Aufbruchstimmung bei Ludwig Leuchten


von Tageblatt-Redaktion

Die Ludwig Leuchten Geschäftsführer Florian Möckel links und Erich Ludwig mit einer Einbauleuchte auf LED Basis
Die Ludwig Leuchten Geschäftsführer Florian Möckel links und Erich Ludwig mit einer Einbauleuchte auf LED Basis

Von Mirko Kolodziej

Bei Ludwig-Leuchten in Bergen war am Freitag Weihnachtsfeier. Und wenn es etwas zu feiern gibt, dann hier. „Bergen ist ein Super-Standort. Die Motivation der Mitarbeiter ist sehr hoch“, sagt Erich Ludwig, einer der beiden Geschäftsführer. Freilich haben besagte Mitarbeiter, genau wie jene im Stammwerk in Mering bei Augsburg, ein recht bewegtes Jahr hinter sich. Denn Anfang Mai beantragte die Ludwig Leuchten GmbH & Co. KG beim Amtsgericht in Augsburg ein Schutzschirmverfahren. Das ist ein 2012 neu in der Insolvenzordnung verankertes Instrument. Nicht, dass Ludwig-Leuchten pleite gewesen wäre. Aber es war damals absehbar: Ändert sich nichts, drohen massive Liquiditätsprobleme!

Den Grund für die Schwierigkeiten des Unternehmens fasst Erich Ludwig in zwei Sätze: „Wir waren drei Geschäftsführer und es gab nie Einigkeit. Wir haben nur noch laviert, nicht agiert.“ Gleichzeitig geriet der Markt in Bewegung. Die Nachfrage nach den üblichen, mit Neon-Röhren bestückten Leuchten sinkt; jene nach Leuchten auf Licht-Emitter-Basis (LED) wächst. Unter dem Schutzschirm konnte das Unternehmen selbst einen Insolvenzplan und ein Restrukturierungskonzept erarbeiten. Anders als bei der Regel-Insolvenz, in der ein vom Gericht bestellter Verwalter die Geschäfte übernimmt, stand Ludwig-Leuchten mit Dr. Paul Abel von der Kanzlei Anchor lediglich ein Berater zur Seite.
„Die Zusammenarbeit war sehr professionell und vertrauensvoll“, sagt Florian Möckel.

Möckel ist sozusagen in persona ein Ergebnis der Neustrukturierung. Während Claudius und Alexander Ludwig sich aus der Geschäftsführung zurückgezogen haben, ist Möckel neu an Bord. In einer Erklärung der Firma von Ende Oktober wird der als General-Manager tätige Diplom-Kaufmann als „Restrukturierungs-Experte“ bezeichnet. Der schmerzhafteste Schnitt war wohl der Personal-Abbau. In Mering mussten von 190 Mitarbeitern 67 gehen, in Bergen immerhin 13 von 80. Unter anderem wurde der eigene Fuhrpark geschlossen. Die betroffenen Mitarbeiter sind noch bis Ende Januar in einer Transfergesellschaft untergebracht, erhalten hier vor allem ein Qualifizierungstraining – bei je 80 Prozent ihres letzten Netto-Lohns.

Von der Reaktion der Belegschaft in Bergen, sagt Florian Möckel, sei er sehr angetan gewesen. Nach dem ersten Schreck hätte er eine kämpferische Stimmung erlebt: „Der Einsatz für das Unternehmen war und ist sehr hoch. Ich hatte immer das Gefühl, dass die Leute damit positiv umgehen.“ Die Restrukturierung fußt neben einer Senkung der Kosten vor allem auf einem Technologie-Schub. Kurz: Mehr LED, weniger Leuchtstoffröhren.
„Wir werden den Standort Bergen in Richtung LED-Technologie ausbauen“, sagt Erich Ludwig. Das zieht diverse, kleinere Änderungen an den Werkbänken nach sich. Vor allem aber bedeutet es für die Belegschaft die Notwendigkeit zu ständiger Fortbildung. Denn die LED-Technik ist schnelllebig, verändert sich rasch. Ludwig-Leuchten hat auch neue EDV-Strukturen geschaffen. Zudem wurde das Marketing geschärft. Es gibt jetzt klare Zielgruppen, denn Industrie und Gewerbe stellen andere Anforderungen als jemand, der ein Bürogebäude ausstatten will. „Wir müssen mehr Lichtberater als nur Leuchtenverkäufer sein“, sagt Florian Möckel.

Der neue Aufbruch der 60 Jahre alten Firma, die seit 1992 auch in Bergen beheimatet ist, spiegelt sich zudem in einer neuen Internetseite wieder. Das neue Firmenlogo wird demnächst auch in Bergen angebracht. „Der immense Einsatz von allen lohnt sich. Ludwig-Leuchten ist auf einem guten Weg zurück in die Gewinnzone“, erklärt General-Manager Möckel. Das freut nicht nur die Gläubiger. Im normalen Insolvenzfall sehen Geldgeber in der Regel höchstens zehn Prozent ihres Einsatzes wieder. Im Fall Ludwig-Leuchten sind es außergewöhnliche 22,5 Prozent. Weitere Gewinner der gelungenen Restrukturierung sind Hoyerswerdas Lausitzer Werkstätten. Von Beginn an arbeiten deren behinderte Beschäftigte dem Unternehmen zu. „Das ist eine sehr gute Zusammenarbeit“, sagt Florian Möckel. Und daran wird sich nun auch nichts ändern müssen.

 



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