Gebt der Kunst einen Markt


von Tageblatt-Redaktion

Ein Blick auf den Kunstmarkt in der Hoyerswerdaer Lausitzhalle
Ein Blick auf den Kunstmarkt in der Hoyerswerdaer Lausitzhalle

Die Dame wirkt etwas unsicher, sie schwankt. Sie steht auf einem Seil, einen Stab in den Händen, um das Gleichgewicht zu halten. Aber sie wird nicht runterfallen. Die „Seiltänzerin“ von Arnold Bauer ist eine Metallskulptur und gehörte zu den hunderten Kunstwerken, die am Wochenende in der Lausitzhalle zu sehen waren. Nicht nur zu sehen, auch zu kaufen. Die Seiltänzerin hatte bereits am Samstagnachmittag einen Punkt auf dem Preisschild kleben. Und der bedeutete: Verkauft!
Genau darum geht es: Die Kunstwerke unter die Leute bringen. Sie sollen nicht in Ateliers stehen und in Ausstellungen hängen, sondern auf Schreibtischen und an Wohnzimmerwänden. „Bei jedem verkauften Kunstwerk freuen wir uns für den Künstler mit. Es ist schade, dass es so schwer ist, von Kunst zu leben“, sagt Uwe Proksch, Chef der KulturFabrik Hoyerswerda, die den Kunstmarkt seit 15 Jahren organisiert. Die Leute geben Geld aus für Restaurantbesuche, Urlaub, Kino, Bücher. Aber die wenigsten können oder wollen einen drei- oder vierstelligen Betrag für Kunst ausgeben. Von Kunst zu leben, ist nicht einfach, schon gar nicht in der Lausitz.
Die Lausitz dominiert
Der Kunstmarkt, der bereits zum elften Mal stattfand, möchte daher eben nicht nur Kunst sein, sondern vor allem Markt. Dutzende Künstler haben in diesem Jahre ihre Werke in die Lausitzhalle gebracht, vor allem aus der Lausitz, aber auch Dresden, Berlin, Erfurt. Sie haben Fotografien mitgebracht, Schmuck, Grafiken, Aquarelle, Collagen, Skulpturen aus Sandstein, aus Metall, aus Gips. Die Themen der einzelnen Werke waren so vielfältig wie die Genres.
Wo wird der 12. Markt sein?
Auch die Besucher kamen aus den unterschiedlichsten Ecken der Region und zeigten sich überrascht von der Vielfalt an Künstlern, die die Gegend zu bieten hat. Wie in den Vorjahren wurde an die jüngeren Besucher gedacht. In einer Mal- und Bastelecke konnten kleine aber auch große Besucher selbst Pinsel oder Stift in die Hand nehmen. Und so sind ein paar kleine Kunstwerke am Wochenende ganz frisch und praktisch nebenbei entstanden. Und etliche Eltern hatten so mehr Zeit und Ruhe zum Betrachten der ausgestellten Kunstwerke.
Die Organisatoren von der KulturFabrik waren am Ende zufrieden. 800 Besucher, etliche verkaufte Werke. „Wir hätten uns natürlich über noch mehr kaufkräftige Kundschaft gefreut“, bilanziert Uwe Proksch. Kaum dass die letzten Bilder wieder abgenommen sind, gehen die Gedanken auch schon zum nächsten Kunstmarkt. Bleibt man im Zweijahres-Rhythmus, wäre es 2014 so weit. Vielleicht verschiebt sich der 12. Kunstmarkt durch den geplanten Umzug der KulturFabrik an den Markt auch um ein Jahr. Bleibt die Frage, ob auch der Kunstmarkt in die fertig sanierte Braugasse zieht. Denn im Grunde hat sich die Lausitzhalle als Ausstellungsort bewährt. Vielleicht wird man dort bleiben. Aber das ist eine Entscheidung, die erst noch getroffen werden muss. Und ein wenig ist das wie ein Tanz auf dem Seil – ein Balanceakt.
web www.kufa-hoyerswerda.de

 

Was Künstler zum Kunstmarkt sagen:

 

Fotografin (Kathrin Karras aus Grüneberg bei Berlin):

