Ärger am Schwarzwasser


von Tageblatt-Redaktion

Oberhalb von Groß Särchen werden bei Hochwasser die Fluten des Schwarzwasser aufgeteilt. Links geht es in den Umfluter.
Oberhalb von Groß Särchen werden bei Hochwasser die Fluten des Schwarzwasser aufgeteilt. Links geht es in den Umfluter.

In der Nacht zum Dienstag hatten viele Menschen in Hoyerswerda sehr schlecht geschlafen. Es war einfach zu schwül. Das bisschen Regen in den Morgenstunden brachte keine Abkühlung. Doch von ein bisschen Regen konnte nur knapp 25 Kilometer entfernt in einigen Bereichen zwischen Kamenz und Bautzen keine Rede sein. Hier tobte sich das Unwetter aus, von dem man in Hoyerswerda nur die Blitze am Horizont sah. Auf der B 156 zwischen Commerau und Lieske mussten ebenso umgestürzte Bäume beseitigt werden wie noch weiter östlich bei Klitten von der Eisenbahnstrecke.

Die S 94 zwischen Burkau und Kamenz war auf 400 Meter bis gestern Mittag wegen Schlamm auf der Straße gesperrt. Pendler nach Dresden bekamen dies zu spüren. In Neschwitz musste wegen Überschwemmung die Jugendherberge evakuiert werden. Abgesehen vom Sturm gingen in den Bereichen auch kräftige Regenschauer nieder, die zu einem raschen Anschwellen des Klosterwassers und des Hoyerswerdaer Schwarzwassers führten. Der Schwarzwasserpegel bei Zescha meldete binnen weniger Stunde einen Anstieg bis auf über die Hochwasseralarmstufe 3. Von dort braucht der Hochwasserscheitel in etwa drei Stunden bis Groß Särchen. Wo er gegen 10 Uhr auch eintraf.

Ein Teil des Wassers schwappte in Höhe des Verteilerwehrs in den Umfluter über. Allerdings floss auch reichlich Wasser durch das Hoyerswerdaer Schwarzwasser im Dorf. Nicht nur nach Ansicht von Familie Pfeiffer zu viel, die prompt Wasser im Keller stehen hatte. Einige Stellen wurden mit Sandsäcken gesichert. Die örtliche Feuerwehr war geraume Zeit im Einsatz. Laut Bürgermeister Udo Witschas erreichte der Pegel im Ort allerdings nicht Alarmstufe 3 – denn das ist erfahrungsgemäß der Punkt, ab dem es im Ort wirklich kritisch wird. Allerdings schlugen vor Ort die verbalen Wogen recht hoch.

Warum die Flussmeisterei nicht das Verteilerwehr schließe, um im Ort im Schwarzwasser den Pegel weiter zu senken, war Kernpunkt von Beschwerden. Das Wasser könne doch lieber den Umfluter komplett füllen und diesen sogar auf der ortsabgewandten Seite verlassen. Auf den abgeernteten Feldern könne das Wasser doch keinen Schaden anrichten. Allerdings prallen an diesem Punkt die Meinungen aufeinander. Denn auch die Felder haben Besitzer. Und die Landestalsperrenverwaltung Pirna stellte auf Anfrage von Tageblatt klar: „Ein so genanntes vollständiges «Trockenfallen» des Hoyerswerdaer Schwarzwassers wird es bei Hochwasser nicht geben.“

Pressesprecherin Britta Andreas verwies auf die Umstände, wie der Hochwasserumfluter für Groß Särchen vor einigen Jahren zustande gekommen und wie seine Funktion ist: „Bei einem statistisch alle hundert Jahre auftretenden Hochwasser (HQ 100) werden 13 m³ je Sekunde über das Hoyerswerdaer Schwarzwasser und 11,7 m³ je Sekunde über den neu gebauten Umfluter abgeleitet. Auf diese Wasserverteilung ist der Umfluter ausgelegt, so wie es auch im Planfeststellungsbeschluss festgelegt ist. Das Abschlagsbauwerk verhindert also, dass bei Hochwasser mehr als 13 m³ je Sekunde die Ortslage Groß Särchen durchströmen.“

Der zuständige Flussmeister habe sich die Situation vor Ort angesehen. Aus Sicht der Landestalsperrenverwaltung hat alles so funktioniert, wie es sein soll.
Offenbar besteht jetzt Gesprächsbedarf in der Gemeinde und im Ort. Denn dass das Schwarzwasser an einigen Stellen durch die Regenwasserkanalisation drückte und so an einigen Stellen für Überschwemmungen sorgte – das ist gewiss nicht Thema der Landestalsperrenverwaltung. Und da auch bei kommenden Hochwassern Pegelstände wie am gestrigen Tag in Groß Särchen erreicht werden, müssten einige der Schwachpunkte überprüft und abgestellt werden. Immerhin war der Hochwasserscheitel gestern nur von kurzer Dauer. Und man weiß, es kann sehr schnell wieder ein solches Ereignis geben.

Flussabwärts spielten die Wassermassen aus dem Schwarzwasser keine große Rolle. Im Bereich Hoyerswerda und am Hochwasserpegel Neuwiese war nur ein geringer Pegelanstieg zu verzeichnen.



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