„In Hoyerswerda gibt es Ausbildungsplätze“

Herr Oberbürgermeister, stellen Sie sich vor, Sie wären ein Jugendlicher
in meinem Alter. Was würden Sie in Hoyerswerda vermissen?
Oh, da muss ich überlegen. Ich gebe zu, es ist wirklich schwierig, sich
jetzt in diese Situation hineinzuversetzen. Ich würde mir wünschen, dass
das Schulgebäude des ehemaligen Zuse-Gymnasiums, vorher die Oberschule
4, wieder einer Nutzung zugeführt wird.
Und wenn Sie jetzt als Jugendlicher etwas vermissen, an wen in der
Stadtverwaltung können Sie sich wenden? Wer ist denn der Ansprechpartner
für Jugendliche?
Der generelle Ansprechpartner sind alle Stadträte und der
Oberbürgermeister, aber ganz konkret wäre es der Bürgermeister Thomas
Delling.
Dann gibt es ja noch den Jugendstadtrat. Der war in letzter Zeit aber
unter den angegebenen Kontaktdaten nicht zu erreichen und tritt auch in
der Öffentlichkeit nicht in Erscheinung. Was ist denn bei diesem Projekt
schiefgelaufen?
Also ich glaube, der Jugendstadtrat ist ein super Projekt. Es ist aber
straff nach den Regularien eines Stadtrates zu führen, was auch
vorgeschrieben ist. Wenn man so etwas einführt, ist es vielleicht nicht
im Sinne der Jugendlichen, das kommt vielleicht nicht so richtig an.
Außerdem senden alle Schulen aus allen Schularten Vertreter, die müssen
gewählt werden, sich dann treffen. Und eventuell hat man dann wieder
ganz andere Interessen oder wechselt die Schule. Vielleicht ist es auch
grade für die Jugendlichen schwierig, Aufgaben, Rechte, Pflichten, wie
man eine Sitzung durchführt und was noch alles dazugehört, umzusetzen.
Ein Projekt des Jugendstadtrates war ja bekannt, und zwar ein Grillplatz am Gondelteich. Was ist aus dieser Idee geworden?
Das ist eine Idee des Jugendstadtrates. Da muss der Jugendstadtrat
weiter tätig werden und das letztendlich umsetzen. Es gibt bereits eine
Planung, die kostenlos vom Planungsbüro Gröbe angefertigt wurde, und der
Landtagsabgeordnete Frank Hirche hat sich bereiterklärt, das Material
zu stellen. Der Aufbau muss allerdings durch den Jugendstadtrat
erfolgen, der das in Eigenregie durchführen wird.
Also können Sie noch keinen Termin nennen für die erste Grillparty am Gondelteich?
Nein, ich würde gerne einen Termin nennen, aber es gibt noch keinen.
Stellen wir uns vor, ich wäre Abiturient und hätte mein Abi in der
Tasche und nun, da ein neuer Lebensabschnitt beginnt, stünde ich vor der
Frage „Gehen oder in Hoyerswerda bleiben?“ Nennen Sie bitte drei
Gründe, warum ich bleiben sollte.
Also, in Hoyerswerda und der Region bis Dresden und Cottbus gibt es
Ausbildungsplätze. Außerdem finde ich, unsere Stadt ist lebens- und
liebenswert und gerade, wenn man eine Ausbildung sowie Freunde und
Familie hier hat, dann stellt sich die Frage des Weggehens nicht. Wer
studieren will, der soll natürlich auch in andere Städte oder Länder
gehen, aber der soll auch sagen: „Ich komme aus der Region um
Hoyerswerda. Nehmt doch dort einen Ausbildungsplatz an“ und der sollte
vielleicht nach dem Studium auch in die Region zurückkommen.
Manche gehen ja nicht nur wegen eines Studienplatzes oder weil sie
woanders besser bezahlt werden, es gibt ja auch viele, gerade größere
Städte, die attraktiver sind als Hoyerswerda. Was tun Sie denn, um
diesen Umstand zu ändern?
Jeder versteht natürlich etwas anderes unter Attraktivität. Der
Jugendstadtrat wurde unter anderem gegründet, um herauszufinden, was
junge Leute denn attraktiv finden. Wir können nur gegen Defizite
vorgehen, wenn wir von ihnen wissen. Da müsste es einfach noch mehr und
bessere Kommunikation geben zwischen der Stadt und den Bürgern.
Wichtig für Jung und Alt ist Sport. In Hoyerswerda gibt es viele
Sportstätten, allerdings sind einige davon in einem ziemlich schlechten
Zustand, siehe zum Beispiel der FKO oder die Turnhalle am ehemaligen
Natz. Was wird sich denn da in den nächsten Jahren ändern?
Wir können natürlich nicht alle Sportstätten erhalten, aber gerade große
oder neue Sportplätze werden erhalten. Wir investieren zum Beispiel in
den Jahn-Sportkomplex oder den Sportplatz Zeißig.
Auch am Lessing-Gymnasium wird viel erhalten, saniert und neu gebaut.
Wie ist denn der aktuelle Stand, was die Turnhalle betrifft?
Wir sind generell für eine Zweifeldhalle, aber es fehlen nötige
Fördermittel. Außerdem hatte man damals in der Sportstättenplanung die
Dreifeldhalle des Johanneums mitfinanziert, indem man Vereinssport und
Teile des Schulsports des Lessing-Gymnasiums mit einplante. Momentan
reichen die Fördergelder nur für eine Sanierung der jetzt bestehenden
Halle.
Eine letzte Frage, Herr Oberbürgermeister: Was wünschen Sie sich von den jungen Leuten in Hoyerswerda?
Ich würde mir wünschen, dass die Jugendlichen sich mehr an städtischen
Prozessen beteiligen, indem sie Defizite aufzeigen, indem sie äußern,
was ihnen fehlt. Außerdem wünsche ich mir, dass Vandalismus in der Stadt
weiter eingeschränkt wird. Es ist schade um die von Stadt und
Privatleuten neu gebauten Dinge. Und dann sagen Besucher: „Hier sind die
Wände beschmiert, hier ist ein Mülleimer umgekippt.“ Es wäre
wünschenswert, dass sich mehr Bürger für die Entwicklung ihrer Stadt
interessieren und die Stadt vor allem außerhalb der Region Hoyerswerda
positiv ins Gespräch bringen und dafür werben.
Gespräch: Theo Seifert
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