In Sabrodt stehen die Zeichen auf Wachstum


von Tageblatt-Redaktion

Industrie-Romantik in der Giesserei Sabrodt
Industrie-Romantik in der Giesserei Sabrodt

Betrieb sucht händeringend Auszubildende

Als die Eisengießerei der slr-Elsterheide GmbH in Sabrodt vor zweieinhalb Jahren die ersten Lehrverträge überreichte, wendete sich die Geschäftsleitung an die Jugendlichen mit den Worten: „Nach eurer erfolgreichen Ausbildung will ich euch alle wiedersehen!“ Nun, zwei der damaligen Lehrlinge haben in diesem Jahr mittlerweile ihre Ausbildung zum Instandhalter abgeschlossen und sind von der Gießerei in ein festes Vollzeit-Arbeitsverhältnis übernommen worden. Die anderen 14 Azubis werden jetzt nach und nach fertig. „Das ist eine stabile Truppe“, sagt Geschäftsführer Thomas Kujau. Wer während der Ausbildung gut arbeitet, bekommt in dem Betrieb garantiert eine Anstellung. „Wir bilden hier unsere zukünftigen Arbeitskräfte aus, die hier in der Region bleiben können“, so der Geschäftsführer. Bis zu sieben neue Lehrlinge – künftige Mechatroniker, Gießereimechaniker und Instandhalter – könnten 2013 eingestellt werden. Aber: „Es sieht schlecht aus“, sagt Thomas Kujau. Es gibt kaum Bewerber für die Stellen, so gut wie keine Kandidaten. Dabei hätten die Jugendlichen praktisch ihren Arbeitsplatz sicher. Klar, zimperlich sollten die potenziellen Azubis nicht sein, keine Angst vor körperlicher Tätigkeit oder Schmutz haben. „Das ist teilweise harte, ehrliche Arbeit“, so die Worte des Geschäftsführers. Seit 2010 bildet die Gießerei in Sabrodt aus. Das Unternehmen arbeitet dabei bekanntlich mit der Gesellschaft für Aus- und Fortbildung (GAF) in Hoyerswerda zusammen, „ein guter, verlässlicher Partner“, wie der Geschäftsführer urteilt. Abwechselnd sind die Jugendlichen dabei in der Lehrwerkstatt im Industriegelände und natürlich im Betrieb tätig. Um den jungen Menschen die Arbeit in der Gießerei näher zu bringen, bietet die slr-Elsterheide Firmenführungen für Schulklassen an. Bei Interesse kann man sich dafür anmelden (G 03564 38687414) oder per
mail ausbildung@slr.de


Zwei neue Öfen sichern die steigende Produktion

Die Mitarbeiterzahl in der Gießerei wächst weiter, ebenso wie die Produktion. Mit 55 Beschäftigten startete die slr-Elsterheide 2009; zwei Jahre später waren es schon rund 300 Mitarbeiter. Aktuell sind es 370 Gießereibeschäftigte, die in fast allen Abteilungen im Drei-Schicht-Betrieb arbeiten. Wurden im ersten Geschäftsjahr, mitten in der Wirtschaftskrise, in Sabrodt 7 000 Tonnen Sphäroguss hergestellt, waren es im abgelaufenen Geschäftsjahr 54 000 Tonnen. Zwar hat es 2012 einen leichten Auftragsrückgang gegeben, vor allem bei Baumaschinen – jedoch ist die Auftragsakquise nach Aussage des Geschäftsführers wieder gut angelaufen, und es zeichnet sich eine weitere Produktionssteigerung ab. Die drei größten Endkunden sind nach wie vor der US-amerikanische Land- und Forstmaschinenhersteller John Deere, außerdem Caterpillar sowie das Passauer Unternehmen ZF.
Um die Produktion zu sichern, sind in der Gießerei jetzt zwei weitere Mittelfrequenzöfen installiert worden, in denen das Einsatzmaterial für den Guss, also Schrott oder Stanzabfälle, geschmolzen werden. 16 Tonnen Flüssigeisen kann jeder von ihnen aufnehmen. Zwei solcher Öfen hatte es vorher schon gegeben. „Die waren fast zu 100 Prozent ausgelastet“, sagt Thomas Kujau. Nun kann der Betrieb mehr Volumen abgießen. Damit ist die Kapazität der Ofenbühne ausgelastet – mehr Öfen passen da nicht hin. Momentan spielen sich die Arbeitsabläufe zwischen Ofenbühne, Flüssigeisenbehandlung und Gießmaschine aufgrund der neuen Geräte ein. Keiner der Abteilungen soll warten müssen, und flüssiges Eisen, rund 1 400 Grad heiß, darf vor der Weiterverarbeitung nicht zu lange stehen, sonst sackt die Temperatur ab.
Mehr Öfen bedeutet auch, dass mehr Rohmaterial geschmolzen werden kann. In Sabrodt ist deshalb auch die Schrottanlieferung erweitert worden. Wachsen soll auch der Verwaltungstrakt. Rein bauplanerisch war ohnehin ein dritter Bürotrakt vorgesehen, der in naher Zukunft errichtet werden soll. Die Gießerei gehört mit 30 000 Quadratmetern Hallenfläche zwar zu den größeren Betrieben ihrer Art – in der Verwaltung geht es aber recht beengt zu.
Im Juni lässt sich die Gießerei hinter die Kulissen blicken
Damit auch die Öffentlichkeit mal flüssiges Eisen sieht und Gießereiabläufe bei voller Produktion erleben kann, lädt der Betrieb für den 8. Juni von 8 bis 12 Uhr erstmals zu einem Tag der offenen Tür. Mitarbeiter, deren Freunde und Familien hatten Interesse an einer solchen Veranstaltung signalisiert. Nicht zuletzt sollen auch die benachbarten Sabrodter sehen, dass „im blauen Kasten nichts Schlimmes gemacht wird“, sagt Thomas Kujau. Bekanntlich riecht es im Elsterheider Ortsteil häufig unangenehm, seit die Gießerei ihren Betrieb aufgenommen hat. Im Zuge einer Versammlung, an der unter anderem Anwohner und Gießereivertreter teilnahmen, gab es erstmals eine Annäherung beider Seiten (TAGEBLATT berichtete). Nun können die Sabrodter selbst die Gerüche in der Gießerei mit dem Gestank im Dorf vergleichen. Und Schüler, die einen Ausbildungsplatz suchen, sind herzlich willkommen, sich umzusehen und mit Azubi-Betreuern oder Mitarbeitern der Personalabteilung zu sprechen.



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