Mehr Platz für die Post


von Tageblatt-Redaktion

Vor zwei Wochen ist der Zustellstützpunkt der Deutschen Post AG in Hoyerswerda von der Hauptpost in die Schulstraße umgezogen. Für Sylvia Uhlmann und ihre Kolleginnen ist jetzt mehr Platz beim Sortieren der Sendungen.
Vor zwei Wochen ist der Zustellstützpunkt der Deutschen Post AG in Hoyerswerda von der Hauptpost in die Schulstraße umgezogen. Für Sylvia Uhlmann und ihre Kolleginnen ist jetzt mehr Platz beim Sortieren der Sendungen

Ein einzelner Brief ist leicht. Ein paar hundert davon sind ziemlich schwer, vor allem wenn sie sich in den Taschen eines Fahrrads befinden. Um die 20 Kilogramm Gewicht zerren dann am Lenker und natürlich den Armen der Postfrauen, die die Fahrräder bei Wind und Wetter bewegen müssen. Die Briefzustellerinnen haben sich daran gewöhnt. Sylvia Uhlmann ist beispielsweise 32 Jahre dabei und mag die Arbeit immer noch gern. Erst kürzlich ist sie mit ihren Kolleginnen und dem gesamten Zustellstützpunkt umgezogen – von der ehemaligen Hauptpost in der Friedrichsstraße, die ab Juli zur Arztpraxis umgebaut werden soll, in den Nahversorgerkomplex in der Schulstraße.

Hier hatte vor ein paar Jahren schon mal die Polizei ihr Übergangsrevier aufgeschlagen. Jetzt nutzt es die Deutsche Post AG. Nein – kein Provisorium, sondern eine lang angelegte Lösung, wie Ria Ulbrich sagt. Sie schwärmt von den besseren Bedingungen: Mehr Platz, mehr Licht und in den Bereichen, in denen die Sendungen bewegt werden, geschieht nun alles auf einer Ebene.

Ria Ulbrich ist die Betriebsleiterin des Zustellstützpunktes Hoyerswerda. Von hier aus werden 11 Stützpunkte im Gebiet zwischen Weißwasser, Lauchhammer und Neschwitz geleitet. Dazu gehört der in der Schulstraße (nur für Briefe zuständig) und der in Nardt, wo es um Fracht und große Briefe geht. Während das mit den Postautos erledigt wird, starten die Frauen in der Altstadt mit den Fahrrädern. Sechs Tage die Woche. „Wir haben den Auftrag, in Deutschland jede postalische Adresse zu bedienen – ob Hallig, Spreewald oder Zugspitze“, sagt Ria Ulbrich. Allerdings suche man den Adressaten bei fehlerhaften oder unvollständigen Beschriftungen nicht bis zuletzt. Das lässt die Zeit gar nicht zu.

Denn bevor Sylvia Uhlmann und ihre Kolleginnen an einem ganz normalen Arbeitstag das erste Mal in die Pedalen treten, ist stundenlange Vorbereitung angesagt. Früh morgens werden per Transporter vom Briefzentrum Bautzen die ersten gelben Kisten angeliefert, gefüllt mit den für die einzelnen Zustellbezirke vorsortierten Briefen. Allerdings hat jede Zustellerin ihre Gangfolge, in der sie in ihrem Bezirk die Briefsendungen zustellt. Und so werden per Hand die einzelnen Sendungen so sortiert, dass es unterwegs für den Austräger Sinn macht. Es gibt Zustellerinnen, die das vor der Fahrt selbst tun. Und es gibt auch Regelungen, dass eine Kollegin sortiert, eine andere dann aber die Post ausfährt.

 Vier der neun Zustellbezirke in der Hoyerswerdaer Kernstadt werden vom Stützpunkt in der Schulstraße aus bedient. Die Zustellerinnen der fünf Neustadt-Bezirke starten vom Stützpunkt in der Niederkirchnerstraße, wohin die Sendungen für den Tourstart wiederum per Auto gebracht werden. Die fünf Neustadtbezirke teilen sich zehn Mitarbeiterinnen. Jeweils eine bereitet vor und die andere fährt aus. In der Woche darauf wird gewechselt. Wenn mal eine ausfällt oder es anderweitig so sein muss, dann übernimmt eine Kollegin auch beides – Sortieren und Ausfahren. Eine Frage der Organisation des Dienstplans.

Organisation ist ohnehin alles. Keine der Zustellerinnen muss während einer Tour zum Stützpunkt zurück. Aufgefüllt werden die Räder unterwegs. Die vorsortierten Post-Kisten werden von Subunternehmern der Post AG zu den Ablagestellen gebracht. Die befinden sich teilweise in den Hochhäusern, teilweise in unauffälligen grauen Kästen, derer es 50 bis 60 Stück im Stadtbild gibt. Hier beladen die Zustellerinnen ihre Fahrräder neu und weiter geht’s. Wenn die letzten Sendungen um 15 oder 16 Uhr zugestellt sind, hat jede der Postfrauen bis zu 800 Standard-Briefe und 500 Sendungen im A5- und A4-Format zugestellt – bei 35 Grad im Schatten, bei eisiger Kälte oder strömendem Regen. Lediglich bei Blitzeis wird gestoppt.

Doch am Ende der Zustellrunde ist die Arbeit noch nicht getan. Zurück im Stützpunkt werden die Einschreiben nachgearbeitet, Sendungen, die nicht zustellbar waren oder nicht abgenommen wurden, ans Briefzentrum Bautzen zurückgesandt. Erst dann ist Feierabend, werden die Fahrräder mit ihren Lastengepäckträgern und massiven Ständern in der Fahrradgarage geparkt. Die Räder müssen einiges aushalten. Bis zu fünfzig Kilo Post werden pro Fuhre auf die Räder gewuchtet. Da bleiben Probleme nicht aus. Einmal pro Woche schaut daher ein Mechaniker nach den Rädern, wartet und repariert sie. Für alle Fälle steht auch stets ein Ersatzrad bereit.

Das Fahrrad wird auch in den nächsten Jahren Transportmittel Nummer 1 bei der innerstädtischen Briefzustellung bleiben. Das Postgeschäft selbst macht aber ein ständiges Auf und Ab mit. Seit Jahren schon teilt sich die Post nun den Markt mit den kleinen privaten Postunternehmen. Und auch die Art der Sendungen ändert sich. „Grußkarten und Liebesbriefe werden deutlich weniger verschickt als früher“, weiß Ria Ulbrich. Urlaubskarten und Rechnungen gehen immer noch ganz gut. Das Internet trägt seinen Teil zur Umwälzung bei. Während das Online-Shopping einerseits dafür sorgt, dass etliche Versandriesen künftig auf ihre dicken Kataloge verzichten wollen, bringt der Versand genau dieser online gekauften Dinge natürlich ein wachsendes Geschäft für die Post bei den Paketen.



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