Richtfest am Koschener Kanal


von Tageblatt-Redaktion

Blick in den oberen Vorhafen an der Schleuse im Koschener Kanal. Für die Bauarbeiten ist der Wasserspiegel künstlich abgesenkt.
Blick in den oberen Vorhafen an der Schleuse im Koschener Kanal. Für die Bauarbeiten ist der Wasserspiegel künstlich abgesenkt.

Der Frost macht den Bauleuten am Koschener Kanal nichts aus. Eher ist es der Schlamm nach den Tauphasen, der die Wege selbst für die riesigen Muldenkipper zur Schlammgrube werden lässt. Der Unterhalt der Baustraße erfordert daher mehr Zeitaufwand, als es in trockenen Phasen der Fall ist. Aber eine ordentliche Baustraße macht sich bezahlt, spart Zeit, Kraftstoff, schont die Technik.

Normale Straßenfahrzeuge kommen hier an der künftigen Verbindung von Senftenberger und Geierswalder See schnell an ihre Grenzen. So wurden gestern die Gäste des Richtfestes am künftigen Schleusenwärterhäuschen mit Geländewagen der LMBV transportiert. Baustelle halt. Kurz bevor der letzte Nagel ins Gebälk geschlagen wurde, riss tatsächlich die Wolkendecke auf und die Sonne schien. Noch wenige Minuten zuvor hatten Schneeschauer die Sichtweite auf unter 100 Meter fallen lassen.

Für die Bagger, die den Kanal im Bereich des oberen Vorhafens aus Wasserbausteinen modellieren, kein Problem. Die arbeiten dank satellitengestützter Technik auch ohne gute Sicht auf einige Zentimeter genau. Allerdings würden sie tief im Wasser stehen. Daher wurde für ihre Arbeit an der Anbindung zum Geierswalder See extra ein Damm geschüttet, der die ehemalige Grubenbahnausfahrt der alten Kohlegrube sperrt, so dass im Arbeitsbereich der Wasserstand anderthalb Meter niedriger ist als im Geierswalder See. Die Erdmassen, die hier bei der Profilierung herausgeholt werden, schaffen die Muldenkipper ein paar hundert Meter weiter nach Norden, wo eine Gelände-Tieflage aufgefüllt wird.

„Wir sind gut im Zeitplan“, sagte gestern Sanierungsbereichsleiter Manfred Kolba zu TAGEBLATT. Im vergangenen Sommer sahen die Besucher der offenen Kanalbaustelle bereits die fertiggestellten Tunnel unter der B 96 und der Schwarzen Elster hindurch, konnten einen Blick auf die Schleuse im Rohbau werfen. Die ist jetzt weitestgehend fertiggestellt. Die Schleusentore, so sagt LMBV-Sprecher Volker Krause, wurden noch vor Weihnachten eingesetzt. Jetzt läuft die Komplettierung. Gesteuert wird die Schleuse künftig von einem Schleusenwärter. Der wird vom Zweckverband Lausitzer Seenland Brandenburg angestellt.

„Die Ausschreibung ist schon gelaufen. Wir sind im Auswahlverfahren“, sagt Dana Hüttner vom Zweckverband. Im Frühjahr wird er seinen Job im Schleusenwärterhaus antreten. Das entsteht direkt neben der Schleuse. Von hier soll der Schleusenwärter später nicht nur die Schleuse im Koschener Kanal, sondern per Fernsteuerung auch die am Überleiter 6 zwischen Partwitzer und Neuwieser See sowie die am Überleiter 11 zwischen Sedlitzer und Großrä-schener See bedienen. Deshalb ist der Bauherr des Gebäudes der Zweckverband und die LMBV nur der Projektträger. Beide waren angesichts der schwierigen Baubedingungen bemerkenswert deutlich zufrieden mit der Arbeit der Lohsaer Baufirma Stramke, die den Auftrag bekommen hatte.

Und da das Objekt auch einen direkten touristischen Nutzen haben soll, ist hier Gastronomie geplant. Damit wird es aber in diesem Jahr noch nichts werden, wie Dana Hüttner einschätzt. Die Bewirtschaftung befindet sich gerade in der Ausschreibung und wird in Gänze wohl erst ab der Saison 2014 greifen.

In Betrieb geht der Koschener Kanal freilich schon in diesem Jahr. Am 1. Juni werden die Ministerpräsidenten von Brandenburg und Sachsen gemeinsam den rund 1,1 Kilometer langen Kanal samt Schleusenpassage durchqueren und von Brandenburg nach Sachsen fahren. „Es wird aber noch kein Fahrgastschiff sein“, so Dana Hüttner weiter. Die Ausschreibung der Seenlandschifffahrt hat noch kein Ergebnis erbracht, und die bereits auf dem Senftenberger See verkehrende „Santa Barbara“ ist für die Passage der Tunnel ein Stückchen zu hoch.

Sowohl die Ministerpräsidenten als auch künftige Nutzer werden für die Passage des Koschener Kanals nach jetzigen Schätzungen etwa eine Stunde benötigen – Schleusenvorgang inbegriffen. Die Nutzer von Kajaks, Kanus oder sonstigen Kleinboten können jeweils vor der Schleuse an großen Freitreppen anlegen und dann entweder auf das Schleusen warten oder aber das Boot auf dem Landweg um die Schleuse herumbugsieren und auf der anderen Seite wieder ins Wasser lassen. In rund 75 Tagen wird es so weit sein. Spätestens dann gibt es am länderverbindenden Koschener Kanal auch keine schlammigen Wege mehr. Und die Muldenkipper wühlen sich durch eine andere Baustelle.



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