Schwarze Pumpe braucht neues Stromnetz


von Tageblatt-Redaktion

Ein Kraftwerk macht noch lange keine Stromversorgung.
Ein Kraftwerk macht noch lange keine Stromversorgung. Foto: GM

Längst ist Vattenfall nicht mehr der einzige Stromproduzent in Schwarze Pumpe. Alpiq betreibt ein Gaskraftwerk und Blue Planet macht Elektroenergie aus Holz. Und doch sagt Spreetals Bürgermeister Manfred Heine, wenn das Gespräch auf den Industriepark und dessen Stromversorgung kommt: „Das ist der blanke Wahnsinn.“ Was das bedeutet, ahnte man zuletzt, als beim Bau der Siliziumfabrik lange unklar war, woher sie ihren Strom beziehen sollte.

Das Problem reicht fast zwei Jahrzehnte in jene Zeit zurück, in der das Gaskombinat zerschlagen wurde. Der Großbetrieb verfügte über ein eigenes Netz. Es wurde damals zweigeteilt. Im Norden ist als Nachfolger von Energiewerke Schwarze Pumpe AG Espag beziehungsweise Lausitzer Braunkohle AG Laubag heute Vattenfall verantwortlich. Das bisherige Netz des Sekundärrohstoffverwertungszentrums SVZ im früheren Gaswerk wird nach der Sustec-Pleite heute von einer Blue-Planet-Schwester-Firma, der Infrastrukturgesellschaft Schwarze Pumpe mbH, betrieben.

Als nun die Silizium-Fabrik gebaut wurde, waren die Kapazitäten, die Vattenfall aus dem öffentlichen Netz zur Verfügung standen, aufgebraucht. Also mussten Spreetal und Spremberg über ihre Altstadtsanierungsgesellschaft ASG eine eigene 30-Kilovolt-Station errichten. Jetzt will Spreetal mit Hilfe des Landes Sachsen acht Millionen Euro in die Hand nehmen, um die Stromversorgung am Standort komplett neu zu ordnen. Denn inzwischen gibt es hier nicht mehr nur die zwei Verbraucher Laubag und SVZ, sondern mit Aus- und Neugründungen mittlerweile 45 Grundstückseigentümer – bisher versorgt im Norden von Vattenfall und im Süden von der Infrastrukturgesellschaft.

Das akute Problem: Rechtlich ist neuerdings eine klare Trennung zwischen Energieproduzenten und Netzbetreibern gefordert. Anderenfalls werden langfristig die Wettbewerbshüter aktiv. Also sagt beispielsweise Vattenfall-Sprecherin Kathi Gerstner, man habe Firmen und anliegende Kommunen im vergangenen Jahr auf die strengeren Richtlinien hingewiesen: „Wo wir können, unterstützen und beraten wir nach Kräften gern.“ Nur wird Vattenfall halt über kurz oder lang ebenso aus der Stromversorgung am Standort aussteigen wie die Infrastrukturgesellschaft. Zwar muss wohl kein Unternehmen in Pumpe Stromabschaltungen befürchten. Gleichwohl muss das Problem aber vom Tisch – mit der Schaffung eines öffentlichen Netzes.

„Wir sind da relativ zuversichtlich“, sagt Manfred Heine und deutet an, dass etwa die Städtischen Werke Spremberg einen Anschluss legen könnten, was auch einfacher klingt als es ist. Möglich wäre aber ebenso, dass ein Versorger wie enviaM zum Zuge kommt oder vielleicht die im Gespräch befindliche Standortgesellschaft ein Kleinnetz betreibt. Auf alle Fälle wird eine Lösung aus einem Guss angestrebt, die für die nächsten Jahrzehnte ordentlich trägt. Schließlich sind im Industriepark mittlerweile mehr als 80 Firmen aktiv, und es sollen weiter hinzu kommen. „Wir arbeiten vehement daran“, erklärt Manfred Heine zum Strom-Problem.



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