Mit Psychologie und viel Streusalz

Deeskalation. Christiane Laurin weiß um die Strategien, mit denen sie aufgebrachte Anrufer wieder beruhigen kann. Jedenfalls die meisten. Wenn sich die Beschwerden über nicht oder schlecht geräumte Straßen häufen, weiß sie ohne rauszugucken, dass Winterzeit ist.
Die beginnt für Winfried Zinke, wenn er von seinem Chef erfährt, dass er im Dezember und Januar nicht in den Süden fliegen kann, das alle Mitarbeiter Urlaubssperre haben. Für Gottfried Jurisch fängt der Winterdienst genau genommen schon im Frühsommer an. Wenn er Salz und Streusplitt bestellt, wenn die gesamte Winterdiensttechnik durchgecheckt wird. Aber richtig mittendrin im Winter ist er auch erst dann, wenn er seinen Platz im Büro mit dem am Steuer eines Räumfahrzeuges vertauscht. Der Wintereinbruch vor einigen Tagen war für alle Mitarbeiter des Bernsdorfer Bauhofes lediglich so etwas wie eine Art Aufwärmprogramm für all das, was in den kommenden Monaten auf den Bauhof und seinen Fahrzeugpark zukommen wird.
Der Bauhof fühlt sich jedenfalls gut gerüstet. Vor Salzmangel hat man dort keine Angst. Vom vorigen Winter waren noch etliche Tonnen übrig. Insgesamt haben sie in Bernsdorf und Wiednitz nun rund 25 Tonnen Salz zur Verfügung. In dieser Woche wurde noch Streusplitt geliefert. Etwa 100 Tonnen haben sie nun. Das, was sie gebunkert haben, entspricht den Anforderungen eines strengen Winters.
Gottfried Jurisch weiß, dass, wenn es wieder einmal ununterbrochen schneit, die Erwartungshaltung an den Winterdienst hoch ist. „Wir haben in Bernsdorf rund 130 Straßenkilometer.“ Welche Straße da zuerst geräumt wird, legt eine mit der Stadt abgesprochene Prioritätenliste fest. In vier Kategorien werden die Straßen eingeteilt. Die meisten Straßen Bernsdorfs befänden sich in der zweiten Kategorie. Aber auch dort, das hat die Erfahrung gezeigt, können die wenigen Mitarbeiter an manchen schneefallreichen Tagen nicht immer rechtzeitig die Straßen freihalten.
Dann klingelt im Bernsdorfer Bürgerbüro das Telefon häufiger als sonst. Christiane Laurin nimmt an solchen Tagen bis zu 40 Anrufe entgegen. Am anderen Ende der Leitung: erboste Bürger, die nicht verstehen, warum man in ihrer Straße noch nicht geräumt hat. Ihr stärkstes Argument in diesen Gesprächen ist da meist einmal, dass „wir ja nun Winter haben“, so die 49-jährige Leiterin des Bürgerbüros. In den vergangenen Jahren hat sie den Eindruck bekommen, dass „die Beschwerden zunehmen, die Leute immer fordernder werden“.
Aber was soll sie denn auch anderes tun, als zu beschwichtigen und zu beruhigen. Mehr als arbeiten können die sieben Beschäftigten des Bauhofes ja nun schließlich auch nicht. Mit zwei Räumtraktoren und vier Multicars sind sie, wenn der Winterdienst ausgerufen wird, im Stadtgebiet und in den Ortsteilen unterwegs. Der 59-jährige Winfried Zinke arbeitet in der Werkstatt des Bauhofes. Er ist dort auch „Springer“, was nichts anderes heißt, dass er im Winter auch eines der Räumfahrzeuge fährt. Seit über 20 Jahren macht er das schon.
Wie wird der diesjährige Winter? Er hebt die Augenbrauen. „Ganz anders als der vorherige“, meint Zinke. Er schaut, wie die übrigen Mitarbeiter des Bauhofes, bei den Wetternachrichten nun genauer hin. Gottfried Jurisch macht das ohnedies. Damit er sich einstellen kann auf seinen nächsten Einsatz. Mit dem Multicar oder auf einem der beiden Traktoren, die mit Schneepflügen ausgerüstet sind. Denn: „Dieser Winter wird auf keinen Fall so mild werden wie der im vergangenen Jahr“, so der Bernsdorfer Bauhof-Chef.
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