Die Bahn hängt Hoyerswerda ab


von Tageblatt-Redaktion

Der Bahnhof Hoyerswerda ist verlassen. Bis Mitte des Monats fahren hier keine Personenzüge mehr.
Der Bahnhof Hoyerswerda ist verlassen. Bis Mitte des Monats fahren hier keine Personenzüge mehr.

Am Hoyerswerdaer Bahnhof dürften sich einige Pendler heute Morgen wohl verwundert die Augen reiben. Denn dass die Stadt per Bahn immer schlechter zu erreichen ist, ist zwar nichts Neues. An den Umstand aber, dass in Hoyerswerda über Tage kein einziger Personenzug hält, muss man sich erst gewöhnen. Nachdem nämlich die Strecke nach Görlitz wegen der bergtechnischen Sanierungsarbeiten am Silbersee-Ostufer schon seit drei Wochen nicht zu benutzen ist und man bis Klitten deshalb mit dem Schienenersatzverkehr fahren muss, stehen ab heute auch keine Züge von und nach Dresden sowie Leipzig mehr zur Verfügung.

„Wir haben einen sehr hohen Schadstand“, sagt Bahn-Sprecher Jörg Bönisch, was da heißt: Der Frost hat so viele Züge kaputtgehen lassen, dass sie nicht mehr für alle Strecken ausreichen. Ersatz ist für die nächsten zwei Wochen von und nach Hoyerswerda ein Bus. In einer Dreiviertelstunde geht es von oder nach Ruhland. Dort gibt es Anschluss an den Dresdener Regionalexpress. Leipzig hingegen erreicht man nur über einen weiteren Umstieg in Falkenberg. Man muss kein Prophet sein, um zu ahnen, dass das der Bahn in Hoyerswerda nicht unbedingt Freunde bescheren wird. Wirklich gute hat sie in der Stadt ohnehin kaum noch.

Erst vor einigen Tagen etwa beschwerte sich CDU-Stadtrat Martin Schmidt über das Eis auf dem Bahnhof. Schon seit Tagen war zum Beispiel eine Treppe gesperrt, weil von einem dicken Eispanzer überzogen. „Es wird zur Gefahr, diesen einzigen Zugang zu und von den Zügen zu benutzen“, klagte Schmidt – noch nicht wissend, dass das Problem sich bald anders als gedacht erledigt haben würde. Noch vorige Woche wusste das auch die Bahn nicht. Sie antwortete nämlich, dass ein beauftragter Dienstleister täglich „mit hohem körperlichen Einsatz“ die Glätte beseitige.

Das Problem ist altbekannt: Erhebliche Nässe macht den Passagieren zu schaffen. Die Bahn sagt, der in Sachen Wasser erfahrene Bergbausanierer LMBV habe seine Hilfe zugesagt. Es werde dieses Jahr weitere Gespräche dazu geben. „Bis die Ursache geklärt ist und Gegenmaßnahmen ergriffen werden können“, heißt es in einer Mitteilung der Bahn in Reaktion auf die Beschwerde von Martin Schmidt. Der Lokalpolitiker hat beobachtet, dass das Wasser unter dem Gleis 1 hervortritt und durch die Wand auf Treppe sowie Durchgang drückt – und zwar seit etwa einem Jahrzehnt.

An die These, das steigende Grundwasser könnte schuld sein, glaubt Schmidt nicht: „Sonst wäre dieses Problem bereits seit dem Bau des Bahnhofes aufgetreten, denn am Ende des 19. Jahrhunderts war der Wasserstand noch höher. Damals senkte kein Tagebau in der Nähe das Grundwasser ab.“

Die Bahn hatte bereits vor Monaten ein hölzernes Podest in einem Teil der Unterführung zu den Bahnsteigen installieren lassen, damit Fahrgäste trockenen Fußes über die am ärgsten von der Nässe betroffene Stelle laufen können. Nun ist vorgesehen, als Provisorium den gesamten Boden aufzuständern. Allerdings sei das erst nach den für den Frühling geplanten Malerarbeiten im Tunnel sinnvoll. Bereits gestrichen sind die Bahnsteigüberdachungen. Und die alten, ewig kaputten Anzeigen sind ausgewechselt. Offensichtlich hat die Bahn durchaus vor, am Bahnhof wieder Züge halten zu lassen – auch wenn sie für das Empfangsgebäude nach wie vor einen Käufer sucht. Bis auf den tapfer ausharrenden Taxiruf ist es schließlich weitgehend leer.
 

Informationen unter: www.bahn.de/aktuell

Übrigens gab es nicht nicht nur solche Ereignisse zum Jahresauftakt. Einige der schönen Dinge, die sich in Hoyerswerda am Neujahrstag ereigneten, zeigen wir Ihnen in der Bildergalerie.

 



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