Frisur-Marathon bringt 3 094 Euro für KulturFabrik


von Tageblatt-Redaktion

Angela Wukasch gehoerte zur ersten Schicht der Haarschneider die die Besucher ab 14 Uhr umsorgte
Angela Wukasch gehoerte zur ersten Schicht der Haarschneider die die Besucher ab 14 Uhr umsorgte

Von Uwe Jordan

Mit 1 000 Euro Einnahmen hatte Heiko Scholz am Wochenende geliebäugelt. Freilich sollte nicht ein Cent davon in der Geschäftskasse seines Salons Haarschneider in der Hoyerswerdaer Kirchstraße 2 landen, sondern jeder freiwillig gegebene Schein und jede gespendete Münze wanderte in einen gläsernen Zylinder, der eine Bauchbinde trug, auf der deutlich zu lesen war, worum’s ging: Für die KulturFabrik Hoyerswerda! Die nämlich zieht jetzt, nach 16 Jahren, von der ZwischenBelegung in der Alten Berliner Straße 26 zurück ins Herz der Stadt, in die Braugasse 1 am Markt. Zwar ist das Haus, das KuFa-Stamm-Domizil, jetzt endlich saniert worden (besser gesagt: es wird noch fleißig daran gewerkelt), aber was das Inventar betrifft, kann die KuFa noch gut und gern Geld brauchen. Denn zum einen wird nicht alles aus dem alten Haus ins neue Bürgerzentrum wandern – in 16 Jahren vernutzt sich vieles. Zum anderen sind die Raumkonzepte nicht deckungsgleich, so dass Neuanschaffungen zwingend geboten sind. Da hatte Heiko Schneider, selbst KuFa-Fan, die Idee eines Spende-Marathons. Eines frisur-spezifischen, versteht sich.

Und so kommt es dazu, dass am Sonnabend um 14 Uhr zwar kein Startschuss wie für einen richtigen Marathon fällt, aber der erste Schnitt getan wird: Von 14 Uhr an wollen Heiko Schneider und sein Team, alle auf freiwilliger Basis, Haare schneiden. Im Kurzprogramm: Waschen – Schneiden – Trocknen. So lange wie Kunden im Laden sind. Jeder wird um eine Spende von mindestens zehn Euro zugunsten der KulturFabrik gebeten. Wie wird es ausgehen?Schneider weiß es nicht. Keiner weiß es. Ob sich gleich am Anfang die Besucher so drängen, dass es enorm lange Wartezeiten gibt, die manchen unverrichteter und ungespendeter Dinge wieder umkehren lassen? Schneider, seine Mädchen und Jungs, haben vorgesorgt: Getränke und Gegrilltes zum Selbstkostenpreis; eine kleine Spiele-Ecke, im Nebenraum läuft ein Hoyerswerda-Werbe-Film der Haarschneider ... Und da alle, die sich einstellen werden, sicher guten und desselben Willens („Alles für die KuFa!“) sind, wird es Gesprächsstoff geben und keine Langeweile.Aber ... vielleicht verirrt sich zwischen zwei und drei Uhr morgens ja niemand mehr in den Salon und die Aktion muss vorzeitig abgebrochen werden?

So wie ja beim echten Marathon nach 34 von 42,195 Kilometern auch manchmal der berüchtigte „Mann mit dem Hammer“ kommt und alles aus ist ...Aber erstens kommt es anders als man zweitens meistens denkt, und gelegentlich ist es doch die Zeit, da das Wünschen noch hilft. Denn ist schon um 14 Uhr alles rappelvoll, nimmt die Zahl der Frisurwilligen ständig zu. Frühmorgens um zwei stehen Spendewillige brav bis auf die Straße hinaus; Wartezeiten von bis zu drei Stunden werden ohne Murren in Kauf genommen. Man werde ständig mit zwei Friseuren im Salon sein, hatte Schneider versprochen. Ja, denkste: Durchweg fünf oder gar sechs sind’s, die (wie gesagt: freiwillig) hinter den Stühlen stehen und gut zu tun haben; sich aller zwei bis drei Stunden abwechseln. Nicht nur Jugendliche oder Hoyerswerdaer im typischen KuFa-Alter erscheinen, auch Ältere wie der Kinderarzt i.R. Dr. Udo Lohnke werden um 2.30 Uhr vorstellig.

Nur zwischen vier und sechs wird es ein bisschen ruhiger. Aber um den Kundenstrom nicht zu unterbrechen, sich selbst als Kunde auf den Stuhl setzen wie es Heiko Schneider als Notfallplan versprochen hat – das muss er denn doch nicht. Die Straßenwerbung, siehe Bild links, wird aktiv und hat Erfolg. Nach acht ist die ein bisschen tote Zeit überwunden und es herrscht wieder dasselbe Bild wie tags zuvor um 14 Uhr.

Nach 24 Stunden, um 14 Uhr am Sonntag, beschließen Schneider und sein Team: Schluss! Zu tun gäbe noch reichlich, aber die Kräfte sind erschöpft, „und die, die noch da waren, aber nicht dran gekommen sind, hatten Verständnis“, sagt Schneider. Um 15 Uhr wird der letzte Schnitt getan – und dann gezählt. 3 094 Euro sind’s geworden; mehr als drei Mal so viel wie in den kühnsten Träumen vorausgeahnt. Das ist, um in der Marathon-Bildersprache zu bleiben, ein triumphaler Zieleinlauf.



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