Scheibe-See: So soll sich das Sorgenkind des Seenlandes entwickeln


von Tageblatt-Redaktion

Die Entwicklung des Scheibe-Sees - im Vordergrund - zieht sich seit Jahren dahin. Anliegergemeinden, LMBV und private Interessenten machen sich viele Gedanken über die Nutzung
Die Entwicklung des Scheibe-Sees - im Vordergrund - zieht sich seit Jahren dahin. Anliegergemeinden, LMBV und private Interessenten machen sich viele Gedanken über die Nutzung

Herr Wolf, die Anordnung des Oberbürgermeisters „Scheibe-See – volle Kanne“ wird jetzt ein Jahr alt. Nun geht es ganz langsam los. Es scheint doch schwieriger, als man so denkt...
Ja, Planungsrecht, Finanzen und Eigentumsverhältnisse zeigen einem manchmal Grenzen auf. Wir haben jetzt die Erschließung unseres rechtskräftigen Bebauungsplanes von der Straßenseite her sicher. Das soll 2012 mit der LMBV erledigt werden. Die Verträge dazu sind unterschrieben. Die Stadtentwicklungsgesellschaft bemüht sich parallel dazu um Grundstücke, so dass wir jetzt intensiver mit Vereinen sprechen können, welche Anforderungen sie haben. Wir müssen das einpassen und sehen, dass wir die nötigen Änderungen des Bebauungsplanes hinbekommen.
Wann ist der See denn voll?
Er ist kurz davor, seinen Endwasserstand zu erreichen. Von der LMBV wissen wir, dass der Scheibe-See auch so neutralisiert werden soll, dass auch die Wassergüte stimmt. Und wenn es jetzt heißt, der Knappensee solle möglicherweise schon 2012 saniert werden, sorgt das für zusätzlichen Druck. Es ist also nicht so, dass es ein Jahr lang Untätigkeit gegeben hätte. Aber man merkt doch, wie schwierig es ist, Lösungen zu finden.
Gibt es Gespräche zum See mit Lohsa und Spreetal?
Es gab solche Gespräche mit den Bürgermeistern Udo Witschas und Manfred Heine. Auch sie sind der Auffassung, dass Hoyerswerda am Westufer etwas entwickeln sollte. Die Blickrichtung von Lohsa beispielsweise liegt ja doch mehr im gewerblichen Sektor. Wenn man den Rundweg nutzt, sieht man ja noch die ehemaligen Tagesanlagen und daneben ist nun ein neues Gewerbegebiet entstanden.
Die Pläne für das Westufer sind aber nicht so fest, als dass sie nicht zu ändern wären?
Zumindest wissen wir, dass wir den Bebauungsplan noch einmal anpassen, vielleicht auch vergrößern müssen. Die andere Seite ist die Sicherheitslinie der LMBV, die im letzten Halbjahr zu Recht noch etwas vorsichtiger geworden ist. Wir haben Verständnis dafür, dass Sicherheitsbelange vorgehen.
Wann wird der Scheibe-See so attraktiv sein, wie er sein soll?
Ich denke, da werden noch gute zehn Jahre ins Land gehen.
Das heißt aber nicht, dass man dann erst ins Wasser kann?
Nein. Das denke ich nicht. Die LMBV will die Wassergüte verbessern. Baurecht ist vorhanden und wenn wir die nötigen finanziellen Mittel hätten, könnten wir sofort alles entwickeln. Es müssten noch Stege gebaut werden und dann könnte man von diesen Stegen aus auch gut ins Wasser springen.
Sie baden dann also vielleicht 2014 persönlich an?
Ich sage mal so: Ich hoffe es.

Pläne für den Scheibe-See

Forstgarten: Am Westufer des Scheibe-Sees hat Andreas Schulze vom gleichnamigen Pflanzenhof in Kühnicht zunächst eine kleinere und später noch einmal eine größere Fläche erworben. Insgesamt gehören ihm dort nun rund 23 Hektar. „Ab Ende Juni entwickeln wir hier den Forstgarten Scheibe-See“, sagt der umtriebige Unternehmer.
Erste Arbeiten haben zwar schon begonnen. Das Ganze ist laut Schulze allerdings ein auf gut ein Jahrzehnt angelegtes Projekt. Es soll sich den Planungen zufolge an den bereits in Kühnicht entwickelten Event-Verkaufs-Aktionen wie der schon traditionellen Advents-Ausstellung anlehnen. Zum einen ist vorgesehen, am Scheibe-See Weihnachtsbäume zu kultivieren. Der Pflanzenhof hat nämlich eine Technologie entwickelt, wie das auch auf den mageren Böden östlich Hoyerswerdas gut gelingen kann. Aber auch Obst- und Wildbäume sollen im Forstgarten wachsen. Mit einem befreundeten Unternehmer spricht Andreas Schulze über die Haltung von Mufflon-Schafen. „Die Leute, die mit Rädern, Inlinern oder zu Fuß auf dem Rundweg unterwegs sind, sollen etwas zu gucken haben“, so Schulze. Vorstellbar sei auch, mit Partnern einen kleinen Rastplatz anzulegen.

