Wenn Siegbert Matsch spricht, klingt es nicht nach Rückblick – sondern nach Aufbruch. Dabei liegt ein ganzes Berufsleben hinter ihm, geprägt von Zeitungspapier, Redaktionsluft und der unerschütterlichen Idee, dass Journalismus mehr sein muss als Schlagzeilenjagd. Es ist ein Traum, der ihn nie losgelassen hat. Einer, der ihn durch Krisen getragen und durch Wandel geführt hat. Und einer, den er heute – mit 61 Jahren – erneut in die Hand nimmt.
Die Geschichte beginnt im Sommer 1990. Die Luft in Hoyerswerda war aufgeladen mit Aufbruchsstimmung, aber auch mit Unsicherheit. Gemeinsam mit einem Freund gründete der frisch gebackene Diplomjournalist den Wochenblatt-Verlag – ein mutiger Schritt in eine ungewisse Zukunft. Die Idee war klar: Lokaljournalismus, der nicht nur berichtet, sondern begleitet. Keine Sensationslust, keine Quotenjagd. Stattdessen: Menschen, ihre Sorgen, ihre Hoffnungen. Das Leben zwischen Plattenbau und Marktplatz, zwischen Vereinsarbeit und Stadtratssitzung.

„Das ist hoffnungslos!“ – ein Satz, den er oft gehört hat. Ein Unkenruf, der ihn nie abgeschreckt, sondern eher angespornt hat. Denn Siegbert Matsch glaubt an die Kraft der Nähe. An die Bedeutung von Geschichten, die nicht laut sind, aber wichtig. Mit dem Hoyerswerdaer Tageblatt hat er gemeinsam mit seinen Redakteurskollegen über drei Jahrzehnte hinweg die Region porträtiert – mal kritisch, mal herzlich, immer nah dran und sehr lange als Partner der Sächsischen Zeitung. Die Abozahlen? Stabil. Die Resonanz? Ehrlich. Die Kritik? Teil des Spiels.
Doch die Welt drehte sich weiter. Die Druckmaschinen liefen, aber die Leser klickten zunehmend. Matsch reagierte – nicht trotzig, sondern vorausschauend. Mit „hoyerswerdsche.de“ und später „hoyte24“ wagte er den Schritt ins Digitale. Ein lokales Nachrichtenportal, das nicht nur informiert, sondern verbindet. Heute lesen ehemalige Hoyerswerdaer in Kanada, Australien oder Leipzig mit – und bleiben ihrer Heimat verbunden.

Dann kam der Bruch. Die Übernahme der Sächsischen Zeitung durch die Madsack-Gruppe brachte neue Maßstäbe, neue Erwartungen – und wenig Verständnis für Matschs Prinzipien und seine Ansichten über lokale Berichterstattung. Der Vertrag endete. Wie nun weiter? Statt sich zurückzuziehen, entschied sich der Hoyerswerdaer für den Neuanfang. Kein Ruhestand, keine Muße. Stattdessen: ein neues Kapitel. Hoyte24 wird Mitte September neu starten – umfangreicher, gewohnt nah an den Lesern, mit klarem Kompass.
Kein Papier mehr, keine Druckkosten. Aber dieselbe Haltung. Dieselbe Leidenschaft. Dieselbe Idee von Journalismus, die ihn seit 1990 begleitet. Siegbert Matsch sitzt nicht mehr auf einem Stapel alter Ausgaben. Er sitzt am Rechner, plant, schreibt, denkt. Und träumt weiter – von einem Journalismus, der nicht laut sein muss, um gehört zu werden. Der aber nicht nur geschätzt, sondern auch bezahlt werden muss. Letztlich werden die Abozahlen entscheiden, wie es weitergeht.
