Neue Millionen-Röhre für das Krankenhaus
Am Lausitzer Seenland-Klinikum wird derzeit an vielen Stellen gebaut. Technik-Leiter Alexander Retschke zählt an die zehn Einzelprojekte auf. In der Praxis im Medizinischen Versorgungszentrum, in der es Ende September brannte, wird gerade der Estrich erneuert. Die vom Brand betroffene Zahnarztpraxis nimmt jetzt wieder ihren Betrieb auf. Die Urologische Praxis, derzeit im Gebäude in einem Ausweichquartier untergebracht, soll laut Retschke im ersten Quartal 2012 wieder zurückziehen können.
Gestern begann zudem der Umbau des Haupteingangs zum Klinikum. Eine Drehflügeltür soll künftig die alte doppelte Automatik-Schiebetür ersetzen, Wärmeverluste verringern und im Foyer für eine zugluftfreie Atmosphäre sorgen. Wenn hier alles fertig ist, können die Besucher ihre Jacken an der Garderobe abgeben und im Café hat man gut im Blick, wer kommt oder geht. Ideal zum Warten. Weihnachten sollen diese Arbeiten abgeschlossen sein. Dann ist auch der neue Magnetresonanztomograf (MRT) in Betrieb gegangen.
In der Radiologie im Untersuchungs- und Behandlungstrakt schwebte gestern der 5,5 Tonnen wiegende 1,5-Tesla-MRT ein. Extra dafür hatte man die Fassade des U&B-Traktes geöffnet und alle erforderlichen Anschlüsse vorbereitet. Denn das im Tomografen eingefüllte Helium muss dauerhaft tiefgekühlt werden und das gleich nach der Installation.
Bereits beim des U&B-Traktes hatte man an den neuen MRT gedacht. Doch für das medizinische Gerät selbst Baugab es damals keine Fördermittel und das Hoyerswerdaer Krankenhaus hatte kein eigenes Kapital in dieser Größenordnung. Heute sieht das anders aus. Immerhin kostet das Untersuchungsgerät rund 1,7 Millionen Euro. Es wird im Dezember den alten Tomografen, der im Komplement des Klinikum-Gebäudekomplexes steht, ablösen.
Die Mediziner versprechen sich von dem Gerät noch bessere, detailliertere Untersuchungsergebnisse. Das Klinikum stemmte den Erwerb aus eigener Kraft. Gebaut wurde es von Siemens in Erlangen. Rund 1 000 Stück werden jährlich weltweit ausgeliefert, war vor Ort zu erfahren. Das Hoyerswerdaer Exemplar soll in der Radiologie nun ungefähr zehn Jahre lang arbeiten.
Kliniken kämpfen um den Schwerpunkt-Status
Die Bemerkung vor einigen Wochen ließ aufhorchen. Bei einer Veranstaltung zur Gesundheitsversorgung der Oberlausitz in Görlitz gab ein Referatsleiter des Sächsischen Sozialministerium zu verstehen, dass der Status Schwerpunktkrankenhaus für das Lausitzer Seenlandklinikum Hoyerswerda perspektivisch zur Debatte steht. Träger sind die Stadt Hoyerswerda und die Sana-Kliniken.
Die Oberlausitzer Kliniken, deren Gesellschafter der Landkreis Bautzen ist, können sich ihrerseits wiederum Hoffnung auf diesen Status machen. Der Antrag auf Anerkennung ist jedenfalls gestellt. Die Bemerkung kam auch in Hoyerswerda an. Klinikums-Geschäftsführer Andreas Grahlemann sieht derzeit keinen erkennbar vernünftigen Grund, warum seinem Haus im Rahmen der Krankenhausplanung der Status entzogen werden sollte. Was dann – ein politischer Verdrängungswettbewerb? Immerhin ist es nicht nur eine Prestigefrage, ob man Schwerpunktkrankenhaus oder eines der Regelversorgung ist.
Auf Anfrage betont das Landratsamt Bautzen gegenüber dieser Zeitung, dass der Kreis „weder offen noch mit Lobbyarbeit die Verdrängung des Seenland-Klinikums“ forciert. Weiterhin sagt Franziska Snelinski, Büroleiterin Landrat: „Mit dem Ziel einer engen Kooperation hat Herr Landrat Harig nach der Kreisgebietsreform alle Geschäftsführer und Ärztlichen Leiter der Krankenhäuser des Landkreises Bautzen an einen Tisch geholt. Diese Gespräche haben schon zweimal stattgefunden. Vertreter des Seenlandklinikums waren auch dabei.“
Zurzeit läuft die Krankenhausplanung des Sächsischen Sozialministeriums für die Jahre 2012 und 2013. In ganz Sachsen sollen mehrere hundert Betten gestrichen werden. Wie stark das die Krankenhäuser der Region trifft, wird man sehen. „Der Landkreis Bautzen hat kein Interesse daran, dass das Seenlandklinikum seinen Status als Schwerpunktversorger verliert“, so Franziska Snelinski weiter.
Hoyerswerdas Oberbürgermeister Stefan Skora, gesetzlicher Gesellschaftervertreter in der Lausitzer Seenland-Klinikum GmbH, ist dennoch vorsichtig. Der Mitgesellschafter ist informiert. Auf der Gesellschafterversammlung wird das Thema eine Rolle spielen. „Alles, was im Rahmen der Krankenhausplanung möglich ist, werden wir ausschöpfen“, so Skora. „Das Klinikum ist unser größer Arbeitgeber und es schreibt schwarze Zahlen. Warum also was ändern?“
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