Der Herr der Reifen


von Tageblatt-Redaktion

Alfons Buder ist der Niederlassungsleiter der Reifendienste Hoyerswerda. Hier im Lager warten 1 600 Räder auf ihren nächsten Einsatz.
Alfons Buder ist der Niederlassungsleiter der Reifendienste Hoyerswerda. Hier im Lager warten 1 600 Räder auf ihren nächsten Einsatz.

Alfons Buder nimmt den Telefonhörer ab: „Pneuhage Reifendienste Hoyerswerda, Buder, Guten Tag!“ Gefühlt klingelt hier mindestens alle 30 Sekunden ein Telefon. Das sei, sagt Niederlassungsleiter Alfons Buder, eigentlich das ganze Jahr über so. Nur nimmt der Termindruck tendenziell natürlich zu, wenn zu Ostern die Sommer- und etwa im Oktober die Winterreifen aufgezogen werden. „Die Leute fahren Sommerreifen schon von O bis O, aber manche Nachzügler auch bis Dezember“, sagt Alfons Buder. Er ist nun seit 15 Jahren im Gewerbegebiet Nardt tätig und kann einem zumindest gefühlt wirklich alles über Räder und Reifen erzählen.

Bridgestone, Continental, Michelin und Pneumant, SnowMax, FourSeason, VancoWinter und Winter Contact – der 53-Jährige kennt sie alle. „Wissen Sie“, sagt er, „der Reifen ist beim Autofahren das Wichtigste. Er ist schließlich die Verbindung zwischen der Straße und dem Auto.“ Wohl nicht umsonst sagt man schließlich, wenn irgendwo alles glatt geht, es würde rund laufen oder man warnt jemanden davor, er möge einem nicht auf die Reifen gehen. Ein kleines Wunderwerk, stimmt Alfons Buder zu, ist diese runde Sache aus Kautschuk, Gummi, Ruß und Silikon.

Im Pirelli-Werk im hessischen Höchst hat er sich einmal angesehen, wie die Rundlinge produziert, also gewickelt und gepresst werden. „Reifenherstellung ist eine Kunst“, findet er seither. Und selbstverständlich kann er erklären, was einen Winter- nun von einem Sommerreifen unterscheidet. Da ist natürlich zum einen das Profil ein anderes. „Der Winterreifen enthält aber auch mehr Silikon“, sagt Alfons Buder. Der Stoff macht den Gummi geschmeidiger. Er härtet bei Kälte nicht so rasch aus, und der Bremsweg wird verkürzt. Andererseits nutzt sich ein Reifen mit mehr Silikon schneller ab. Die Mischung muss eben stimmen.

Alfons Buder kommt ins Schwärmen. Er steht inzwischen im großen Reifenlager. Um die 1 600 Räder sind hier eingelagert. Es riecht nach Gummi. Der Herr der Reifen nimmt einen nagelneuen Pirelli von einem Stapel und erzählt, er habe im vorigen Winter genau so einen auf sein privates Auto aufziehen lassen: „Ich war so beeindruckt. Das war ’ne Wucht!“ Man guckt ein wenig skeptisch und schon erzählt der Herr der Reifen von geschlossenem Laufbild, Traktion und Griffigkeit. Er weist mit dem Finger auf die großen Rillen im Profil: „Die sind so groß, damit die Nässe gut verdrängt werden kann“, sagt Alfons Buder.

Mit so einem High-Tech-Produkt muss man selbstredend behutsam umgehen. Also werden die demontierten Räder an der Ackerstraße zunächst sorgfältig mit einer Kreidenummer versehen, auf dass man sie auch wiederfinden kann. Und dann werden sie im großen Regal übereinander abgelegt, denn Alfons Buder sagt: „Wenn man sie hinstellt und es entweicht etwas Luft, werden sie unrund.“ Und das soll so ein Reifen ja nicht sein.

Im Januar wird man bei Pneuhage damit beginnen, die eingelagerten Sommerreifen zu überprüfen und zu säubern. Und dann kann Ostern so langsam näher rücken, und die Telefone in der Hoyerswerdaer Niederlassung der Reifendienste Ost GmbH können langsam wieder noch ein wenig an Klingelfrequenz zulegen. Alfons Buder wird das gut finden. Er hat, sagt er, seine Entscheidung für die Branche, noch keinen Tag bereut.



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