Ein Riesen-Krebs für Cottbus


von Tageblatt-Redaktion

Harald Weiße (links) baut den von Horst Ring entworfenen Krebs aus Edelstahl.
Harald Weiße (links) baut den von Horst Ring entworfenen Krebs aus Edelstahl.

Manche Verbindung trägt über Jahre. Und so ist es kein Wunder, dass zahlreiche Kunst aus der Werkstatt des Seidewinkler Metallgestalters Manfred Vollmert nach wie vor eher den Weg nach Brandenburg nimmt, als etwa in Sachsen zu verbleiben. Vollmert, der im Februar seinen 75. Geburtstag feiern kann, wozu eine gemeinsame Ausstellung mit Kulturbund-Nestor Peter Biernath im Schloss geplant ist, rechnet vor: „Im Bezirk Dresden waren zu DDR-Zeiten 500 bis 600 Künstler im Verband organisiert. Im Bezirk Cottbus waren wir 78.“

Heißt wohl: Angebot und Nachfrage an Kunst waren schon früher ziemlich ungleich verteilt. Und so liegt in Vollmerts Seidewinkler Hofeinfahrt derzeit ein riesiges Kupfer-Relief vom Cottbuser Raumflugplanetarium. Es ist 1974 hier entstanden und soll nun restauriert werden. Nur wenige Meter weiter guckt ein überdimensionaler Metall-Krebs mit großen Kuller-Augen in Richtung Himmel. Wie man weiß, ist der Gliederfüßler das Wappentier der ehemaligen Bezirksstadt, die gerade ihr Stadtzentrum baulich umkrempelt.

Der Cottbuser Maler und Grafiker Horst Ring hat dafür eine Krebsplastik entworfen. Ein Pappmodell steht in Vollmerts Werkstatt und unter den Händen seines Mitarbeiters Harald Weiße nimmt der Krebs nun eine Edelstahl-Gestalt an. „Ich habe dabei im Prinzip nur beratende Funktion“, erklärt Manfred Vollmert. Die Sache ist knifflig. Das Tier besteht aus dutzenden Einzelteilen, erläutert Harald Weiße: „Allein beim Korpus sind es mehr als 60.“

Dazu kommen zum Beispiel noch die Beine. Also waren ziemlich viele Abwicklungen auf Papier sowie auf Pappe zu zeichnen und auf das Metall zu übertragen. Das Zwei-Millimeter-Blech musste zugeschnitten, in die korrekte Form gebracht, verschweißt und schließlich verschraubt werden. Wäre Harald Weiße ein Kfz-Mechaniker, ließen sich die Arbeitsstunden wohl kaum bezahlen und so sagt Manfred Vollmert: „Die Werkstatt, die Ihnen so etwas macht, müssen Sie erst einmal suchen.“ Harald Weiße, der seit 1987 für Vollmert arbeitet, hat die Krebs-Konstruktion nun im Großen und Ganzen fertig. „Nun geht die Feinarbeit los“, sagt er. Das bedeutet zum Beispiel jede Menge Schleiferei. Zum Schluss soll der Krebs gleichmäßig matt glänzen.

Schließlich wird das Metall-Tier wieder auseinander geschraubt. Denn nach Cottbus gebracht werden soll es in seine Einzelteile zerlegt. Noch hat Harald Weiße genügend Zeit. Vor Ende nächsten Jahres muss der Krebs nicht am geplanten Standort montiert werden. Doch es sind ja auch noch andere Dinge zu tun. In Seidewinkel restauriert man zum Beispiel das Metall-Relief aus dem Lessing-Gymnasium. Dessen Namenszug ist ebenfalls gerade auf Vordermann gebracht worden. Im Gespräch ist außerdem die Herstellung einer neuen Uhr für die Schule. In jedem Jahr sind zudem die Metall-Stelen an Hoyerswerdas Ortseingängen einer Pflege zu unterziehen.

Und derzeit ist ja auch noch die Ausstellung im Stadtmuseum vorzubereiten. Doch das wird wohl so sehr schwer nicht sein. In Seidewinkel stehen zahlreiche Modelle inzwischen fertiger Arbeiten – für eine Skulptur in Frankfurt an der Oder zum Beispiel, für eine Plastik auf dem Gelände der Bundesgartenschau in Cottbus oder für einen Brunnen in Eisenhüttenstadt. Die Verbindungen nach Norden sind eben doch ziemlich stark.



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