Die Zukunft des Volkshauses ist weiter ungewiss
Gut drei Wochen nach dem verheerenden Brand des Volkshauses sind die Wunden noch deutlich zu sehen: Schwarz und verkohlt liegen die Holzreste auf dem Boden des Saales. Eigentümer André Rosenthal hat in den Morgenstunden des 30. Dezember fassungslos mit ansehen müssen, wie das Feuer wütete. Noch kann er nicht sagen, wie es weitergeht. „Wenn der Schutt weg ist, muss man sehen, was man machen kann.“
Wittichenauern muss man das Volkshaus nicht erklären. Fast jeder verbindet eine Geschichte mit dem Gebäude. Nächstes Jahr wäre der Saal 100 Jahre alt geworden. In ihm fanden einst sogar Gerichtsverhandlungen und Boxwettkämpfe statt. Nach 1990 wurde das Volkshaus zur Disko „Liberty“. Anfang 2000 war Schluss mit dem wirtschaftlichen Betrieb. André Rosenthal, der neun Jahre alt war, als seine Familie 1989 in die damalige BRD ausreiste, kaufte den Immobilien-Komplex in der Hoyerswerdaer Straße 2003, eröffnete nach seiner Rückkehr in die Heimat 2004 die Sportsbar „Check In“ und 2006 das Volkshaus.
„Es war ein Saal für alle Generationen“, blickt Herr Rosenthal zurück, mit Konzerten, Theater, Messen. Acht Hochzeiten wurden 2010 gefeiert. „Gäste haben gesagt, sie kommen sich vor wie in einem alten, edlen Ballsaal.“ Mit Handwerkskunst entstand ein ganz spezielles Flair, etwa durch aufwendig gestaltetes Eichenparkett und die Rundkupppel. Soviel Flair und Platz zusammen gibt es nur einmal in der Stadt. Zur Prinzenverabschiedung am Faschingsdienstag kamen bis zu 500 Leute. Bei der letzten Veranstaltung war der Saal mit Mittelschülern gefüllt - beim Weihnachtssingen der Schule.
Die Polizei ermittelt wegen der Brandursache. Die Zukunft des Objekts ist derzeit noch ungewiss, zu umfangreich sind die Schäden am Gebäude. Noch könne man nicht sagen, wie der Zustand des Saalbodens ist, der vom Keller aus mit Balken und Dielen gehalten wird. Zerstört ist auch der Clubkeller unter der Saalbühne, in der in den letzten drei Jahren regelmäßig eine Partyreihe mit elektronischer Musik unter dem Namen „Miniclub“ lief. Die jungen Leute erhoffen sich Hilfe, um ein geeignetes Objekt in der Stadt zu finden.
Das „Check In“ neben dem Volkshaus soll zumindest als Faschingsbar öffnen. Es ist noch nicht abzusehen, wie viel hier investiert werden muss. Das Löschwasser hat Holzdecke, Wände und Tresen angegriffen. Nutzer, die den Saal für 2011 im Blick hatten, müssen umplanen. So findet der Seniorenfasching des Christlich-Sozialen Bildungswerkes am 3. März im Alten Bahnhof statt.
André Rosenthal dankt nicht nur den vielen Feuerwehrleuten, die dafür gesorgt haben, dass die Brandkatastrophe nicht auf umliegende Häuser übergriff. Ihn freuen die vielen aufmunternden Worte. Sein Blick geht nach vorn, es wird und muss ja weitergehen. „Silvester war für mich ein Neuanfang.“ Er hofft, dass das neue Jahr für ihn und seine Frau Julia, die ihre Hochzeit im Volkshaus feierten, besser läuft, als das alte endete. Erster Lichtblick: Im Sommer erwartet die Familie ihr zweites Kind.
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