Der Traum vom individuellen Auto


von Tageblatt-Redaktion

Michael Arnold mit seinem getunten Opel Calibra. Am liebsten lässt er sich damit im Lausitzer Seenland fotografieren.
Michael Arnold mit seinem getunten Opel Calibra. Am liebsten lässt er sich damit im Lausitzer Seenland fotografieren.

Es gibt immer mal Momente, in denen man nicht gleich weiß, wie es weitergeht, wo mal was nicht passt. Manchmal ist es im strengen Winter auch einfach nur eisig kalt für das Hobby. In solchen Momenten hilft ein Leitspruch. „Träume nicht Dein Leben. Lebe Deinen Traum“ steht an der Wand der Garage von Michael Arnold. Und genau das tut der 24-Jährige. Sein Traum ist sechs Jahre jünger als er.

Und wenn Michael Arnold ihn so sieht, weiß er auch, wofür ein Großteil seines Lohnes als Industriemechaniker draufgeht. Denn sein Opel Calibra ist nicht nur einfach ein Auto. Er war der Schrottpresse schon einmal sehr nah. Wurde wieder aufgebaut und seitdem tunt der Bergener seinen Wagen, wo es nur geht. Jetzt hat der fingerfertige Tüftler das erste Mal auch einen Lohn für seine Mühen bekommen. Er war vor zehn Tagen bei der hochkarätigen Szene-Messe Tuningsworld in Ludwigshafen am Bodensee. Sein Calibra, den er „Candy Bitch“ (zu deutsch in etwa „süße Zicke“) nennt, schaffte es in den Bereich der privaten Aussteller. „Da kommen nur 80 Autos hin, Bewerber gibt es rund 5 000“, erzählt Michael Arnold. Am Ende schaffte er es in seiner Wertungsgruppe unter die besten zehn. Punkteabzug gab es, weil die Räder eine Spur zu klein waren.

Doch für Michael Arnold ist das alles Ansporn. Er hat viele Kontakte geknüpft, ist selbst bei manchem in der Szene ein Begriff. Und er hat eine bodenständige Auffassung vom Tunen. Sein Calibra ist kein Clubfahrzeug und der Bergener hat auch keinen Hersteller im Rücken. Er arbeitet auf eigene Kosten, weiß aber, dass sein Auto ohne seine Freunde und die Schrauber vom freien Autoclub Derbe Customs Lauta, nicht so schön wäre, wie es ist. Er will kein Show-Auto, dass so getunt ist, dass es nicht mehr auf öffentlichen Straßen bewegt werden darf, sondern ein Auto, dass er richtig fahren kann: „Ich will nichts illegales“. Also hat der Tuner einen engen Draht zum TÜV aufgebaut. Denn nicht alle Teile haben eine Allgemeine Betriebserlaubnis (ABE) oder ein Teile-Gutachten. Einzelabnahme bei den Techniküberwachern ist zuweilen angesagt.

Michael Arnold liegt das Tunen im Blut. Seine Mutter sagt, dass er schon als Junge alles mögliche umgebaut hat. Fünf Fahrräder nahm er sich vor, mit 16 war das Motorrad dran. Mit 18 nannte er schließlich den Opel Calibra in der DTM-Edition sein eigen. Doch nach vier Monaten fuhr ihm ein Auto in die Seite. Eigentlich wirtschaftlicher Totalschaden. Da fiel die Entscheidung für den Wiederaufbau und gleichzeitig für die Individualisierung des Fahrzeugs. Privat war der junge Schrauber derweil in Omas Clio unterwegs. Drei Jahre lang wurde am Auto gebaut. Natürlich gab es Experimente beim Design. Manches gefiel, anderes wurde verworfen. Jetzt findet man überall im Fahrzeug Dreiecke als Formensprache wieder. Der Kofferraum ist zu einer Hochleistungsmusikanlage umgebaut worden. Soetwas gibt es nicht passend zu kaufen.

Am Ende werden alle Komponenten in Handarbeit zusammengefügt und eingepasst. Dämmung und Belederung für den optimalen Klang und das perfekte Aussehen inbegriffen. Michael Arnold und seine Schrauberfreunde haben dabei eine Menge gelernt. Da im Innenraum Lederarbeiten anstanden, belegte der Enkel bei seiner Oma einen Näh-Schnelllehrgang und kann jetzt selber ordentliche Nähte ziehen. Am Ende geht es eben immer um die Details. 2009 dann der Motorschaden. Was nicht weiter schlimm war, da Michael Arnold schon lange vom Zwei-Liter Turbo mit 204 PS aus dem Opel Vectra träumte. Er konnte einen gebrauchten erwerben. Zusammen mit mit Michael Stähl aus Lauta wurde der gebrauchte Motor auseinandergebaut, mit einem Tuningpaket aufgerüstet und leistet nun 350 PS. Die Bremsen wurden angepasst, im Motorraum zog Chromglanz ein.

Und der Sound passt auch gut zur Lackierung, die immerhin eine effektvoll schimmernde Sonderlackierung eines Lamborghini Murcielago ist. Seine Feuertaufe hatte der Motor übrigens erst bei der Fahrt zum Bodensee. „Da haben wir ihn eingefahren“, sagt David Schäfer, der noch in der Nacht davor bis 2 Uhr am Auto mitgeschraubt hat und den Freund zur Messe begleitete.

Nur Nicht-Tunern stellt sich jetzt die Frage, was denn passiert, wenn das Fahrzeug fertig ist. Michael Arnold gibt die Tuner-Antwort: „Im Gesamten steht das Auto. Jetzt geht es um die Feinheiten.“ So ein Fahrzeug ist eben nie fertig. Und vielleicht klappt es ja mit einer Einladung zum Pirelli Tuning Award. Für den kann man sich nicht bewerben. Dafür wird man ausgewählt.



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