Blaetterwirbel vor dem Flockenfall
Von Rainer Könen
Man kann dabei Spaß haben. Regelrecht tiefgehende Freude empfinden. Und dabei auch wieder einmal mit anderen Vereinsmitgliedern ins Gespräch kommen – beim Herbstputz im Hoyerswerdaer Zoo an der Tschenstraße/Am Haag.
Die grüne Wiese hat sich eingefärbt
Die im Hoyerswerdaer Zoo gelegene Wiese ist am letzten Sonnabendmorgen nicht mehr grün, sondern mit einem gold-gelb-braunen Teppich bedeckt: Laubbaumblätter, wohin man schaut. Und inmitten des Wiesen-Areals steht ein noch leerer Container. Vor dem „parken“ Schubkarren, mit besagtem gewesenem Blattwerk gefüllt, das den sicheren Sommersitz an einem Ast in luftiger Höhe mit einem Liegeplatz vertauscht hat – und die Farbe dabei gleich mit. Ein ständiges Rascheln ist zu hören. Eines, dass Eigenheimbesitzer nur zu gut kennen und vielleicht den ein oder anderen daran erinnern, dass da vor der eigenen Tür daheim demnächst auch noch was zu erledigen wäre ...
Wenn die Mitglieder des Hoyerswerdaer Zoofreundevereins im Herbst den hiesigen Tierpark mit Rechen, Besen oder Schaufel ansteuern, dann wird es ernst: für das dort herumliegende Laub. Das war auch diesmal nicht anders. 17 Damen und Herren, zumeist älteren Semesters, sorgten am Sonnabendvormittag auf den Wegen und Wiesen des Hoyerswerdaer Zoos, in den Gehegen für laubfreie Zonen.
Extra-Führung zur Hochzeit
Yvonne Kortt ist an diesem Morgen gut gelaunt. Trotz der vermeintlichen Monotonie ihres Tuns: Laub zusammenharken, mit den Händen zusammenklauben und in eine Schubkarre füllen. Man hätte ja für diese Arbeit auch Laubsauger nehmen können. Aber nein, lächelt sie. „Der Lärm ist doch purer Stress für die Tiere, die kommen dann nicht mehr aus ihren Behausungen heraus.“ Die 39-jährige Hoyerswerdaerin gehört zu den jüngeren Mitgliedern des Vereines. An den alljährlichen Zooputz-Aktionen (auch im Frühjahr findet immer eine statt) beteiligt sie sich seit vier Jahren.
Damals hatte sie im Schloss geheiratet. Dann war die Hochzeitsgesellschaft in das frühere Zoorestaurant „Jambo“ (jetzt: Sambesi) gezogen, um zu feiern. Yvonne Kortt erinnert sich noch an den kurzweiligen Rundgang mit der damaligen Zoodirektorin Monika Häfner, den das junge Paar als Extra für die Hochzeitgesellschaft gebucht hatte. Thema dieses Exkurses: Liebesleben und Hochzeitsrituale der Tiere. Eine sehr amüsante Führung sei das gewesen, blickt Yvonne Kortt zurück, die im Landratsamt arbeitet. An ihrem Hochzeitstag übernahm sie die Patenschaft über eine Schildkröte. „Da bot sich für uns eine Mitgliedschaft bei den Zoofreunden förmlich an“, erzählt sie. Nun, an diesem Sonnabend werden sie und die übrigen Vereinsmitglieder vor allem eine Menge Laub zusammenrechen.
22 Kubikmeter reichen gerade mal
Zwei Container mit einem Fassungsvermögen von 22 Kubikmetern reichen da so gerade aus, um alles Zusammengeharkte in sich aufnehmen zu können. An diesen Aktionen findet sie es besonders spannend, „einmal hinter die Kulissen des Zoos“ schauen zu können. Denn wann schaut einem beim Putzen schon mal ein Lama über die Schulter? „Das war vielleicht neugierig“, erinnert sie sich an eine zurückliegende Reinigungs-Aktion im Lama-Gehege.
Wenn die Arbeit getan ist, bleibt ihr meist auch noch Zeit, um Chynthia einen Besuch abzustatten: der Schildkröte, deren Patin sie ist. Nur an diesem Sonnabend ging das leider nicht. Aber die nächste Putzaktion der Zoofreunde kommt ja ganz bestimmt, im kommenden Frühjahr. Und spätestens dann wird Yvonne Kortt nach ihrem Mündel schauen.
