Neuer Knüppeldamm zum Sonnentau

Wie zwei helle Schienen ziehen sich die Balken durch das Wasser mitten im Heidemoor. Die Männer des Missionshofes Lieske balancieren auf ihnen entlang, bringen die ersten Bohlen. Der Akkuschrauber treibt die Schrauben aus rostfreiem Edelstahl ins Holz, verbindet Bohle und Balken. Eine Probeschraubung. „Die Balken müssen noch ein paar Tage liegen, sich einschwimmen“, sagt Zimmermeister Benito Haschke. Hinter ihm und seinen Leuten vom Missionshof liegen Tage schwerer körperlicher Arbeit. „Hier kann man keine schwere Technik einsetzen.“ Vor einer Woche haben sie angefangen, den alten Bohlenweg abzureißen. Auch die alten Balken zogen sie raus. Es sind Eisenbahnschwellen, die man hier einst verlegte. „Wir werden sie als Sondermüll entsorgen“, sagt Forstrevierleiter Michael Dobisch. Natürlich, hölzerne Eisenbahnschwellen sind einst getränkt worden gegen Schädlingsbefall. Erst später wusste man, wie hochgiftig das Zeug ist.
Forstbezirksleiter Holm Karraß ist zufrieden, dass der Bohlenweg so erneuert werden kann: „Wir sind eben nicht nur für die Waldpflege und die Holzernte zuständig, sondern auch für solche Dinge.“ Der größte Teil des Moores gehört zwar dem Kloster St. Marienstern, doch hier gibt es auch Privatbesitz und staatliches Eigentum. Der Bereich der alten Torfstiche, die bis zu drei Meter mächtig sind, gehört mitten im Heidemoor dazu. Der alte Knüppeldamm war marode.
An seinen beiden Enden steht zwar „Betreten auf eigene Gefahr“, doch die Forstbehörde wollte den Zustand verbessern. Und wenn schon, dann richtig. Rund 11 000 Euro kostet die Erneuerung des sechzig Meter langen Pfades, der nach seiner Fertigstellung 1,10 Meter breit sein wird. Verwendet wird heimisches Holz von Eichen aus dem Waldbestand des Missionshofes, die einem der schweren Stürme zum Opfer fielen. Im Missionshof wurden die Balken gesägt, die zugeschnittenen Bohlen auf der Oberseite gefräst, um gerade dann, wenn es glatt oder glitschig ist, dem Benutzer des Knüppeldamms besseren Halt zu bieten.
Die heimische Komponente freut die Forstbehörde. Dass der Missionshof mit behinderten Menschen arbeitet – diese soziale Komponente ist dem Forstbezirksleiter ebenfalls wichtig. Er mag den Knüppeldamm. Zum einen ist es wirklich eine idyllische Ecke des Dubringer Moores, zum anderen die einzige Möglichkeit, dass man mitten im Naturschutzgebiet legal von den eigentlichen Wegen abkommen darf, und somit für Erholungssuchende und Naturfreunde interessant.
Direkt vom Knüppeldamm aus kann man den fleischfressenden Sonnentau betrachten. Holm Karraß eilt von Pflanze zu Pflanze, zeigt auf die abgeblühte Glockenheide, das Sumpfblutauge und den Sumpfporst. Am Horizont schweift derweil ein Seeadler über die Baumwipfel. Und am späten Nachmittag, so weiß Michael Dobisch, hört man hier bis zum Abend wunderbar die eindringlichen Brunftschreie der Hirsche.
Kommende Woche haben die Bohrschrauber reichlich zu tun. Spätestens zum ersten Oktoberwochenende werden sie aber verstummt sein. Dann ist der neue Knüppeldamm fertig. Das unbehandelte Eichenholz wird sich dann immer noch auffallend hell von den erdigen Farben des alten Torfstichs abheben. Und Michael Dobisch hofft, dass der neue Weg nun so zwanzig Jahre halten möge. Wenn er es länger durchhält, soll es den Forstleuten nur recht sein.
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