Kaufhaus sucht Zukunft

Mit der Debatte um den Neubau des Lauencenters in Bautzen rückt auch das Stadtzentrum von Hoyerswerda wieder in das Feld der Betrachtung. Was passiert beim Thema Handel eigentlich in der Stadt an der Elster, die sich so vehement gegen den Neubau in der Spreestadt wehrt? Eigentlich hätte man es hier ganz einfach: Es gibt ein bestehendes Warenhaus mit einem sehr offenen Grundriss, das einfach nur reaktiviert werden müsste. Bebauungspläne und alle anderen erforderlichen zeitintensiven Genehmigungsvorgänge wären hier nicht erforderlich oder nur in einem kleineren Rahmen als bei einem Neubau. Doch das ist trotzdem mit viel Geld verbunden.
Als Centrum-Warenhaus wurde das Kaufhaus am 28. Juni 1968 eröffnet. Damals war es praktisch das Stadtzentrum in der Neustadt und erwarb sich dank seines Angebots einen weit strahlenden guten Ruf. Mit der Übernahme durch Karstadt und der Investition von rund 20 Millionen Euro wurde dieser Ruf nach der Wende ausgbaut. In der Kombination mit C&A und dem Lausitz-Center wurde das Herz der Neustadt schließlich zu einem wahren Einkaufszentrum und Karstadt investierte dafür weitere 30 Millionen Mark in sein Objekt.
Doch nach nicht einmal zehn Jahren funktionierte das Kaufhaus nicht mehr wie gewohnt. 2004 erhielt das Haus einen internen Sonderstatus, am 14. April 2007 schloss Karstadt die Pforten, um ein Vierteljahr später sein Schnäppchencenter zu eröffnen. Erst auf zwei Etagen, wenig später nur noch im Erdgeschoss.
Das Kaufhaus ist zum Problemfall des Stadtzentrums, vielleicht sogar der ganzen Stadt geworden. Rundherum hat die Stadt Hoyerswerda zusammen mit ihren Tochterunternehmen kräftig investiert. Die Bautzener Allee wurde umgebaut und die Zentrale Abfahrtsstelle geschaffen. Anstelle des Hochhauses Bautzener Allee 32 schuf die Wohnungsgesellschaft den Skulpturengarten. Auf der anderen Seite wurde soeben erst der Zentral-Park eingeweiht, der durchaus auch Bestandteil einer Landesgartenschau sein könnte. Die Städtischen Wirtschaftsbetriebe stecken viel Geld in die Lausitzhalle, deren leerstehende Bürohälfte von Volkshochschule und Musikschule belebt wird. Wenn es im Stadtzentrum noch etwas Grundlegendes zu kritisieren gibt, dann bleibt eigentlich nur das Kaufhaus inklusive des ungepflegten hauseigenen Parkplatzes und des ebenfalls nicht sehr attraktiven Wirtschaftshofes. Das Schnäppchencenter ist einfach nur in Betrieb. Dass die oberen Ertagen leer stehen, bekommt man von außen nicht mit. Somit sichert die Notbewirtschaftung wenigstens, dass es keine zugenagelten Schaufenster im Stadtzentrum gibt.
An die derzeitigen Kaufhaus-Besitzer, die Karstadt Immobilien GmbH & Co Objekt Hoyerswerda KG, eine Tochter der KQMT Immobilien Beteiligungsgesellschaft mbH Düsseldorf, ist nur schwer heranzukommen. Es halten sich hartnäckig die Gerüchte, dass das Lausitz-Center seine Ladenpassage perspektivisch zumindest ins Kaufhaus-Erdgeschoss auszudehnen gedenkt. Das allgemeine Schweigen zu diesem Thema kann man auslegen, wie man will. Das Marketingkonzept der Stadt Hoyerswerda, immerhin so von den Stadträten gebilligt, meint hingegen, dass das Haus mit einem neuen Nutzungskonzept betrieben werden sollte. Das würde auch noch funktionieren, wenn es in einer Etage Handel gibt. Das Konzept nennt als Ideen eine virtuelle Ausstellung, Gastronomie und eine riesige Modellbahnanlage. Und was denken Sie?
SZ und TAGEBLATT haben eine telefonische Umfrage initiiert, die jetzt anläuft. Wir stellen Ihnen dabei fünf Fragen, die alle mit „Ja“ oder „Nein“ oder „Weiß nicht“ beantwortet werden können:
1. Ist Hoyerswerda für Sie eine Einkaufsstadt?
2. Würden Sie es begrüßen, wenn das Karstadt-Gebäude abgerissen würde?
3. Würden Sie es begrüßen,wenn das Karstadt-Gebäude wieder komplett für den Handel genutzt wird?
4. Wäre es für Sie attraktiv, wenn sich das Lausitz-Center ins Karstadt-Gebäude erweitert?
5. Würden Sie eine Freizeitnutzung des Karstadt-Gebäudes (z.B. als Casino, Riesen-Modellbahnanlage oder Ähnliches) gut finden?
Wenn Sie an dieser Umfrage teilnehmen wollen, rufen Sie zum Ortstarif die Telefonnummer 03571 48705390 an. Die Nummer ist bis zum Donnerstag, dem 25. August 2011, geschaltet. Die Ergebnisse der Umfrage werden im TAGEBLATT veröffentlicht. Und vielleicht gibt es bis dahin auch schon wieder neue Erkenntnisse zur Perspektive des Kaufhauses im Herzen der Hoyerswerdaer Neustadt.
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