In Trauerkleidung zur Kultur-Finanzsitzung


von Tageblatt-Redaktion

Vor der Abfahrt nach Görlitz: Ganz in Schwarz machten sich die Mitarbeiter der Zoo, Kultur und Bildung gGmbh gestern auf den Weg. Foto: MK
Vor der Abfahrt nach Görlitz. Ganz in Schwarz machten sich die Mitarbeiter der Zoo, Kultur und Bildung gGmbh gestern auf den Weg

Auf der einen Seite recht zufrieden war Carmen Lötsch, die Chefin der städtischen Zoo, Kultur und Bildung gGmbH Hoyerswerda, gestern nach der Sitzung des Kulturkonventes Oberlausitz-Niederschlesien, der über ein Umlagesystem in den Kreisen Bautzen und Görlitz Kultureinrichtungen fördert. „Wir sind froh, dass nächstes Jahr die Kürzungen nicht so hoch ausfallen werden, wie es ursprünglich einmal geplant war“, sagte sie nach der Sitzung in Görlitz.

Über die Kulturraumförderung werden mit Ausnahme der Volkshochschule alle ZooKultur-Betriebsteile gestützt, also sowohl Zoo und Stadtmuseum als auch Bibliothek und Musikschule. Was bei den zunächst ins Auge gefassten Kürzungen zu befürchten stand, war gestern auf einem Plakat zu lesen, das neben dem geschlossenen Zoo-Eingang angebracht war: „Stirbt die Kultur, stirbt die Stadt Hoyerswerda“. Und nicht nur der Zoo war gestern zu, sondern auch das Schlossmuseum. Denn Carmen Lötsch und Volkshochschuldirektor Detlef Heuke als ZooKultur-Betriebsratschef hatten gut drei Dutzend ihrer Leute gebeten, mit ihnen in Görlitz Flagge zu zeigen. Man vereinbarte, als Zeichen für den Ernst der Lage schwarze Kleidung zu tragen, denn die ZooKultur hat aufgrund der städtischen Spar-Politik ohnehin schon rund 560 000 Euro weniger im Jahr zur Verfügung.

Den drei Konventsmitgliedern, also den Landräten der Kreise Bautzen und Görlitz sowie dem Vertreter der Stiftung für das sorbische Volk, sowie ihren Beratern hatten die ZooKultur-Angestellten ein ebenfalls dunkel gehaltenes Flugblatt mit nach Görlitz genommen;  Aufschrift ein Dietrich-Bonhoeffer-Zitat: „Kultur ist der Spielraum der Freiheit“. Aufgeführt sind darin unter anderem Forderungen, die trotz des gestern ins Auge gefassten Beschlusses, für nächstes Jahr nicht so stark zu kürzen, noch immer im Raum stehen. Da heißt es zum Beispiel, die jährliche Salamitaktik, die eine langfristige Planung verhindere, müsse ein Ende haben. Verlangt werden stattdessen „klare Worte, klare Vorgaben, klare Entwicklungsziele – auf die wir uns einstellen können“. Carmen Lötsch sagt, es wäre sinnvoll, künftig immer für mindestens drei Jahre am Stück festzulegen, wie viel Geld es gibt: „Optimal wären fünf Jahre.“

Verlangt wird von den ZooKultur-Leuten auch Transparenz: „Der Kulturraum muss offenlegen, welche Einrichtungen wie viel Geld erhalten und dies kurz begründen. Besucherzahlen sollen eine Rolle spielen.“ Dass der Zoo, der ursprünglich gemeinsam mit ähnlichen Einrichtungen der Region hatte am meisten bluten sollen, da gute Ergebnisse vorweisen kann, glaubt man bei der ZooKultur ganz fest. Nur 21 Prozent seiner Besucher kommen, so gestern vorgelegte Zahlen, nämlich aus Hoyerswerda. Weitere 29 Prozent sind anderswo in den Kreisen Bautzen und Görlitz zu Hause. Die restliche Hälfte der Gäste aber stammt von außerhalb.

Und für wie wichtig die ZooKultur-Leute das für die Stadt halten, sagt folgender Passus im Flugblatt: „Unsere Stadt wird kleiner. Ja! Aber wir sind trotzdem die zweitgrößte Stadt im Landkreis. Hoyerswerda hat kein teures Theater. Wir finden: Davon profitieren die Theaterstandorte. Wir wollen dafür unsere Einrichtungen behalten und erhalten können.“ Wie der Kulturraum, der auch KulturFabrik und Bergbaumuseum stützt, dabei langfristig helfen wird, ist unklar. Denn ein Teil der geplanten Kürzungen wird wohl durch eine Entnahme von seinem Sparguthaben aufgefangen. Irgendwann ist es aber leer. Und zudem gilt immer noch die Regel, nach der das Land Sachsen Kulturräumen weniger Geld gibt, die ihrerseits Kultur-Ausgaben kürzen. Dass das in Zeiten klammer Kommunen fast alle betrifft, ist klar.



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