Putz-Geschick erspart eine Blamage beim Nikolaus


von Tageblatt-Redaktion

Ulrike Stecker von der Hoyerswerdaer Hans Sachs GmbH in der Liselotte-Herrmann-Straße 99 ist Expertin in Sachen Schuhpflege. Einen Nikolaussüßigkeitenstiefel wie den in ihrer Hand erfrischt man am besten mit einem Spray.
Ulrike Stecker von der Hoyerswerdaer Hans Sachs GmbH in der Liselotte-Herrmann-Straße 99 ist Expertin in Sachen Schuhpflege. Einen Nikolaussüßigkeitenstiefel wie den in ihrer Hand erfrischt man am besten mit einem Spray.

Heute Abend hebt das große Schuheputzen an: Sollen doch die Stiefel nächtens vor die Tür gestellt werden, auf dass sie ein wohlwollender Nikolaus randvoll mit hübschen Kleinigkeiten füllt, Schokolade und anderweitig Süßem, vielleicht einer Spielsache. Dafür aber muss man als Schuhbesitzer etwas tun! Wer Knecht Ruprecht ungepflegte Botten anbietet, wird wohl nur eine Rute ernten. Ja – aber wie putzt man denn einen Schuh nun korrekt? Bisschen Selbstglänzer drübergepappt und fertig? Wir fragten Experten: Werner Ulbrich, den Geschäftsführer der Hoyerswerdaer „Hans Sachs GmbH („Können rund um den Fuß“), und Fachverkäuferin Ulrike Stecker.

Gibt’s ein Fix-Programm für Nikolausstiefelherrichtung?
Ja. Mit Einschränkungen. Wer sein Schuhwerk „in Schuss“ hat, kann sich tatsächlich damit begnügen, heute mit einem Selbstglänzer drüberzugehen. „Das ist wie MakeUp für einen Schuh. Man kann ihn damit rasch aufhübschen, beispielsweise für den Nikolaus, aber auf Dauer ist das nicht die Pflege, die Schuhwerk braucht“, schränkt Ulrike Stecker ein. Denn Leder, wenn man solche Schuhe hat, ist ein „lebendiges“ Material, das einige Ansprüche stellt.

Wie geht’s richtig?
Zuerst muss der Schuh sauber und trocken sein. Nasse Schuhe sollten 24 Stunden getrocknet werden. Bei Zimmertemperatur. Schön langsam, am besten mit Papier ausgestopft. Zeitung (gelesen!) eignet sich am besten, weil sie Feuchtigkeit aufsaugt. Einlegesohlen müssen herausgenommen werden, damit die Schuhe besser atmen und trocken.

Geht das nicht schneller, etwa auf der Heizung?
Das ist die Sünde, die jeden Schuh zerstört. Der Weichmacher aus den Sohlen entfleucht (Folge: die Sohlen brechen alsbald), das Leder wird krumpelig und kann hässliche „Wasserflecken“ bekommen, die in Wirklichkeit Salzflecken sind.

Wie entstehen die– und wie kann man sie vermeiden?
Leder kann bis zu 80 % seines Volumens in Wasser aufnehmen. Wenn im Winter die Straßen gesalzt werden, gelangt das Salz mit dem Wasser ins Leder. Das Wasser verdunstet, aber das Salz bleibt drin. Gegenmaßnahme: Den sauberen Schuh vor dem Putzen mit Imprägnierspray einsprühen; ganz neue Schuhe am besten drei Mal hintereinander. Das hilft dem Leder, Staub und Wasser abzuweisen.

Und wie kommt der Schuh nun zu Glanze?
Der imprägnierte, trockene Schuh wird mit Pflegemittel behandelt: Rauleder (Velours) mit flüssigem, Glattleder mit Creme. Für Nicht-Leder-Schuhe gibt’s entsprechende Pflege-Sprays. Mit flauschigem Lappen nachpolieren bringt den perfekten Glanz.

Ist farblose Creme das ideale Allzweckmittel?
Jein. Für mehrfarbige und „schattierte“ Schuhe schon. Bei einfarbigen sollte man das entsprechend farbige Pflegemittel nutzen. Denn „farblos“ ist in Wirklichkeit Weiß; die Partikel lagern sich im Leder ab und irgendwann zeigen sie sich.

Bekommt man solche Flecken wieder heraus?
Kaum. Auch wer einen braunen Schuh versehentlich schwarz cremt, hat ein Problem. Gut aufpassen also – vorher!

Wie oft soll man cremen/ fetten?
Fetten: Am besten gar nicht! Lederfett ist nur was für Jacken, unter denen man nicht so sehr schwitzt. Leder muss atmen. Überfetten verhindert das. Creme mit Bienenwachs, Jojoba- und/ oder Zedern-Öl als Pflegesubstanzen ist für Schuhe stets die viel bessere Wahl. Aber auch hier gilt des Atmens halber: „Viel hilft NICHT viel“. Einmal alle zwei Wochen Creme reicht im „Normalbetrieb“.

Wie teuer ist eine solche richtige Schuhpflege?
Bei guten Schuhen („Budapester“ womöglich), die man lange tragen möchte, weil man sich in ihnen wohl fühlt, sie einem besonders gefallen, lohnt sich die Investition in Pflegemittel. Ein Schuh-Neukauf ist dann nicht so bald vonnöten. Anspruchsvolle und Schuh-Putz-Liebhaber werden für ihr glänzendes Hobby tiefer in die Tasche greifen und einen voll ausgestatteten großvolumigen Zedernholz-Putzkasten kaufen, wie, siehe Bild, im Katalog rechts hinten; und der, mit Profi-Equipment befüllt, die 500-Euro-Preis-Grenze locker sprengt. Was „für’s Leben“ – von Schuh und Besitzer. Dem kleinen Nikolausstiefelputzer reicht das mit allem Notwendigen versehene orange Junior-Schuhputz-Täschchen, wie es vorn links liegt.

Stichwort „Atmen“ ...
Wer über Nacht seine Schuhe mit Schuhspannern aus Zedernholz versieht, hält sie nicht nur in Form und beugt Faltenbildung vor, sondern Zedernholz, das leicht sandelholzartig duftet, nimmt Gerüche „aus dem Schuh“. Den kann man unbedenklich dem Nikolaus zum Schokolade-Hineintun anbieten.

Und in Notfällen ...
… wenn’s den Nikolaus meint: Lieber einen schnöden Pappmaché-Stiefel rausstellen als übel verquollene schiefe alte Treter!



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