Wischmopp statt Rettungsring


von Tageblatt-Redaktion

Schwimm-Meister René Bartsch schwingt den Wischmopp in den leeren Becken.
Schwimm-Meister René Bartsch schwingt den Wischmopp in den leeren Becken.

Eincremen sollte man sich hier draußen schon, findet René Bartsch. „Mit einem Sonnenbrand zu arbeiten“, er verzieht sein Gesicht leicht grinsend, „das ist nicht so angenehm.“ Der Schwimm-Meister schaut dabei hinunter ins Becken, wo seine Kollegin Mandy Kanow mit einem Hochdruckreiniger Algen von den Fugen spritzt. Im Bikini und mit einem geröteten Rücken. Man scherzt miteinander. „Bei dem Wetter macht Arbeiten Spaß“, lacht der 35-jährige Bartsch. Eine Stunde noch, dann hat der Schwimm-Meister Feierabend. Wie die anderen Kollegen des Lausitzbades auch. Ihr Tagespensum, die Reinigung aller Außenbecken, werden sie dann erfüllt haben.
Für zwei Wochen hat das am Gondelteich gelegene Freizeitbad dichtgemacht, wegen Wartungs- und Reparaturarbeiten, die alljährlich zu Beginn der Sommerferien dort durchgeführt werden. Bis vor einem Jahr hieß das für die 34 Mitarbeiter des Bades: kein Urlaub in diesem Zeitraum. Unter dem neuen Geschäftsführer Rainer Warkus arbeiten nun aber „die, die da sind und gebraucht werden“. Dazu gehört René Bartsch. Der sich derzeit mit seinen Kollegen von einer anderen Seite zeigen muss.
Der Hoyerswerdaer, seit vier Jahren im Lausitzbad beschäftigt, beaufsichtigt dort normalerweise den Badebetrieb, gibt Kurse. Doch „derzeit fühle ich mich wie eine Reinigungskraft“, erzählt er. Sicher, im Alltag muss er auch regelmäßig zum Putzeimer greifen. Aber wenn das Bad geschlossen sei, werde es besonders intensiv. Saunabereich, Sanitär- und Beckenanlage: Da kann man ins Schwitzen kommen.
Macht es ihm wirklich nichts aus, von morgens bis abends zu wischen? „Nach den zwei Wochen werde ich bestimmt keinen Wischmopp oder Putzeimer sehen wollen“, lächelt er. Dabei waren diese ersten Tage nur der Auftakt. Denn richtig los geht es mit den Reinigungsarbeiten, wenn „alle Handwerker aus dem Bad raus“ sind, so Bartsch weiter. 26 Firmen sind in diesem Jahr an den Wartungsarbeiten beteiligt. Zwölf Jahre ist das Lausitzbad alt, dafür sei „es noch gut in Schuss“, findet Geschäftsführer Warkus. Ein Grund, warum man die Reparaturarbeiten zu Beginn der Sommerferien ausführe, liege vor allem auch daran, dass „in dieser Zeit der Publikumszuspruch nicht groß ist“, erklärt er. Der Einnahmeausfall, schätzt Warkus, betrage in dieser Zeit knapp 23 000 Euro (Bad: 14 000 Euro; Sauna: 5 000 Euro; Gastronomie: 4 000 Euro).
Wenn das Lausitzbad für zwei Wochen seine Türen schließt, heißt das auch, dass die Mitarbeiter aus den verschiedenen Bereichen enger als sonst zusammenarbeiten. „Das stärkt unseren Teamgeist“, so Schwimm-Meister Bartsch, der die relative Stille dort am ersten Schließtag noch etwas ungewohnt empfand. Aber jetzt habe er sich daran gewöhnt: „Ich finde diese Ruhe für die Ohren angenehm.“
Gespannt sind sie auf den nächsten Dienstag, wenn „die Hygiene kommt“. Da werden Wasserproben genommen. „Wir hoffen natürlich, dass die Qualität des Wassers nicht beanstandet wird.“ Warum auch, bisher war sie ja immer gut. Am 23. Juli ist es aber dann für ihn und die übrigen Mitarbeiter mit der Ruhe vorbei. Dann wird es laut und hektisch, öffnet das Bad wieder. Bartsch weiß schon jetzt, was am ersten Tag auf ihn und seine Kollegen zukommt: „Unsere Stammgäste wollen zuerst wissen, was sich im Bad verändert, was neu gestaltet worden ist.“ Aber wie viele Stunden er in den vergangenen 14 Tagen mit dem Wischmopp zugebracht hat, das werden sie wohl nicht wissen wollen. Oder vielleicht doch?



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