Ein Rennen, das Geschichte und Geschichtchen schrieb


von Tageblatt-Redaktion

Nur Fliegen ist schöner - Marcus Giese im Vorgefühl des Sieges, Ralf Harzbecker wird ihn nicht mehr erreichen können.
Nur Fliegen ist schöner - Marcus Giese im Vorgefühl des Sieges, Ralf Harzbecker wird ihn nicht mehr erreichen können.

Still alone, still alive, still unbroken: immer noch einzigartig, immer noch am Leben und nicht unterzukriegen – mit diesen trotzigen Zeilen und den dazugehörigen wuchtigen Southern-Rock-Klängen von Lynyrd Skynyrd wurde das Hauptfeld auf die See-Runde(n) über acht beziehungsweise 16 Kilometer geschickt. Einen passenderen Titel hätte man kaum auswählen können. Nach team-internen Querelen, die Anfang des Jahres den Lauftreff Lausitz, der den Knappenseelauf ausrichtet, fast zerbrochen hätten, schien für dieses Rennen der Daumen gesenkt. Doch es geschah ein Blaues Wunder. Die Wassersportler vom eben „Blauen Wunder“ in der Neubuchwalder Bucht am Knappensee in Groß Särchen sagten kurz vor dem Termin ganz spontan ihre Hilfe zu, und so konnten die Läufer doch auf die diesmal echte See-Runde gehen – ständig das Wasser vor Augen.
Mit guten Mächten im Bunde
Wer im positiven Sinne abergläubisch ist, musste anerkennen, dass selbst die höheren Mächte dem gewagten Vorhaben ihren Segen nicht versagen wollten: Strahlender Sonnenschein, wohl der erste echte Rundum-Sonnen-Tag des ganzen Jahres, schuf eine Kulisse, wie man sie sich nur wünschen kann. Scherzhafter Weise reklamierten die Karlsruher Läufer, die einmal mehr dem Lauf Treue bewiesen, sie hätten Clärchen aus dem „Ländle“ mit an den Knappensee gebracht. Überhaupt Gäste: 89 Läufer auf der 16-Kilometer-Doppelschleife und 73 auf der Acht-Kilometer-Strecke! Das hatte die Erwartungen der Veranstalter übertroffen – und sogar die Resonanz auf die 1999er Erst-Auflage, die von der Fachzeitschrift „Laufzeit“ zum „Einsteiger des Jahres gekürt worden war. Besonders erstaunt registrierten die Lauftreffler, dass viele Gesichter, die lange nicht am Knappensee (wettkampfhalber) zu sehen gewesen waren, sich den Neustart nicht entgehen lassen wollten. Selbst Aktive, die an der 11. und letzten Auflage des „alten“ Knappensee-Laufes ab/ an Bergbaumuseum Knappenrode zum Teil heftige Kritik geäußert hatten, gaben dem nun runderneuerten Rennen eine Chance – und dürften es kaum bereut haben.
Nun aber zum Sportlichen: Die flache Strecke würde zwei neue Rekorde sehen; so viel stand fest. Es hatten sich ja schließlich die Distanzen verändert (vorher Halbmarathon -21,1 km- und 13 km). Dass bei den Damen es aber ausgerechnet Katrin Tanzmann sein würde, die neben den ewigen Rekord des Alt-Laufes auch den aktuellen stellen würde – damit hätte sie selbst nicht gerechnet. Die Seriensiegerin früherer Jahre hatte ihre Karriere aus gesundheitlichen Gründen 2008 beendet, wollte diesmal „nur schauen“ und rechnete sich gerade mal gar nichts aus, denn trainiert hatte sie nicht.
Zwei Minuten Vorsprung
