Profil-Fach bewährt sich an den Gymnasien


von Tageblatt-Redaktion

Marie-Josephine Schudack aus Zescha arbeitet derzeit als FSJlerin im Stadtmuseum Hoyerswerda. Die dortige Schulausstellung erinnert an Schule zu Kaisers Zeiten. An ein Fach Profil war da nicht zu denken.
Marie-Josephine Schudack aus Zescha arbeitet derzeit als FSJlerin im Stadtmuseum Hoyerswerda. Die dortige Schulausstellung erinnert an Schule zu Kaisers Zeiten. An ein Fach Profil war da nicht zu denken.

Sachsens Bildungssystem gilt in Deutschland als Maßstab, die Gymnasien werden auch schon mal Ingenieurs-Schmieden genannt. Warum, das weiß man an den drei Gymnasien in Hoyerswerda genau: Der naturwissenschaftliche Bereich ist in den Lehrplänen ab Klasse 7 sehr ausgeprägt. Und das unabhängig von den ab Klasse 8 gewählten Profilen. Doch auch mit dem Profilunterricht genießen die Naturwissenschaften einen großen Stellenwert. Der scheint sich ohnehin zu bewähren.

Wurden früher die Klassen für die Profil-Richtungen auseinandergerissen, so bleiben sie seit der Neuregelung im Schuljahr 2005/06 bis auf drei Wochenstunden zusammen. Seitdem gibt es in Sachsen für alle Schüler der Klassen 8 bis 10 das Fach Profil. Für welches sich die Schüler in der siebenten Klasse entscheiden, hängt nicht nur von den persönlichen Neigungen, sonder auch davon ab, was das jeweilige Gymnasium anbietet.

Die beiden staatlichen Gymnasien in Hoyerswerda einigten sich darauf, dass das Lessing-Gymnasium neben seiner vertieften musischen Ausbildung als Alleinstellungsmerkmal das naturwissenschaftliche Profil hat, das Foucault-Gymnasium das sprachliche (Latein), das sportliche und das künstlerische Profil. Das Johanneum setzt wiederum neben seiner christlichen Ausrichtung auf das sprachliche Profil (Altgriechisch/ Spanisch) und „Naturwissenschaften plus“. Doch sowohl am Lessing als auch am Johanneum kann man als Schüler sein Latinum ablegen.

Der sachsenweite Kunstgriff beim Profilunterricht ist: Schüler, die Sport oder Sprache den Naturwissenschaften vorziehen, kommen an selbigen aber nicht vorbei. Und in den Profilstunden wird sehr stark fächerübergreifend gearbeitet, sowohl von der Thematik als auch von den Lehrern her. Ein jedes Gymnasium ist dabei sehr praxisbemüht, arbeitet mit externen Partnern zusammen. Und in den Klassen 9 und 10 ist die Informatik bei allen Schülern mit einer Wochenstunde Bestandteil des Profilunterrichts. Wie kreativ das alles ausgestaltet und miteinander vernetzt wird, ist Sache des Gymnasiums und wird in der Vorbereitung und Durchführung sehr ernst genommen, bietet gleichzeitig Raum für neue Unterrichtsformen.

Der Freistaat scheint mit dem Profilunterricht bis Klasse 10, dem sich dann das Prinzip der Leistungskurse anschließt, seine Ideallinie gefunden zu haben. Alle drei Gymnasien-Leiter in Hoyerswerda sind mit dem Grundprinzip zufrieden. Foucault-Leiter Uwe Blazejczyk registrierte, dass sich die Schüler in den bestehenden Klassenverbänden besser durch die Pubertät führen lassen. Katharina Michelfeit, Leiterin des Lessing-Gymnasiums, weiß, dass die neue Team-Bildung bei den Profilen die Kommunikation fördert und die Fähigkeit, sich auf andere einzustellen: „Die Schüler kommen nicht daran vorbei projektorientiert zu arbeiten.“ So, wie im Erwachsenenleben. Günter Kiefer, Leiter des Johanneums, sieht seinerseits positive Einflüsse auf den normalen Unterricht, wenn Erkenntnisse der einzelnen Profilgruppen mit einfließen. Abiturrelevant ist das gewählte Profil übrigens nicht, wohl aber sind die Zensuren versetzungsrelevant.

Die Zufriedenheit der Schulleiter mit dem Profilprinzip schließt aber nicht aus, dass man perspektivisch über das Anbieten weiterer Profile nachdenkt. Denn Stillstand wäre im Streit um die Bildungsstandorte gefährlich. Und das nicht nur für die einzelnen Gymnasien. Günter Kiefer verweist auch auf den Wirtschaftsfaktor Bildung: Neben den Arbeitsplätzen der Pädagogen hebt er vor allem darauf ab, dass die Schüler und auch deren Eltern reichlich Geld im Umfeld der Schulen und der ganzen Stadt lassen, ob es nun für Snacks, Unterrichtsmaterialien oder den Einkauf nach dem Unterricht ist.

Der gesunde Konkurrenzkampf der Gymnasien hat den Bildungsstandort Hoyerswerda gestärkt und die drei Schulen schärften ihr Profil. Am Ende ist es eine individuelle Entscheidung, die von vielen Faktoren beeinflusst wird, warum ein Kind auf dem einen und nicht auf den anderen Gymnasien lernt.

Gleichzeitig gehen die Gymnasien mittlerweile recht entspannt miteinander um, erfährt man sinngemäß von allen drei Schulleitern. Gibt es was zu klären oder zu organisieren, dann ruft man sich an. Die Tage der offenen Tür werden nacheinander ausgerichtet. Bei Olympiaden gibt es eine gute Zusammenarbeit. Und die beiden staatlichen Schulen sind zusammen im gymnasialen Netzwerk, das beim Kultusministerium angesiedelt ist, vertreten. Dass ein jeder trotzdem auf seine individuelle Leistung stolz ist und damit wirbt, versteht sich von selbst. Denn auch das beste Bildungssystem muss flexibel bleiben.



Zurück

Einen Kommentar schreiben

Es werden nur jene Kommentare veröffentlicht, die unter Angabe von Vor- und Familienname und einer gültigen E-Mail-Adresse (für Rückfragen) abgegeben wurden.

Bitte addieren Sie 3 und 9.