Verein blickt auf 80-jähriges Bestehen zurück

Hoyerswerda. Ein bisschen im Dunklen liegen die Anfänge des Kulturbundes Hoyerswerda. Man weiß zwar, dass sich das erste Kreissekretariat ab 1947 im Haus der Eltern des späteren Museumsdirektors und Tierparkgründers Günter Peters (1907 - 1987) in der Badergasse 1 befand. Aber das genaue Gründungsdatum wäre momentan eine Aufgabe für lokalgeschichtliche Forschung. Ein runder Vereins-Geburtstag gefeiert wurde am Freitag auf dem gemütlichen Hof des Kulturbund-Domizils an der Langen Straße dennoch. Es war der Achtzigste mit Berufung auf den 8. August 1945, als sich in Berlin der "Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands" bildete.

Nachzulesen ist das in einer neuen, 40-seitigen Broschüre, die Hoyerswerdas Kulturbund zum Jubiläum herausgegeben hat. Man findet darin zum Beispiel die Namen vieler Gründungsmitglieder, zu denen etwa Museumsdirektor Otto Damerau (1877 - 1961) gehörte oder exemplarisch auch eine Auflistung der Aktivitäten im Otto-Grotewohl-Club im Obergeschoss des Restaurants Olympia im WK VII im Jahr 1976. Diese reichten von der Gruppe für Natur- und Heimatfragen über den Fotoklub bis hin zu den Freunden der Plansprache Esperanto. Henry Reeb berichtete zum Fest, es habe sogar zwei Philatelie-Gruppen gegeben - eine in der Neu-, eine in der Altstadt.
Seit 1976 ist auch Paula Strobel (unten im Gespräch mit Journalist Andreas Kirschke) Mitglied des Hoyerswerdaer Kulturbundes; und auch sie schloss sich damals den Briefmarken-Interessenten an. Aus beruflichen Gründen war die frühere Lehrerin, wie sie berichtet, später lange eher passiv dabei, besuchte mal die eine oder andere Veranstaltung. In den 1990ern sei der Kontakt dann wieder intensiver geworden, als sie mit einem Sozialprojekt Obdach beim Kulturbund fand. Heute halten viele sie für die Vorsitzende der 1993 zum Verein mutierten Ortsgruppe, was sie aber nicht ist. "Ich kümmere mich um die Vobereitungen der Vorstandssitzungen, der Mitgliederversammlungen und die Rechenschaftslegung, deshalb sieht es immer aus wie Vorsitz", sagt die 85-Jährige.

Tatsächlich arbeiten im Teamvorstand fünf der aktuell 40 Vereinsmitglieder gleichberechtigt mit. Man wählte diese Lösung, weil es auch beim Kulturbund Hoyerswerda wie in anderen Vereinen aus Demografiegründen schwierig geworden ist, Vorsitzende zu finden. "Bei uns klappt das gut", erzählt Paula Strobel über die gemeinschaftliche Leitung, eine Geschäftsordnung regele die Aufgabenverteilung. Natürlich wäre das Hoffest zum Jubiläum ohne Kulturbeiträge nicht vollständig gewesen. Ingrid Tempel berichtete über das Leben des Hoyerswerdaer Stadtmalers Kurt Klinkert, der 2027 hundert geworden wäre; Ute Walter rezitierte literarisch-philosophische Gedanken zum Thema Kultur, Julia Kieschnick begleitere auf der Querflöte.

Und auch das Sunshine-Orchester trug zum Festnachmittag bei. Paula Strobel betonte die Kooperation mit anderen Vereinen. Glückwünsche überbrachten Repräsentanten von KulturFabrik, Gesellschaft für Heimatkunde, Jürgen-von-Woyski-Stiftung sowie Stadtmuseum. Auch der Oberbürgermeister war unter den Gästen; dazu Henryk Krongraf von der immer wieder hilfreichen Sparkasse. Wer den Kulturbund kennenlernen will: Am 19. August um 14 Uhr heißt es "Treff im Hof", und am 14. September beteiligt sich der Verein mit seinem Domizil wieder - wie seit 1993 Jahr für Jahr - am Tag des offenen Denkmals. (red)
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