Rückkehr ins ehemalige Internat


von Tageblatt-Redaktion

Im einstigen Nachtwachen-Raum des früheren Lessing-Internates hat Dr. Jana-Cordelia Petzold sich ihr Büro eingerichtet
Im einstigen Nachtwachen-Raum des früheren Lessing-Internates hat Dr. Jana-Cordelia Petzold sich ihr Büro eingerichtet

Bauarbeiter haben in Teilen des ehemaligen Lessing-Gymnasiums-Internates die Regie übernommen. Hier und da reißen sie Wände heraus. Es staubt etwas. Das Gebäude mit dem Schild „Konrad-Zuse-Akademie“ über dem Eingang ist vom Hoyerswerdaer Unternehmer Hans-Peter Schreiber erworben worden, dem Eigentümer der Elsterwelle, der sich auch im Verein zur Förderung von Hochschulausbildung in Hoyerswerda engagiert. Nun wird umgebaut. Es soll vor allem Platz für Seminarräume in der benötigten Größe geschaffen werden und in der oberen Etage werden Radio sowie TV einziehen.

Es ist noch gut zu tun, doch ein Zimmerchen im Erdgeschoss sieht jetzt schon recht wohnlich aus. „Da saß früher immer die Nachtwache drin“, erinnert sich Dr. Jana-Cordelia Petzold. Die Cottbuserin ist Inhaberin der Agentur Atalante-Medien für integrierte Kommunikationsdienstleistungen. Von 1988 bis 1992 war sie Schülerin der Lessing-Oberschule und Bewohnerin des Internates, bei dessen Umbau sie nun mitwirkt. Zwei Jahrzehnte lang war die 37-Jährige, die auch an der Brandenburgischen Technischen Universität (BTU) lehrt, nicht mehr in Hoyerswerda. „Das Ganze jetzt ist fast schicksalhaft“, sagt sie.

Das ehemalige Nachtwächter-Zimmer hat sich die Ingenieurin in den letzten Wochen als Büro eingerichtet und man sieht auf den ersten Blick, dass Stil ihr am Herzen liegt. Für die Akademie ist das nicht unwichtig, denn Jana-Cordelia Petzold wird ihr Erscheinungsbild prägen. Sie stellt dafür keine Rechnung. „Ich möchte der Stadt und der Schule gern etwas zurückgeben“, erklärt sie ihr Engagement. Es war der BTU-Präsident, der sie auf die Spur in Richtung der eigenen Vergangenheit setzte. Als er die ehemalige Studentin der Hochschule fragte, ob sie gern am neuen Zuse-Forum im Stadtzentrum mitarbeiten möchte, sagte sie: „Nach Hoyerswerda fahre ich doch gern.“

Hier lernte sie dann die Akademie mit Sitz an ihrer einstigen Wohnstätte kennen – ein schöner Zufall. Einmal in der Woche ist die frühere Sängerin in Mädchen- und gemischtem Chor nun zurück an ihrem vormaligen Lern- sowie Wirkungsort und erklärt das Ziel ihrer Arbeit hier so: „Das Gebäude soll erhaltend gestaltet werden.“ Stahl und Glas wird es nicht geben. Dafür aber wird wahrscheinlich zum Beispiel das Holz der Türrahmen wieder freigelegt. Das Motto: Beize statt Farbe. Jana-Cordelia Petzold will einen Ort, an dem man gern lernt: funktional, aber behaglich – ein wenig wie damals zu Internatszeiten.

„Vom Charakter her soll das Haus Geborgenheit ausstrahlen, zugleich aber größtmögliche persönliche Entfaltung erlauben“, sagt sie. Ein Wunder ist das Bemühen um Bewahrung nicht, denn die nunmehrige Akademie-Designerin hat unter anderem Weltkulturerbe studiert. Ihre Aktivitäten in Hoyerswerda werden sich mit der Gestaltung des Hauses an der Schulstraße nicht erschöpft haben. Zum einen ist sie, wie erwähnt, auch in Sachen Zuse-Forum involviert. Zum anderen sagt Akademie-Geschäftsführer Alf Wallner: „Ich suche ja immer nach geeigneten Dozenten, die auch für ihre Sache brennen.“

Jana-Cordelia Petzold wird dort, wo sie vier Jahre lang wohnte, also künftig Studenten über Medien-Anwendungen, Kommunikation oder Präsentationstechniken aufklären. Mit dem Herbstsemester 2012 soll der Lehrbetrieb starten. Schon ab Anfang nächsten Jahres wird es wieder Weiterbildungs-Seminare geben. Die Teilnehmer werden dann am Erscheinungsbild des früheren Internates sehen, dass Farb- und Raumgestaltung mit visueller Kommunikation zu tun haben.



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