¡ Bienvenidos a Hoyerswerda !


von Tageblatt-Redaktion

Franco und Eugenia (vorn) bleiben für ein ganzes Jahr in Hoyerswerda. Juan, Eduardo, Emiliano, Felipe, Valeria, Janina und Bastian (hinten von links nach rechts) dagegen werden in gut zweieinhalb Wochen in diverse deutsche Städte reisen.
Franco und Eugenia (vorn) bleiben für ein ganzes Jahr in Hoyerswerda. Juan, Eduardo, Emiliano, Felipe, Valeria, Janina und Bastian (hinten von links nach rechts) dagegen werden in gut zweieinhalb Wochen in diverse deutsche Städte reisen.

Von Mirko Kolodziej

Am Montagabend saßen zwei jugendliche Argentinier sowie ein junger Mexikaner in einem Hoyerswerdaer Wohnzimmer und wurden gelöchert: Franco ( 15), Juan (17) und Emiliano (17) gaben Auskunft über ihre Länder und Städte. Die Gasteltern beziehungsweise -geschwister der südamerikanischen Austauschschüler und ein paar von deren Freunden hörten zu. Für die drei Jungs, deren Muttersprache Spanisch ist, hieß es erst am Wochenende „¡ Bienvenidos a Hoyerswerda !“, also „Willkommen in Hoyerswerda !“

Sie sind am Freitag mit der internationalen Organisation Youth For Understanding YFU (Jugend für Verständigung) hier angekommen. Drei Wochen lang werden sie sowie sechs andere Mädchen und Jungen aus Argentinien, Chile und Mexiko hier für jeweils ein Austauschjahr in Deutschland fit gemacht. So pauken sie die ersten deutschen Vokabeln und lernen zudem etwas über Land und Leute.

Danach wird Bastian (17) aus Chile zum Beispiel zu einer Familie nach München ziehen, während Valeria (15) aus Mexiko ein Jahr in Gera zur Schule gehen wird. Die Mexikanerin Eugenia (16) dagegen bleibt hier, um am Léon-Foucault-Gymnasium zu lernen. Ihre Gasteltern leben in Groß Särchen. Und Franco, der daheim in Argentinien sechs Brüder hat und in Hoyerswerda das Lessing-Gymnasium besuchen wird, dürfte sich bei seiner Gast-Familie in der Altstadt wie zu Hause fühlen. Sie besteht nämlich aus Mutter, Vater, zwei Jungs und vier Mädels. „Ich liebe die Art, wie Deutsche denken“, sagt der 15-Jährige in Englisch und meint, das geschehe bei den Meisten hier eher mit kühlem Kopf.

Dass erstmals ein YFU-Vorbereitungskurs in Hoyerswerda stattfindet, ist im Grunde der Weißrussin Darya Anishchanka zu verdanken, die 2009 und 2010 das Lessing-Gymnasium besuchte. Sie lebte bei Familie Züchner in der Altstadt. Gastmutter Ina Züchner wurde hinterher YFU-Betreuerin, immer ehrenamtliche Ansprechpartnerin für zwei bis drei ausländische Austauschschüler in der Region. Jetzt hat sie erstmals einen Vorbereitungskurs organisiert. Er findet in Räumlichkeiten der Volkshochschule in der Lausitzhalle statt. Ein bisschen kam Ina Züchner Freund Zufall zupass. Denn eine VHS-Mitarbeiterin ist unter jenen Helfern, die derzeit für drei Wochen die Südamerikaner beherbergen.

Die Lehrerinnen für den Kurs stellt freilich die Austauschorganisation. Deutsch unterrichtet mit Sonia Castellaños eine gebürtige Kolumbianerin, Orientierung für das Leben in Deutschland gibt Sophia Baumgärtner. Die Frauen leben normalerweise in Berlin, derzeit bei Züchners.

Mit Eduardo (16) aus Mexiko, Felipe (18) aus Chile und den anderen haben sie wissbegierige und hochgradig motivierte junge Leute zu unterrichten. Auch, wenn den Mädchen und Jungen derzeit noch ein wenig der Jetlag von der Fliegerei am Ende der letzten Woche zu schaffen macht, sind sie von morgens bis nachmittags konzentriert bei der Sache. Jeder hat freilich eine etwas andere Motivation. „Ich liebe Kunst“, sagt etwa Emiliano, der sich in seinem künftigen Teilzeit-Zuhause Hamburg nicht nur den Fischmarkt ansehen will, sondern auch die Museen dort.

Er ist übrigens gut vorbereitet, weil seine ältere Schwester Frida bereits ein Austauschjahr in Schleswig-Holstein verbracht hat. Eduardo dagegen denkt bei deutscher Kultur eher an Fußball und an Mädchen. Und alle in der Gruppe stimmen Janina (16) zu, wenn die Chilenin erklärt, die Festivals für elektronische Musik in Deutschland seien viel besser als jene in Südamerika. Janina wird ihr Austauschjahr in Karlsruhe verbringen.

Zunächst aber geht es auch für sie in Hoyerswerda um die korrekten Artikel vor Substantiven, um Verben, um Angela Merkel und Friedrich Schiller. Auch die ersten Hausaufgaben haben die jungen Leute bereits erledigt – zur Zufriedenheit ihrer Lehrerinnen – und zum Abschied rufen Sie einem schon „Auf Wiedersehen“ hinterher.



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