Wahrscheinlich bis in das Jahr 2014 hinein wird die LMBV hier in Projektträgerschaft des Soba tätig sein. Diesen Zeitraum nannte am Dienstagabend Falk Ebersbach, Referent zur Gefahrenabwehr beim Soba. Zusammen mit dem LMBV-Projektmanager Jürgen Nagel war er zum Sachstandsbericht in den Gemeinderat Lohsa gekommen.

Die Verlängerung sorgt in Lohsa keineswegs für Freude. Denn die Tourismusanbieter und Datschenbesitzer am Silbersee erfuhren so erstmals das ganze Ausmaß des Dilemmas. Eigentlich sollte die Wasserfläche 2013 wieder nutzbar sein, quasi im Wechsel mit dem Knappensee. Dessen Sanierung sollte 2013 beginnen.

Nach seiner Fertigstellung wäre die Bergsanierung wieder zurück an den Silbersee gekehrt und einer von beiden Seen hätte stets zum Baden und Angeln zur Verfügung gestanden. Doch dieses Prinzip funktioniert jetzt nicht. Denn die Knappensee-Sanierung, das untermauerte Falk Ebersbach am Dienstag, werde definitiv im Frühjahr 2013 beginnen, egal was am Silbersee ist. „Damit hat mein Bungalow nur noch den halben Wert. Ich kann ja nicht ins Wasser“, sagte ein Bungalowbesitzer.

Ein Vertreter des Freizeitvereins Silbersee regte in der Gemeinderatssitzung an, dass sich das Oberbergamt doch finanziell an der Betreibung des Freibades Lohsa beteiligen könnte, um wenigstens einen Ausgleich im Sommer zu schaffen. Falk Ebersbach, der darauf hinwies, dass zwar die Arbeiten bis 2014 verlängert, die Seefläche vielleicht aber auch schon früher freigegeben werden kann, nahm diese Bitte mit und Bürgermeister Udo Witschas kündigte an, dass die Gemeinde ganz offiziell den Antrag an das Soba stellen wird, dass der Freistaat den Zuschuss für den Badbetrieb übernimmt.

Den Antrag hatte man zu Beginn der Sanierung schon mal gestellt. Da war er abgelehnt worden, weil keine direkte Betroffenheit wie bei einer umzusiedelnden Firma anerkannt wurde. Allerdings macht sich die Gemeinde jetzt schon Hoffnung, dass, wenn Silbersee und Knappensee gesperrt werden, seitens des Freistaates dieses Zugeständnis gewährt wird. Ob der dem Ansinnen folgt, bleibt abzuwarten. Denn das Problem ist: Es gibt niemanden, der schuld ist. Die Planung der Arbeiten erfolgte nach damaligem Erkenntnisstand. Die Grundbrüche im Jahr 2010 bei Lippen und in der Elsterheide brachten jedoch neue geotechnische Erkenntnisse, die zusammen mit der baubedingten Rutschung in der Silbersee-Baustelle eine neue Technologie erforderten.

Jürgen Nagel sagt selbst, dass man es mit einer solchen Baustelle mit diesen Gegebenheiten noch nie zu tun hatte: „Vor Erkenntnisgewinn ist niemand geschützt. Wir haben es hier mit einem Großteil Forschung und Entwicklung zu tun“.
Porendruckgeber messen nun permanent den Wasserdruck im Bereich der Baustelle. Wenn der ansteigt, dann sehr schnell und genau dann ist die Gefahr am größten, dass der betreffende Bereich ins Rutschen gerät. Die Messfühler sind mit Ampeln gekoppelt. Schalten die auf Rot, stoppen die Rüttel-stopfgeräte. Nach zwei bis 16 Stunden kann dann weitergearbeitet werden. „Sicherheit geht vor“, sagt Projektleiter Jürgen Nagel.

In einem genau vorgegebenen Raster rammen die drei eingesetzten Rüttler die Vibrationslanzen ins Erdreich und das bis zu 37 Meter tief. Dann wird gerüttelt und durch die innen hohle Lanze Schotter in das Loch eingefüllt. So entsteht dank dieser Schottersäulen ein bebaubares Areal. Das Sanierungstempo hat sich aber wegen der Sicherheitsfahrweise deutlich verlangsamt. Von den 12 000 Säulen sind erst 3 000 erstellt. Statt der ursprünglich geplanten 30 Löcher schafft man maximal 21 pro Tag. Immerhin konnte die LMBV die beauftragte Firma über das Jahresende 2012 hinaus verpflichten. Einer der Rüttler sollte eigentlich schon ab 2013 in Michigan/USA eingesetzt werden.

Die Verdichtung ist immerhin sehr erfolgreich. Wie locker die Massen hier jahrzehntelang lagerten zeigt die Tatsache, dass die Oberfläche des gerüttelten Areals nun bis zu zwei Meter unter dem Ursprungsniveau liegt. Was aber das nächste Problem verursacht. Denn diese Differenz muss aufgefüllt werden. Rund 30 000 Kubikmeter Massen müssen vom Überleiter 1 bei Spreetal nach Lohsa gebracht werden. Doch Gemeinde und Landkreis planen noch in diesem Jahr die Sanierung eines Teilabschnitts der Kirchstraße, über die die Transporte laufen sollten. Aber auch hier arbeitet man an Lösungen. Denn all das hatte man sich eigentlich ganz anders vorgestellt.



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