Baggern für die Magistrale


von Tageblatt-Redaktion

In vier Jahren werden wieder Züge an Litschen vorbeifahren, das dann aber mit Lärmschutzwänden geschützt sein soll.
In vier Jahren werden wieder Züge an Litschen vorbeifahren, das dann aber mit Lärmschutzwänden geschützt sein soll.

Ohne Warnwesten kein Zugang. Und so schlüpfen die Medienvertreter gestern brav in die leuchtend orangen Kleidungsstücke, um sich am Bahnhof Knappenrode von den Bahnplanern über den aktuellen Stand der seit September laufenden Umbauarbeiten zu informieren. Mit dem Baubeginn in Knappenrode ist praktisch der Ausbau der Bahnstrecke Knappenrode–Horka bis zur polnischen Grenze gestartet.

470 Millionen Euro investieren Bund, Bahn, EU und Land Sachsen, um die Strecke zweigleisig auszubauen und komplett zu elektrifizieren. Personenzüge fahren hier ab 9. Dezember bekanntlich keine mehr. Apropos: Die Gelder des Freistaats sollen die Strecke auch für den Personenverkehr attraktiv machen: 160 km/h statt 120 sind dadurch fast auf der gesamten Strecke möglich. Und wenn die Verkehrsleistung 2018 neu ausgeschrieben wird, dürfte dies eine gewichtige Rolle spielen. „Es ist gut, diese Möglichkeit zu haben“, sagt Projektleiter Ulrich Mölke.

Doch bis es so weit ist, muss erstmal gebaut werden: Auf der Baustelle in Knappenrode herrscht reger Lkw-Verkehr. Das ausgebaute Material liegt fein säuberlich aufgehäuft. Jeder dieser Haufen hat seinen Sinn, erklärt Planer Mölke. Manches Schottermaterial kann nämlich wiederverwendet werden – die Schotteraufbereitunganlage ist nah. „Die alten Weichen wurden früher richtig geschmiert“, heißt es gestern, „und die Schmierstoffe müssen aus dem Schotter raus.“ Kontaminiertes Material geht natürlich in die Entsorgung. Labormitarbeiter überwachen die Arbeiten ständig.

Auf der rund 2,5 Kilometer langen Baustelle haben im Schnitt 30 bis 50 Beschäftigte – unter laufendem Eisenbahnbetrieb – voll zu tun. Auf dem einen Gleis werden ausschließlich Güter transportiert, Kohle, Kalk, Gips, Baustoffe, nach Spreewitz und ins Kaolinwerk Caminau. Diese Verbindung wird während der Bauzeit offen gehalten. Eine andere gebe es nicht, hieß es. Im Frühjahr, wenn weniger Kohle transportiert werden muss, wird die Elektrifizierung hier außer Betrieb genommen: Eine neue Oberleitungsanlage kommt.

Die jetzige ist veraltet und völlig überdimensioniert. Am Bahnhof liegen noch eine ganze Reihe Gleise. Einst war Knappenrode wichtiger Umlade- und auch Personenbahnhof. Damals, als die Brikettfabrik noch produzierte und Arbeiter hier in Busse zu den Tagebauen umstiegen.

Drei Gleise, zwei Haupt- und ein Überholgleis, bleiben, der Rest wird zurückgebaut. Ebenso verschwinden die alten Bahngebäude, die nicht mehr benötigt werden. Der Bahnsteig ist längst weg. Einen Haltepunkt wird es hier ohnehin nicht mehr geben. Zwei Hauptgleise wurden im Oktober stillgelegt, um Baufreiheit zu haben. Im nächsten September gehen sie wieder in Betrieb, dann wird das dritte Gleis erneuert. Insgesamt baut die Deutsche Bahn im Bereich Knappenrode 7,5 Kilometer Gleis neu, dazu neun Weichen. Bis zum geplanten Abschluss der Arbeiten im Frühjahr 2014 sollen weiterhin ein neuer Bahnübergang und der Ersatzneubau zweier Überführungen entstehen sowie Stromversorgung, Gleisfeldbeleuchtung, Weichenheizung…

Mit jenen Knappenrodern, die quasi „im Wald“ mitten auf der Baustelle leben, hat sich die Bahn nach anfänglichen Differenzen arrangiert, so Ulrich Mölke sinngemäß. Und: „Um den Winterdienst brauchen sie sich nicht zu kümmern.“

web www.deutschebahn.com/horka



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