Algenplage im Meer der Fassaden


von Tageblatt-Redaktion

Vor allem am mit Wärmedämmung versehenen Gebäudebestand gedeihen an kühlen, feuchten Fassaden die Algen.
Vor allem am mit Wärmedämmung versehenen Gebäudebestand gedeihen an kühlen, feuchten Fassaden die Algen.

Eigentlich ist das grüne Zeug ein positives Signal. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass der Algenbewuchs an Fassaden ein Indikator dafür ist, dass der Gehalt an Schwefeldioxyd in der Luft der jeweiligen Stadt zurückgegangen ist. Doch was wir im Wald und an jahrhundertealten Ruinen schön und normal finden, wird an Wohngebäuden meist als hässlich empfunden. Und mancher fürchtet gar eine Gefährdung der Gesundheit.
Zumindest das kann man beim Algenbewuchs an Außenfassaden ausschließen, ist sich Steffen Sprenger, Leiter Bereich Technik bei der LebensRäume-Genossenschaft, sicher. Es sieht eben nicht schön aus. Doch auch die Fassade selbst kann durchaus von den Algen geschädigt werden.

Bislang hat man zwei Häuser vom Algenbewuchs befreit. Direkt gegenüber dem Lebensräume-Firmensitz in der Stauffenberg-Straße fing man im vergangenen Jahr an. In der Schweitzer-Straße 1-8 zog der Großvermieter in diesem Jahr nach. Und er hat jetzt zwei unterschiedliche Erfahrungen, wie Bauleiterin Sabine Schenk schildert. In der Schweitzer-Straße musste man nur die Fassade reinigen, was vom Hubsteiger aus funktionierte. Dabei kommt man auf Kosten von rund 6 bis 8 Euro je Quadratmeter.

Wenn man aber so wie in der Stauffenberg-Straße auch Risse beseitigen und die Fassade anschließend neu streichen muss, dann ist man schnell beim dreifachen Quadratmeterpreis, rechnet Sabine Schenk vor. Kosten, die der Immobilieneigentümer trägt. Und da man bei Fassaden an Wohnblöcken gleich über ein paar hundert oder gar tausend Quadratmeter redet, sind die Kosten entsprechend hoch. Mittlerweile haben die Lebensräume eine recht gute Übersicht über die veralgten Fassaden. Vor allem im WK VII zeichne sich Handlungsbedarf ab.

Doch aufgrund der Kosten schaut man genau hin, wo der Bewuchs sehr stark ist, welche Technologie man anwenden muss und wie viele Genossenschafter von der Investition profitieren. Erst in den nächsten Tagen entscheidet sich, welche Gebäude im kommenden Jahr gereinigt werden.

Der Wohnungsgesellschaft geht es nicht anders. Sprecherin Petra Scholz weiß, dass ihr Unternehmen schon in der Luxemburgstraße 41a-c gegen Algen vorgegangen ist. Im nächsten Jahr wird man sich den Elsterbogen 45-49 vornehmen.

Steffen Sprenger weist darauf hin, dass die Algen auch die Kehrseite der Wärmedämmung der Gebäude sind. Früher waren die Fassaden wärmer, was für Algen und Moos ungünstig ist. Durch die immer dicker gewordene Wärmedämmung, sind die Fassaden draußen kalt geworden. Die Häuser „atmen“ nicht mehr, könnte man auch sagen. Auf der Nordseiten und bei nah am Haus stehenden Bäumen, wo es ohnehin feuchter ist, wird die Algenbildung noch stärker begünstigt.

Man kann mittlerweile sogar sehen, in welchen Wohnungen über Jahre hinweg die feuchtwarme Luft über angekippte Fenster entwichen ist statt durch Stoßlüftung – der Algenbewuchs über diesen Fenstern ist deutlich größer als bei den anderen. Bei den Großvermietern weiß man jetzt jedenfalls, dass das Thema Algenentfernung in den nächsten Jahren eine nicht zu unterschätzende Bedeutung haben wird.



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