Grundschüler erforschen Kontinente und Kulturen


von Tageblatt-Redaktion

Im Jahnstadion versammelten sich die Grundschüler der Stadt zu einer langen Kinder-Kette.
Im Jahnstadion versammelten sich die Grundschüler der Stadt zu einer langen Kinder-Kette.

Mathe und Deutsch fielen diese Woche in den vier Hoyerswerdaer Grundschulen aus. Stattdessen stand die reichhaltige Kultur der Welt auf dem Stundenplan der interkulturellen Woche. Und so standen am Donnerstag vor dem RAA-Jugendklubhaus zwei Viertklässlerinnen im Wildwest-Stil. Tanja war zum Aktionstag „Kinder der Welt“ mit Indianerperücke erschienen, ihre Freundin Barbara in schnittiger Cowgirl-Kleidung.

Sie sollten gleich auf die Bühne steigen, wo ihre Grundschule „Am Park“ ein amerikanisches Programm zeigte. Schwerpunkt, so die Mädchen, war die Woche über Brasilien. Es ging um Fußball und Schokolade, aber auch um Straßenkinder und Sorgenpüppchen. Und so hatte man sich „Am Adler“ mit Europa befasst, „An der Elster“ mit Asien und in der Lindenschule mit Afrika.

Am Donnerstag versammelten sich also alle rund 900 Grundschüler der Stadt am und im Ossi sowie im benachbarten Jahnstadion, wo der fächerverbindende Unterricht der vorangegangenen beiden Tage seine Krönung finden sollte. Und so stellten die Dritt- und Viertklässler sich gegenseitig ihre Erdteil-Programme vor, während sich die Jüngeren im Stadion unter anderem im Boule (Frankreich!) oder bei einer Würfelstaffel (Iran!) maßen. Die kleine Olympiade bestand aus immerhin 17 internationalen Disziplinen.

In einem Festzelt stellte die deutsch-türkische Familie Karaoglu aus Hoyerswerda die Türkei vor und nebenan hatte die Stadtbibliothek ein Himmel-und-Hölle-Spiel aufgebaut, bei dem man quer durch Europa hopsen konnte. Zum Streicheln standen auf der Ossi-Wiese zwei wollige Alpakas (Südamerika!).

„Unsere Kinder hatten diese Woche Einsicht in verschiedene Kulturen und Länder, in Traditionen und Bräuche“, freute sich eine Lehrerin der Grundschule „An der Elster“ und eine andere erwachsene Beteiligte meinte angesichts nur einer Handvoll von Lokal-Politikern sowie der Bundestagsabgeordneten Maria Michalk (CDU) auf dem Festgelände: „Schade, dass das nur so wenige Politiker sehen.“ „Ja“, sagte eine in der Kinder- und Jugendarbeit tätige Hoyerswerdaerin, „diskutiert und Geld gestrichen wird immer schnell.“ Man könnte fast meinen, Maria Michalk habe es gehört (was sie nicht hat). „Da seid Ihr ja fast besser als viele Erwachsene, die sich nur um sich selbst kümmern“, meinte die Politikerin an die Mädchen und Jungen gewandt.

 

Schwabe mit chilenisch-tschechischen Wurzeln gibt kleines Kammerkonzert
Wie kommt der Enkel eines nach Chile ausgewanderten Tschechen dazu, ein spanischsprachiges Lied über Esslingen zu schreiben? „Nun, ich bin ja ausgewandert worden“, erklärte Sergio Vesely am Dienstag in der KuFa-ZwischenBelegung. Die Regionale Arbeitsstelle für Bildung, Demokratie und Lebensperspektiven RAA hatte den 59-jährigen eingeladen, innerhalb ihrer interkulturellen Woche (siehe oben) in der Grundschule „Am Park“ aufzutreten.

Und abends gab der Liedermacher, weil er nun schon einmal hier war, dann ein Konzert vor gut einem Dutzend Leuten. Angesichts der Mini-Runde an Zuhörern reichte ein ziemlich kleiner Stuhlhalbkreis aus. Mundharmonika, Gitarre sowie Akkordeon – im Grunde verdankte auch das Auditorium am Dienstag Veselys Musik dem chilenischen Diktator Augusto Pinochet. In einem seiner Gefangenenlager nämlich schrieb der Künstler sein erstes Lied.

Und so ging es am Dienstag nicht nur um „Guantanamera“ und „La Bamba“, argentinischen Tango und kolumbianische Cumbia, sondern auch um Chiles Ex-Präsident Salvador Allende, den Kommunisten Luis Corvalán und vor allem um den Lebensweg des böhmischen Enkels Sergio Vesely. Der nämlich wurde in Chile zu Verbannung verurteilt und nach Deutschland geschickt. Er landete zunächst in Esslingen und ist, mittlerweile eingebürgert und in Denkendorf bei Stuttgart daheim, wohl eher ein Schwabe mit tschechisch-chilenischen Wurzeln.

 Erst singt er von „ojos azules“, also blauen Augen, um dann die Sätze seiner Lebensgeschichte mit Wendungen wie „gell“ oder „ein bissle“ zu schmücken. Nun: Die allermeisten Hoyerswerdaer haben das am Dienstag ja nun verpasst, was Vesely allerdings nicht weiter anficht. Er hat halt weit Schlimmeres erlebt. „Nächstes Mal ist die Runde größer“, meinte er lächelnd und zog den Stuhlhalbkreis andeutungsweise mit den Händen zum Komplett-Rund. (MK)



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