Tiefste Dichtwand schützt das Seenland


von Tageblatt-Redaktion

Projektleiter Ingo Müller erläuterte gestern vor Medienvertretern die Funktion der Dichtwand
Projektleiter Ingo Müller erläuterte gestern vor Medienvertretern die Funktion der Dichtwand

Es scheint, als ob ein 26 Meter hoher Bohrer mitten im Wald steht, nördlich der Bundesstraße 156 zwischen dem sächsischen Bluno und dem brandenburgischen Lieske. Genauer gesagt handelt es sich um ein Schlitzfräsgerät, das Vattenfall seit Ende vergangener Woche zum Bau der bislang größten Dichtwand in der Lausitz einsetzt: Die unterirdische Wand wird sich auf einer Gesamtlänge von 10,6 Kilometern und mit rekordverdächtigen Tiefen von 95 bis 120 Metern zwischen dem Tagebau Welzow-Süd und den benachbarten Gewässern des Lausitzer Seenlands erstrecken. Die Arbeiten sollen bis 2022 dauern.
„Das ist die tiefste Wand, die bisher gebaut wurde“, sagte Steffen Garbsch, der Leiter Entwässerungsbetrieb von Vattenfall Europe Mining & Generation, gestern vor Medienvertretern. „Die Wand dient als unterirdische hydraulische Sicherung zwischen den Seen und dem Tagebau.“ Der Grundwasserspiegel der Tagebauseite kann abgesenkt werden, während er auf der Landseite erhalten bleibt. Simpel ausgedrückt: Das Seenland trocknet nicht aus, und der Tagebau säuft nicht ab.
Vattenfall setzt für den Bau ein neuartiges Schlitzfräsgerät des süddeutschen Spezialmaschinenherstellers Bauer ein, „ein Unikat, das extra für uns entwickelt wurde“, so Projektleiter Ingo Müller. Die komplette Technik läuft auf Elektrobasis – die derzeitigen Temperaturen stehen dem Vorhaben also nicht im Weg. Das Gerät, das pro Tag rund sechs Meter vorwärtskommt, fräst zunächst kontinuierlich einen tiefen Schlitz in die Erde, und anschließend wird ein Ton-Wasser-Gemisch eingespült. Dieses dichtet die beiden gegenüberliegenden Seiten des Schlitzes ab, der dann wiederum mit ausgefrästem Material verfüllt wird. „Ein Wassertropfen würde 60 Jahre brauchen, um von einer Seite der Wand zur anderen zu gelangen“ – illustrierte Ingo Müller die Undurchlässigkeit des Bauwerks. Das Fräsgerät arbeitet mit zwei Rädern, wobei eines ins Gebirge einschneidet und das andere das Fräsgut transportiert. In zwei Jahren will Vattenfall eine weitere Fräse einsetzen.
Die Kosten des Projekts konnte Vattenfall nicht genau beziffern. Steffen Garbsch rechnete rund 30 bis 50 Euro pro Quadratmeter vor.
Das Bauprinzip der Dichtwand, das so nur in der Lausitz angewendet wird, könnte übrigens ein Exportschlager werden. In Serbien sei man an der Technik sehr interessiert, hieß es gestern.



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