Hundepremiere im Zoo


von Tageblatt-Redaktion

Cornelia und Dieter Henke kamen mit Golden Retriever Hurly zum Zoo, Antje und Uwe (nicht im Bild) Schulz mit dem Mischlingrüden Leo. Begleitet wurden sie von ZooKultur-Geschäftsführerin Carmen Lötsch.
Cornelia und Dieter Henke kamen mit Golden Retriever Hurly zum Zoo, Antje und Uwe (nicht im Bild) Schulz mit dem Mischlingrüden Leo. Begleitet wurden sie von ZooKultur-Geschäftsführerin Carmen Lötsch.

Was das Löwenweibchen da erblickt, erregt seine ungeteilte Aufmerksamkeit. Der holde Gatte schläft, doch sie schaut von der anderen Gehegeseite sehr interessiert zu den beiden Hunden, die sich da auf dem Weg am Gehege bewegen. Sie ist sehr aufmerksam, aber am Ende doch nicht so interessiert, dass sich das Aufstehen lohnen würde. Nebenan die Tigerin sieht das ganz anders.

Der Jagdtrieb ist entbrannt. Sie weiß nur nicht, ob sie sich lieber die helle Golden-Retriever-Hündin Hurly zuerst holen soll oder den schwarzen Mischlingsrüden Leo. Die Tigerin pirscht sich hinter der niedrigen Hecke an, lässt sich auch von ein paar laut rufenden und gestikulierenden Kindern nicht ablenken. Sie will die Hunde und springt kurz ans Gitter. Hurly schreckt heftig zurück, der nicht mehr ganz so temperamentvolle Leo zieht immerhin den Schwanz ein. Nein, diese gestreifte Katze ist doch etwas größer als die, die er sonst zu Hause vom Grundstück jagt.

Zoo-Kuratorin Kathrin Witzenberger sieht im Verhalten der Zoo-Tiere kein Problem. Der Jagdinstinkt der Tigerin geht völlig in Ordnung. Hurly und Leo gefällt es vor dem Streichelgehege mit den Ziegen freilich besser als vorm Tiger. Einige Ziegen haben ihrerseits keine Probleme mit den Hunden. Obwohl die im Zoo so etwas wie eine Sensation sind. An so ziemlich jedem Gehege ist den Hunden die Aufmerksamkeit der Zootiere gewiss. Heftige Fluchtreaktionen gibt es aber nirgends. Die Hissarschafe versammeln sich ruhig in der Mitte des Geheges. Die Maras ziehen es vor, nach kurzer Zeit doch lieber im Innengehege zu verschwinden. Ein Haubenkapuzineräffchen zeigt der interessierten Hurly seine Zähne.

Dieser Zoobesuch von Leo und Hurly ist eine Premiere im Zoo Hoyerswerda und gleichzeitig ein kleines Experiment. Dass es ausgerechnet am Tag des Hundes stattfindet, ist zwar eher Zufall, aber dennoch ganz passend. Denn die Zoo, Kultur und Bildung gGmbH plant, den Zoo für Hunde generell zu öffnen. „Es häufen sich bei uns die Anfragen“, sagt Zoo-Kultur-Geschäftsführerin Carmen Lötsch. Nahezu jedes Wochenende müsse man Hundebesitzer wegschicken. Mancher akzeptiert das klaglos, andere reagieren mit Unverständnis.

Also überlegte man sich: „Warum lassen wir Hunde eigentlich nicht zu?“ Immerhin wird das Thema Hunde im Zoo in Deutschland völlig unterschiedlich gehandhabt. Einige Zoos, wie Hagenbeck Hamburg, Leipzig und Dresden lassen Hunde nicht rein, die Tierparks Hellabrunn München, Cottbus und Görlitz hingegen schon. In Hoyerswerda waren Hunde bislang nicht erlaubt. Bis zum Jahresende soll die Entscheidung fallen, ob oder ob nicht. Allerdings arbeitet der Zoo schon darauf hin, dass es klappen soll. Doch das alles muss sorgfältig vorbereitet sein. Seit Januar bringen die Zootierpfleger, von denen etliche Hunde besitzen, ihre Tiere abwechselnd mit auf Arbeit. „Wir haben durchweg gute Erfahrungen gesammelt“, so Witzenberger.

Leo und Hurly waren nun die ersten Besucherhunde. Freilich beides keine Rabauken und ziemlich gut erzogen, aus den wilden Welpenjahren raus. Kläffen ist nicht ihr Ding. Und sie waren an diesem Tag jeweils mit Herrchen und Frauchen unterwegs, natürlich an der Leine. Am Ende waren alle mit dem Spaziergang zufrieden. Kathrin Witzenberger und Carmen Lötsch bewerteten den Test als positiv. Es soll nicht der letzte sein. Durchaus möglich, dass der Welpenschule der Hundesportabteilung der FSG Medizin hier das ordentliche Verhalten im Zoo beigebracht wird.

Doch bis der Zoo für Hunde offen ist, ist noch einiges zu tun und zu bedenken. „Das Tropenhaus mit den teilweise freilaufenden Tieren und das Streichelgehege bleiben freilich tabu“, so Kathrin Witzenberger. Ziemlich sicher wird man für den Hund Eintritt bezahlen müssen. Im Gegenzug gibt es an der Kasse auch Tüten für die Beräumung der Hinterlassenschaften und im Zoogelände vielleicht zwei, drei Hundetränken. Natürlich gilt Leinenzwang. Und wenn sich Hund und Hundehalter gar nicht benehmen, wird man wie andernorts auch vom Hausrecht Gebrauch machen. Andererseits muss an dem einen oder anderen Gehege noch etwas geändert werden. Bei einigen Tieren hätte die Hundeschnauze unter Zaun oder Tür durchgepasst, eine kleiner Hund sogar in Gänze. Das müsste dann nicht tragisch für die Zootiere ausgehen, sondern in einigen Fällen eher für die Hunde – und das nicht nur bei den Löwen.



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Kommentare zum Artikel:

Jens Braunstein schrieb am

Hallo liebe Hundefreunde,

ich kann das Ganze nur befürworten.
Wir waren bereits vor Jahren im Heidelberger Zoo mit vierbeiniger Begleitung (Labrador Retriever, Rüde und nicht kastriert) und wir haben nur pos. Erfahrungen gemacht.
Es war ein Erlebnis für alle, ins Besondere für unseren Hund.
Die ganze ungewohnten Eindrücke und Düfte.
Die Reaktionen von ihm waren sehr interessant und zum Teil auch amüsant.
Nichts desto trotz darf man die Belastung für den 'Freund' nicht unterschätzen und entsprechend die ggf. vorhandenen Freiflächen zu 'seiner' Entspannung nutzen.
Es war ein sehr schöner Tag ... ich denke mal für alle! ;-)

Wir würden sicherlich noch mehr Zoos gemeinsam besuchen ... wenn dies doch möglich wäre. Eigentlich schade! :-(
Das es geht beweist der Heidelberger Zoo schon seit Jahren!

Mit einen freundlichen Wuff,
Jens

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