Plädoyer für die Schwarzkiefer


von Tageblatt-Redaktion

Der Seidewinkler Revierförster Wolfram Schiffner schätzt die Schwarzkiefer.
Der Seidewinkler Revierförster Wolfram Schiffner schätzt die Schwarzkiefer.

Nordmanntanne? Wer will die denn? Wolfram Schiffner jedenfalls nicht. Ein echter Lausitzer Revierförster, der liebt die Schwarzkiefer! Nichts anderes kommt bei ihm als Weihnachtsbaum in die gute Stube. Und auch Sie werden sie lieben, die Kiefer! Ihren herrlichen Duft nach Harz und Wald. Ihre stattliche Haltung. Ihre schier unglaubliche Resistenz gegen wohlige Zimmerwärme und trockene Heizungsluft.

„Die schönsten Weihnachtsbäume, die wachsen direkt vor der Haustür“, sagt Wolfram Schiffner. Der 62-Jährige muss es wissen. Schließlich streift er ja schon sein Leben lang durch die Wälder der Lausitz. Vor allem durch die in seinem Seidewinkler Revier. Seit 1972 ist er hier schon Revierförster – ein Urgestein unter den 24 Kollegen im Forstbezirk Oberlausitz.

Mit Kiefern kennt Wolfram Schiffner sich aus. „Viel mehr als Kiefern wächst ja hier auch nicht auf den sandigen Böden“, schmunzelt er und lässt seinen imposanten Weihnachtsmannbart wippen. Und was für Kiefern hier wachsen! Schwarzkiefern so weit das Auge reicht. Es sind viele. Zu viele, die sich gegenseitig am Wachsen hindern. Deswegen, erklärt der Förster, ist er jetzt hier.

Zusammen mit seinen Waldarbeitern vom Sachsenforst streift er durch die langen Baumreihen, zeigt auf diesen oder doch lieber auf den daneben? Kennerblicke entscheiden, wer stehenbleiben darf und wer nicht. Waldarbeiter Bernd Frommelt setzt immer wieder die Motorsäge an. „Jungwuchspflege“, heißt das beim Forst. Von den 8 000 bis 10 000 Bäumen, die auf einem Hektar Aufforstungsfläche neu gepflanzt werden, müssen alle fünf bis sechs Jahre welche raus. Damit es nicht zu eng wird im Wald.

Aber längst nicht jede Kiefer hier hat das Zeug zum Weihnachtsbaum. Höchstens jede zehnte, schätzt Wolfram Schiffner. Alles muss stimmen an einem Baum, der den strengen Blicken der Waldarbeiter standhalten kann: Vier Quirle muss er haben und gleichmäßige Triebe. Schön dicht und grün muss er sein. Keine braunen Nadeln darf er sich leisten und auch keine gelben Nadelspitzen. Nur die Vollkommenen landen auf der Ladefläche des kleinen Lieferwagens, der sie zu den Verkaufsstellen bringt. Die Schwarzkiefern aus dem Seidewinkler Revier fahren alle nach Schwarzkollm.

Manchmal, nun ja, drücken die Waldarbeiter vom Sachsenforst auch eines ihrer strengen Augen zu. Man weiß ja nie genau, was den Kunden so gefällt. „Da kommen manchmal Leute“, erzählt Wolfram Schiffner, „die laufen an hundert schönen Bäumen vorbei. Und nehmen dann einen, von dem ich nie geglaubt hätte, dass den überhaupt jemand will.“

Einmal klingelte eine Frau Mitte Januar an seinem Fosthaus und wollte noch einen Baum. Ihr Sohn sei viele Wochen lang auf See gewesen und würde erst jetzt zurückkommen. Der Junge sollte doch noch ein richtiges Weihnachten haben. „Ich hab sie mitgenommen in den Wald und ihr gesagt: Suchen sie sich den Schönsten aus“, lächelt Schiffner. Sie hat sich – natürlich – eine Schwarzkiefer ausgesucht. Viel mehr wächst ja auch nicht auf den sandigen Böden im Norden. Im Heide- und Teichland, im Hügelland und den Oberlausitzer Bergen, da stehen auch noch Omorika- und Blaufichten, die darauf warten, ein Weihnachtsbaum zu werden.

Die Oberlausitz ist der waldreichste Forstbezirk in ganz Sachsen. 120 000 Hektar Wald sind hier zu bewirtschaften. Die meisten Flächen, insgesamt knapp 83 000 Hektar, gehören privaten Waldbesitzern, weiß Forstbezirksleiter Holm Karraß vom Staatsbetrieb Sachsenforst. Das alles will gut und nachhaltig bewirtschaftet werden. Das regelmäßige Ausdünnen der Bestände gehört dazu. „Jeder verkaufte Weihnachtsbaum hilft dem heimischen Wald“, sagt Karraß. Besser geht es nicht. „Und vor allem sind die Weihnachtsbäume aus dem Forst ein klassisches Ökoprodukt – ungedüngt, ganz frisch geschlagen und gar nicht weit transportiert.“

Und deswegen wird in den Wäldern gerade in diesen Tagen wieder viel Jungwuchspflege betrieben. Wolfram Schiffner hat sich seine Schwarzkiefer für dieses Jahr schon ausgesucht. Schmücken wird er sie wie immer mit alten Holzfiguren.

Verkauft werden die Weihnachtsbäume meistens direkt an den Revierförstereien. Viele Förster bieten auch das Selberschlagen an. Nachfragen können Sie direkt bei den Förstern oder beim Sachsenforst in Kamenz (03578 338-401).



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