Als sie aber nach den acht Kilometern mit exakt zwei Minuten Vorsprung Rekord und Sieg trotz engagierter Gegnerschaft klargemacht hatte, staunte sie, dass die Form von einst sich scheinbar mühelos hatte konservieren lassen. Ob Vorjahressiegerin Grit Sammulat, die diesmal den „langen Kanten“ wählte, ihr hätte Paroli bieten können? Vielleicht gibt es ja 2011 eine Antwort darauf.
Während das Rennen der Frauen also eine relativ klare Sache war, ging es beim Herren-Hauptlauf über 16 Kilometer super spannend zu. Zur Halbzeit des Rennens, auf der Seepromenade direkt vor Start und Ziel, konnte Lauf-Organisator und -moderator Manfred Grüneberg noch den Vorjahressieger Ralf Harzbecker als Führenden begrüßen. Aber die zweite Runde in zunehmend brütenderer Hitze wurde dem Routinier zum Verhängnis: Er musste den etwa 20 Jahre jüngeren Valtenberger Triathleten Marcus Giese passieren lassen, der ihm am Ende drei Sekunden abgenommen hatte. Eine Winzigkeit, aber eben die, die über den Sieg entschied. Harzbecker zeigte sich als fairer Sportsmann und war Gieses erster Gratulant, auch auf dem Siegertreppchen noch einmal.
Dieses Rennen hat zweifellos Geschichte geschrieben – und Geschichtchen. Andreas Jähnke von den „RedCaps“ des SC Hoyerswerda beispielsweise hatte die 25 Kilometer „Anmarsch“ zum Rennen zu Fuß bewältigt, und nach absolvierten 16 Kilometern (Platz 65 in 1:24 49 h) trabte er die 25 Kilometer ebenso brav wieder nach Hause.
Oder Steffen Wenzel: Der Hoyerswerdaer nutzte den Sonnabends-Knappenseelauf (Platz 33 über 16 km in 1:12:25 h) als letztes lockeres Training für einen Marathon, den er tags darauf in Angriff nehmen würde.
Getröstete Pechvögel
Freilich hatte das Rennen auch Pechvögel. So René Bossan, dem unterwegs ein Verletzungspech zustieß, der von Wittichenauer Lauffreunden erstversorgt wurde und tapfer nach 2:03:08 h ins 16-Kilometer-Ziel fand – Platz 85, der Schlusspunkt der Liste. Der traurigste Läufer aber dürfte Wolfgang Herke von der BSG Pneumant Fürstenwalde gewesen sein: Er hatte sich (bei den vielen Streckenposten fast eine Unmöglichkeit) kurz vor dem Ziel verlaufen – und passierte es aus Gegenrichtung. Dieser Umweg (da war wohl der berühmte „Tunnelblick“ im Spiel gewesen) kostete ihn womöglich eine bessere Platzierung als „nur“ Rang 4 über die 16 Kilometer. Nach der ersten verständlicherweise großen Enttäuschung tröstete er sich damit, dass es auch 2011 einen Knappenseelauf geben wird, und dann ...
Das nächste Mal dann eben!
Ebenfalls fix und fertig war die kleine Dresdnerin Sophie Götzke: Mit ihren taufrischen fünf Jahren konnte sie beim Ein-Kilometer-Kinderlauf mit den Größeren noch nicht ganz mithalten, wurde „nur“ Vierte statt Siegerin (was sie unbedingt hatte werden wollen). Aber dann dürfte sie ähnlich wie Wolfgang Herke gedacht haben: „Das nächste Mal dann eben!“
Mr. Knappensee auf Kurs 13
Ungetrübte Freude aber hatte Klaus Otto vom Niederlausitzer Läuferbund Cottbus. Der Senior, in der Klasse m 70-74 startend, erreichte in 1:42:55 h nicht nur das Ziel dieses Laufes, sondern absolvierte damit auch als einziger Aktiver alle bisherigen zwölf Knappenseeläufe. Alle hoffen, dass „Mr. Knappensee“ 2011 die Nummer 13 folgen lässt – und Sie, liebe Leser, vielleicht Nr. 1?

