Die gute Seele der Kinderstation


von Tageblatt-Redaktion

Petra Pal leidet an einer chronischen Gelenkerkrankung. Aus ihrer ehrenamtlichen Arbeit im Seenland-Klinikum Hoyerswerda schöpft die EU-Rentnerin Kraft.
Petra Pal leidet an einer chronischen Gelenkerkrankung. Aus ihrer ehrenamtlichen Arbeit im Seenland-Klinikum Hoyerswerda schöpft die EU-Rentnerin Kraft.

Geld ist Petra Pal nicht so wichtig. Zumindest wenn es um ihre Tätigkeit im Lausitzer Seenland-Klinikum geht. Seit mehr als fünfzehn Jahren besucht die 50-Jährige dienstags die Kinderstation, um kleinen Patienten Geschichten vorzulesen oder mit ihnen zu spielen – je nachdem, was die Kinder möchten und wie es ihr gesundheitlicher Zustand auch zulässt. Petra Pal tut das ehrenamtlich. Sie wusste von Anfang an, worauf sie sich einließ.
Natürlich freute sich die Geschäftsführerin des Deutschen Kinderschutzbundes, Ingrid Schäfer, damals über das angebotene Engagement von Petra Pal. Dass es für diese Tätigkeit aber kein Geld geben würde, gab sie ihrer neuen Mitarbeiterin gleich mit auf den Weg. Kein Problem für Petra Pal, die auf der Kinderstation auch bekannt ist als „liebe Tante, die den Fernseher ausmacht“.

Sie hat viele kleine Patienten kommen und gehen sehen. Kinder, die mehrmals im Jahr auf der Kinderstation behandelt werden, sprechen sie bei spontanen Treffen sogar schon auf der Straße an. Anfängliche Hemmschwellen gegenüber Menschen mit Behinderung hat Petra Pal längst abgelegt. „Davor hatte ich anfangs wirklich Angst und Bedenken, dass ich damit nicht umgehen kann. Aber das ist längst Geschichte“, sagt sie. Mittlerweile kann sie auch gut mit den unterschiedlichen Charakteren umgehen. Kann sie doch nicht immer sofort junge Patienten davon überzeugen, dass Geschichten vorlesen oder gemeinsames Spielen viel mehr Spaß macht, als stundenlang Fernsehen zu schauen. „Aber bis jetzt habe ich alle Kinder rum- gekriegt. Früher oder später klappt das immer“, erzählt sie mit zufriedenem Gesichtsausdruck.

In den ersten Jahren bekam Petra Pal in ihrer Arbeit Unterstützung von zwei weiteren ehrenamtlichen Mitarbeitern des Kinderschutzbundes. Doch das ist längst Geschichte. Seit mehreren Jahren ist sie mit ihrem Koffer voller Spielsachen und Büchern allein auf der Kinderstation unterwegs.

Doch auch damit könnte bald endgültig Schluss sein. Denn das drohende Aus für die Ortsgruppe des Deutschen Kinderschutzbundes wegen fehlender finanzieller Mittel würde auch das Ende der ehrenamtlichen Tätigkeit von Petra Pal bedeuten. „Ich will doch nur spielen. Wenn es den Kinderschutzbund bald nicht mehr gibt, dann könnte ich auch nicht mehr die Kinder auf der Station betreuen. Es sei denn, ich finde einen neuen Verein, der hinter meinem Ehrenamt steht“, sagt Petra Pal wehmütig.

Auch das Klinikum selbst würde das Wegfallen dieses Ehrenamts sehr bedauern: „Das Vorlesen von Geschichten hilft den Kindern, kurz zu vergessen, dass sie in einem Krankenhaus sind und entführen sie stattdessen in spannende Abenteuer. Das trägt sehr zu ihrer Genesung bei. Es wäre sehr schade, wenn Petra Pal ihr Amt nicht mehr wahrnehmen könnte“, so Klinikumssprecherin Stefanie Jürß. Natürlich gäbe es da noch die sogenannten „grünen Damen“, die im alltäglichen Stationsbetrieb als Besuchsdienst Patienten, egal welchen Alters, Wünsche erfüllen, wie auch für Kinder das Vorlesen von Geschichten. „Petra Pal würde dennoch eine große Lücke hinterlassen, die man nicht so schnell schließen kann“, meint Stefanie Jürß.



Zurück

Einen Kommentar schreiben

Es werden nur jene Kommentare veröffentlicht, die unter Angabe von Vor- und Familienname und einer gültigen E-Mail-Adresse (für Rückfragen) abgegeben wurden.

Bitte rechnen Sie 7 plus 2.