Keine Show ohne Feuerwehr


von Tageblatt-Redaktion

Feuerwehrmann Dietmar Scholtke war bei der Aufführung des Traumzauberbaums die Brandschutzwache.
Feuerwehrmann Dietmar Scholtke war bei der Aufführung des Traumzauberbaums die Brandschutzwache.

Den Blick in Lakomys Umkleideraum kann sich Dietmar Scholtke sparen. „Wenn der raucht, geht der nach draußen, vor die Halle“, hat der Feuerwehrmann gesehen, als er die Lausitzhalle über den hinteren Bühneneingang betritt.
Künstler darauf hinzuweisen, in der Garderobe auf keinen Fall zur Zigarette zu greifen, das gehört an diesem Tag mit zu Scholtkes Aufgaben. Allerdings müsse man dieses Anliegen „überaus höflich, aber natürlich mit einer gewissen Bestimmtheit vermitteln“, erzählt der 50-Jährige.

Wenn der bei der Hoyerswerdaer Berufsfeuerwehr arbeitende Mann einen Brandschutzsicherungdienst für eine Veranstaltung in der Lausitzhalle übernimmt, gehört die Künstlergarderobe mit zu den Bereichen, wo er auf die Einhaltung der Brandschutzbestimmungen achten muss. Er habe jedoch schon englische Musiker erlebt, die seine Anweisung ignoriert hätten. Und? „Ich habe denen mit einem Anruf bei der Polizei gedroht“, berichtet Scholtke. Der Wink mit der Polizei helfe immer.

Früher, zu Vorwendezeiten, erinnert sich der seit 28 Jahren bei der Berufsfeuerwehr tätige Lohsaer, da habe man solche Zuwiderhandlungen sofort reglementieren können. Ja, früher, da hieß die heutige Brandsicherheitswache noch Theaterdienst, gab es auch noch keinen Wach- und Sicherheitsdienst GmbH (WSG), der seit drei Jahren einen Mitarbeiter für den Brandschutzsicherungsdienst abstellt. Waren es in den Jahren zuvor zwei Feuerwehrleute, habe man sich aus Kostengründen für diese Lösung entschieden, verrät Bernd Zobel, der Technische Leiter der Lausitzhalle.

Ein Feuerwehrmann und ein WSG-Bediensteter sorgen dafür, dass die rund 100 Veranstaltungen, die jährlich in der Lausitzhalle stattfinden, im wahrsten Wortsinne reibungslos über die Bühne gehen. Der rund 550 Quadratmeter große Bühnenbereich steht da im Mittelpunkt dieses Dienstes.

Das Kinder- und Familienmusical „Der Traumzaubermann 3“ mit Reinhard Lakomy gehört an diesem Tag aus brandschutztechnischer Hinsicht nicht unbedingt zu den Aufführungen, die für eine erhöhte Pulsfrequenz beim Brandschutzsicherungsdienst sorgen. Der Grund: weder wird auf der Bühne geraucht noch eine Nebelmaschine benutzt und Pyrotechnik kommt ebenfalls nicht zum Einsatz.

Eine halbe Stunde vor Beginn der Vorstellung ist Scholtke eingetroffen. Vom Technischen Leiter hat er die Checkliste mit den Stationen bekommen, die auf einem Rundgang kontrolliert werden müssen. Im Keller geht es zuerst zur Sprinkler-Anlage. Der Druck auf die Leitung ist okay: 7,3 bar. Einen Raum weiter wirft er einen Blick auf den unteren Bereich der Drehbühne. Im gesamten Bühnenraum werden bei den Vorstellungen die hochsensiblen Brandmelder abgeschaltet. Denn: „Dafür haben wir ja hier nun die Feuerwehr“ , so der 56-jährige Zobel. Er erzählt von dem chinesischen Zauberkünstler, der für seinen Auftritt unbedingt auf seiner Brandpaste bestand. Weil es Verständigungsprobleme gab, so Zobel, und „weil ich den Gefährdungsgrad dieser Paste nicht einschätzen konnte“, habe er damals noch einen Löschzug angefordert.

Auf dem Weg nach oben, auf die Brücke, dort, wo alle Scheinwerfer angebracht sind und es „zwischen 50 und 60 Grad warm ist“, schaut Scholtke nach den Fluchttüren, den Feuerlöschern und Wandhydranten .
Weil die Lausitzhalle zu den Großbühnen gehört, muss laut Versammlungsstättenverordnung bei jeder Veranstaltung eine Brandschutzwache anwesend sein.

Feuerwehrmann Scholtke betritt den Bühnenvorraum, geht zu dem für den Brandschutz eigens eingerichteten Platz, der sich unmittelbar an der Bühne befindet, wirft einen Blick durch den Sehschlitz. Der WSG-Mann ist nun eingetroffen, nimmt auf der anderen Bühnenseite Platz, Scholtke steht am Inspizientenpult, beobachtet von dort das Musical. Rund zehn Mal im Jahr lässt er sich zu einer Brandschutzwache einteilen. „Ich finde es interessant, die bekannten Künstler aus der Nähe zu beobachten“, meint er. Gelegentlich werde er von Freunden beauftragt, sich Autogramme geben zu lassen. Nach 80 Minuten ist der Traumzauberbaum passé. Scholtke dreht noch eine Runde durchs Haus. Wenig später händigt er Zobel das Brandschutzprotokoll aus. Alles okay.

Es geht zurück zur Feuerwache. Noch ein paar Stunden, dann hat er Feierabend. Daheim wird er seiner Frau erzählen, wie er denn so hinter der Bühne ist, der Lakomy.



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