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„«Fidelio» klingt lustiger als «Fidel Castro»“
TAGEBLATT unterhielt sich mit Brigitte Trunte (67), über die Herbstputz-Aktionen im Zoo – und über Fidel Castro.
Seit 22 Jahren veranstalten die Zoofreunde Putz-Aktionen. Dienen die auch dem Zusammenhalt?
Ja, auf jeden Fall. Aber wir wollen damit auch nach außen hin symbolisieren, dass wir für den Zoo, für die hier lebenden Tiere, verantwortlich sein wollen.
Wie viele Mitglieder machen bei der heutigen Herbstputz-Aktion mit?
Dieses Mal sind es nur 17, sonst beteiligen sich weitaus mehr. Man muss dazu sagen, dass wir in unserem rund 160 Mitglieder starken Verein einen hohen Altersdurchschnitt haben, der liegt bei über 70 Jahren.
Um eine Sache kommt man ja in diesen Tagen, wenn man sich mit dem Hoyerswerdaer Zoo beschäftigt, auf gar keinen Fall herum. Um das Kuba-Krokodil „Fidel Castro“. Was halten Sie denn von einem solchen Namen?
Das war keine gute Idee. Ich hätte das Tier „Kroki“ genannt. Das klingt jedenfalls mehr nach Krokodil und wäre unverfänglicher gewesen. Den Namen Fidel Castro hätte ich jedenfalls nicht für den Hoyerswerdaer Krokodils-Nachwuchs gewählt.
Dieser Name sorgt für Verstimmung beim Kulturraum Oberlausitz-Niederschlesien, von dem es ja jährlich Fördermittel für den Hoyerswerdaer Zoo gibt. Im kommenden Jahr werden es rund 400000 Euro sein. Nun ist auch von einer mittelfristigen Kürzung dieser Mittel die Rede.
Der versucht doch schon seit Jahren, unserem Zoo die Fördermittel zu kürzen. Nun hätten sie aber einen Anlass gefunden. Das wäre wirklich sehr, sehr schlecht, wenn da auf Grund dieser Namensgebung künftig weniger Gelder fließen würden.
Man könnte das Krokodil, das man sich derzeit im Schloss anschauen kann, doch anders nennen. Was hätten Sie für einen Vorschlag? Mit etwas Neutralerem gäbe es keine Aufregung mehr.
Stimmt. „Fidelio“ klingt beispielsweise doch nicht schlecht. Das hört sich doch ganz lustig an. q Zum Tage
Gespräch: Rainer Könen
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Schlag nach
bei Beethoven
Uwe Jordan über Fidel, Fidelia, Fidelio und Leonore
Hoyerswerdas Jung-Krokodil Fidel Castro beschert Zoo und Stadt erregte Schlagzeilen. Letztlich alles irgendwie Marketing, wähnt mein hoch geschätzter Kollege Kolodziej; und er irrt selten (Nie!).
Erst wollte ein Gerücht wissen, der Kulturraum werde dem Zoo fidelhalber die 400 000 Euro Förderung streichen, weil man keinen Diktatorennachwuchs päppeln wolle. Die ZooKultur hat dann in vorauseilendem Gehorsam bekundet, man könne das Tier ja umbenennen. Der Kulturkonvent ließ nun verlauten, niemand habe die Absicht, eine Mauer zu errichten, ähh, Quatsch: das Missfallen an der Namenswahl habe keinerlei Einfluss auf die Fördermittelvergabe. – Klar, dass Fidel da neurotisch geworden ist; seine Geschwister verbeißt! Ach, hieße er doch nur „Batista“, wie das vorkommunistische und nach US-Gebaren letzte legitime weil nützliche Staatsoberhaupt auf Kuba! Das wäre mal ein richtiges Signal gewesen!
Und wenn das Krokodil eine Krokodiliana ist? Da bekäme „Fidelio“, wie Brigitte Trunte (lies weiter oben) vorschlug, doppelt Sinn! Fidelio war in Beethovens „Befreiungs“(!)-Oper in echt eine Frau: Leonore, die ihren Florestan nebst allen anderen Inhaftierten aus dem „Staatsgefängniß“ (Untertitel) rettet. „Tierschützer“ (und vor allem Björn und Bengt, die Bayernbären!) fänden’s gut, würde das Stück in Hoyerswerda fortgeschrieben. Und tolle Schlagzeilen für Zoo und Stadt gäb’s da auch wieder!
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