Für den ungeübten Besucher wirken ihre Großformate auf den ersten Blick nicht wie Fotografien. „Ich arbeite vorrangig mit Mehrfachbelichtung.“ Zehn Werke hat sie zu ihrer Kunstmarkt-Premiere nach Hoyerswerda mitgebracht. Ein Teil der Aufnahmen ist im Weltspiegel in Cottbus während der Restaurierung des Kinos entstanden. „Für mich strahlt dieser Ort Magie aus. Ich kenne ihn noch aus meiner Kindheit.“ Vom Kunstmarkt zeigt sie sich beeindruckt: Atmosphäre, Größe und Vielfalt stimmen. Vielleicht ist sie 2014 wieder dabei.

Goldschmiedin (Sabrina Hauser aus Berlin):

Die Schmuckdesignerin ist bereits das dritte Mal dabei und sicher nicht das letzte Mal. In einer Vitrine hat sie Ketten, Ohrringe, Broschen und Ringe präsentiert. Mit der Resonanz der Besucher war sie zufrieden: „Sie sind sehr interessiert. Drei Schmuckstücke habe ich bereits verkauft.“ Seit zehn Jahren gestaltet die in Hoyerswerda Aufgewachsene Schmuck, vor allem aus Silber, verarbeitet mal mit Stoff, mal mit Lack, mal mit Edelsteinen. Mittlerweile hat Sabrina Hauser den Meister gemacht und kann von ihrer Kunst leben. In Berlin hat sie eine Werkstattgemeinschaft mit Verkauf.

Bildender Künstler (Egbert Kasper aus Kamenz):

Er gehört zu den Mitwirkenden der ersten Stunde. Egbert Kasper war bei zehn von elf Kunstmärkten dabei. An diesem Wochenende war er Künstler im doppelten Sinne. Zum einen hat er einen Teil seiner Grafiken ausgestellt. Seit 1991 ist er hauptberuflich Künstler. In seinem Atelier in Kamenz entstehen Grafiken, Radierungen, Prägedrucke. Zum anderen hat er als einer der beiden Kuratoren des Kunstmarktes gemeinsam mit Helge Niegel die Ausstellung aufgebaut, was auch ein Kunststück ist. „Die Arbeiten richtig zu arrangieren und die optimale Struktur zu finden, ist nicht einfach.

 

Was Besucher zum Kunstmarkt sagen:

 

Juliane Habel, Bernsdorf:

Wenn ich Zeit habe, komme ich immer gern auf den Kunstmarkt. Es ist immer wieder überraschend, was es für gute Künstler hier gibt. Ich suche ein Unikat für zu Hause.

Rüdiger Hose, Bautzen:

Ich bin das erste Mal hier und finde es sehr schön, dass in der Provinz so tolle Werke zu sehen sind. Ich hab auch schon was für mich gekauft: ein Bild und eine Skulptur.

Sebastian Biallas, Lauta:

Ich hab im Internet vom Kunstmarkt gelesen und wollte mir das mal anschauen. Es ist wirklich schön gemacht. Kaufen werde ich wohl nichts, ich will nur mal gucken.

Jürgen Andretzki, Cottbus:

Ich hab in der Zeitung davon gelesen und bin das erste Mal hier. Es gefällt mir ganz gut. Wenn mir ein Kunstwerk gefällt, werde ich sicher auch eins kaufen.
                                                                                                                            Umfrage: Anett Linke

Informationen zum 11. Hoyerswerdaer Kunstmarkt:

Künstler: Über 70 Künstler, unter anderem aus Hoyerswerda, Elsterheide, Wittichenau, Dresden, Erfurt, Nürnberg, Berlin, Kamenz, Bautzen, Görlitz
Werke: Rund 800 Grafiken, Bilder, Fotografien, Plastiken, Keramiken und Schmuck.
Tradition: Der erste Hoyerswerdaer Kunstmarkt fand im November 1996 im damaligen Kinder- und Jugendtreff am Markt statt. Bis ins Jahr 2000 gab es jährliche Märkte, ab da Wechsel auf zweijährigen Rhythmus. Seit 1999 ist die Lausitzhalle Veranstaltungsort.

 



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