MÄNNER, 16 KILOMETER
  1. Marcus Giese (Valtenberg) 0:56:29 h
  2. Ralf Harzbecker (HY RedCaps) 0:56:32 h
  3. Alexander Thomas (Ham-Lippe) 1:00:40 h
  4. Wolfgang Herke (Fürstenwalde) 1:00:41 h
  5. Andreas Bram (Skiclub Dresden) 1:01:02 h
  6. Detlef Hoffmann (FLG Sprembg.) 1:01:26 h
  7. Johann Riedmann (LT Lausitz) 1:01:50 h
  8. Heiko Schäfer (RC 1898 Radebg.) 1:01:55 h
  9. Reinhard Petzold (BLV Rot-W.’90) 1:02:24 h
10. Ralf Ernst (Wartturm Niesky) 1:03:31 h
11. Lutz Thierfelder (LTSV Forst ’90) 1:03:54 h
12. Frank Wittwer (Dresden) 1:04:16 h
13. Uwe Hohlfeld (Königswartha) 1:04:20 h
14. Ingolf Brunsch (LTSV Forst ’90) 1:04:28 h
15. Oliver Thomas (Valtenberg) 1:05:09 h
16. Martin Kühne (Parkläufer CTB) 1:05:12 h
17. Silvio Misera (Rennschnecken CB) 1:05:21 h
18. Marco Fiebag (Biketeam O’lausitz) 1:05:46 h
19. Thomas Effenberg (Tätzschwitz) 1:06:15 h
20. René Süßmann (Running Team) 1:06:28 h
FRAUEN, 8 KILOMETER
  1. Katrin Tanzmann (Callenberg) 0:32:23 h
  2. Jessica Heblack (BLV Rot-W.’90) 0:34:23 h
  3. Tina Petzold (BLV Rot-W.’90) 0:56:29 h
  4. Sandra Bullmann-Kude (LC CTB) 0:35:15 h
  5. Grit Sammulat (Valtenberg) 0:35:19 h
  6. Kerstin Thierfelder (LTSV Forst) 0:35:33 h
  7. Alexandra Skeries (Fürstenwalde) 0:36:28 h
  8. Kerstin Richter (LG Ilsesee G. Rä.) 0:37:20 h
  9. Sabine Nolde (Bergener Rennt.) 0:37:31 h
10. Diana Herrmann (LTSV Forst ’90) 0:37:48 h
11. Sibylle Busse (Team Freigang) 0:38:21 h
12. Ilona Wadenbach (OSC Löbau) 0:38:23 h
13. Petra Handreck (LTSV Forst ’90) 0:38:57 h
14. Claudia Heret (Fürstenwalde) 0:39:33 h
15. Ramona Hohlfeld (Großdubrau) 0:39:33 h
16. Jeanette Melisch (LG Ilsesee) 0:39:47 h
17. Ulrike Dehlitsch (1919 Hoy’da) 0:40:51 h
18. Gudrun Henschke (LTSV 1990 To.) 0:40:58 h
19. Katharina Hoffmann (Germ. BZ) 0:41:07 h
20. Birgit Wenzel (1919 Hoy’werda) 0:41:20 h
Stadtmeister M (16 km)
  1. David Habeck (Lauftreff Lausitz) 1:11:25 h
  2. Steffen Wenzel (1919 Hoy’werda) 1:12:25 h
  3. Thomas Kummer (HY-Renntier) 1:12:41 h
  4. Wladimir Rul (Seenlandläufer) 1:14:14 h
  5. Steffen Dutschmann (Knapp’rode) 1:15:10 h
  6. Ralf Große (Hoyerswerda) 1:15:18 h
  7. Olaf Klammer (Zeißiger Rennt.) 1:15:55 h
  8. Jürgen Schönfeld (Hoyerswerda) 1:16:13 h
  9. Mario Neumann (SC Hoyerswerda) 1:19:59 h
10. Harald Skopi (Laufpiraten) 1:24:02 h
Stadtmeisterin W (8 km)
  1. Ulrike Dehlitsch (1919 Hoy’da) 0:40:51 h
  2. Birgit Wenzel (1919 Hoy’werda) 0:41:20 h
  3. Renee Kusnik (Lausitzer Werkst.) 0:44:14 h
  4. Steffi Hahn (Hoyerswerda) 0:45:15 h
  5. Ingrid Kohnert (1919 Hoy’werda) 0:45:25 h
  6. Katrin Klammer (Zeißiger Rennt.) 0:45:50 h
  7. Jana Wiersch (SC Hoyerswerda) 0:46:55 h
  8. Marina Neumann (Kraft & Figur) 0:47:17 h
  9. Elke Mallon (Seenlandläufer) 0:51:15 h
10. Anke Göb (Laufpiraten) 0:51:16 h
FIRMENMEISTERSCHAFT
  1. Wüstenrot Württembergische Vers. 40 km
  2. Lausitzer Werkstätten Team 1 32 km
  3. Lausitzer Werkstätten Team 2 24 km
Kinder (1 km)
  1. Aleen Noack
  2. Till Fischer
  3. Franz Noack
  4. Sophie Götzke



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