Stadt Hoyerswerda: Es besteht bereits seit 2009 ein Bebauungsplan namens „Badestrand Westufer Scheibe-See“. Denkbar sind demzufolge eine Pension mit einer Pferdekoppel, drei Stege, ein Zeltplatz, eine Liegewiese sowie natürlich ein richtiger Strandbereich. Ein weiteres Areal  ist bisher lediglich im Flächennutzungsplan der Stadt mit „Freizeit und Erholung“ gekennzeichnet. Stadt und Stadtentwicklungsgesellschaft (SEH) sprechen allerdings mit Interessenten wie diversen Vereinen auch über andere mögliche Nutzungen. Kontakt gibt es zudem zu einem Unternehmer, der sich den Bau einer stationären Wasserski-Anlage vorstellen kann. Und dann wäre da auch noch die Idee des Kühnichter Kanubauers René Richard Hohmann, ein Erholungsgebiet im Südsee-Stil aufzuziehen. Zugleich bemüht sich die SEH beim Bergbausanierer LMBV um den Erwerb benötigter Grundstücke. „Die Gespräche sind nicht schlecht ausgegangen“, sagt SEH-Chef Lutz Modes. Als gescheitert anzusehen sind die Bemühungen, vom Gewerbepark Kühnicht ausgehend „grünes Gewerbe“ am See anzusiedeln, etwa eine Algenzucht. Nach einem Jahrzehnt Planung wurde das Verfahren mangels Investoren-Interesse eingestellt.

Lohsaer Strände: Lohsa gibt unumwunden zu, dass das Hauptaugenmerk der Gemeinde derzeit auf der Entwicklung des Dreiweiberner Sees liegt, der sich ja nur wenige Kilometer südöstlich des Scheibe-Sees befindet. Laut Bürgermeister Udo Witschas hängt das mit den geplanten bergtechnischen Sanierungen an Knappensee, Mortkaer See und Silbersee zusammen. Man wolle am Dreiweiberner See eine Ausweichmöglichkeit für die Lohsaer und ihre Gäste anbieten können.
Zwar sind im seit 2009 gültigen Flächennutzungsplan der Gemeinde Lohsa nordwestlich von Riegel und nördlich von Tiegling Gebiete für Erholung beziehungsweise „naturnahe Erholung“ vorgesehen und Witschas spricht hier von „Badeplätzen“. Nur verweist er zugleich auf die noch nicht abgeschlossene Flutung und die damit noch nicht ganz erreichten Endwasserstände. „Die Zulassung und Regelungen des Allgemeingebrauchs sind für den Scheibe-See derzeit nicht geregelt“, so der Bürgermeister. Soll heißen: Der See steht bisher rein rechtlich zum Baden, Schwimmen, Bootfahren oder Angeln noch gar nicht zur Verfügung. Für Lohsa hat der schon nutzbare Dreiweiberner See als Ausweichmöglichkeit also die Nase eindeutig vorn.

Gewerbliche Nutzung: Keine touristische Aktivität ist bisher für den östlichen Bereich des Scheibe-Sees ins Auge gefasst. Zum einen ist das der einzige Teil rund um das Gewässer, der durch Aufschüttungen entstanden ist. Insider vermuten, dass hier womöglich noch einmal bergtechnische Sicherungsarbeiten nötig werden könnten. Zum anderen ist Lohsa laut gültigem Flächennutzungsplan ohnehin bestrebt, den Osten des Sees gewerblich zu nutzen. Laut Lohsas Bürgermeister Udo Witschas hat man nämlich in Richtung der Bahnlinie Knappenrode - Schleife „Flächen als Vorrang- und Eignungsgebiet für die Windenergienutzung ausgewiesen und für die Ansiedlung von Anlagen zur Erzeugung von Energie aus erneuerbaren Quellen sowie von Gewerbe vorgesehen“. Nördlich der Kreisstraße 9218 Tiegling - Burg stehen ja bereits seit einigen Jahren weithin sichtbar Windkraftanlagen. Etwas weiter südlich soll der Bereich der ehemaligen Tagesanlagen für die Wirtschaft gesichert werden. Der Lohsaer Gemeinderat beschloss unlängst, hiefür einen Bebauungsplan „Gewerbegebiet G 7“ erarbeiten zu lassen. Nicht zuletzt richtet sich im neuen Gewerbegebiet G 5 eine vom Silbersee umgesiedelte Rohr-Firma ein.

Hafen Burg: Schon aus dem Jahr 2004 stammt der Flächennutzungsplan der Gemeinde Spreetal, der unmittelbar westlich der Kreisstraße 9218 nahe dem Ortsteil Burg ein „Sondergebiet Erholung“ vorsieht. Aus dem Exposé, mit dem das Hoyerswerdaer Projektbüro Koordinierung Lausitzer Seenland um Investoren wirbt, geht hervor, dass hier 39 200 Quadratmeter Platz zur Verfügung stehen. Man wünscht sich an dieser Stelle zum Beispiel eine Bootswerkstatt, einen Bootsverleih, Gastronomie oder auch ein kleines Hotel. Im Wasser ist eine Hafenanlage für Segelboote vorgesehen. Andererseits verzeichnet Burg den Luxus, ziemlich genau zwischen zwei Seen zu liegen. Denn während der Scheibe-See unmittelbar an das südliche Dorfende angrenzt, findet man im Nordosten von Burg den Bernsteinsee. Hier ist die Gemeinde Spreetal derzeit durchaus schon weiter. Nur betrifft die Entwicklung eher das nahe Burghammer liegende Ufer.
Die entsprechenden Planungen liegen seit zwei Jahren vor und zunächst wird derzeit nach erfolgter Rodung der entsprechenden Fläche ein parkähnlicher Laubwald angelegt. Folgen könnten ein Bootssteg, ein Café, Toiletten oder eine Slipanlage für Boote.

Ferienhaussiedlung Burg: Recht ambitionierte Vorstellungen gibt es für ein weiteres Areal am Nordufer des Scheibe-Sees unweit des Spreetaler Ortsteils Burg. Im Flächennutzungsplan steht an dieser Stelle das Wort „Ferienhausgebiet“. Bebaut werden könnten immerhin 81 600 Quadratmeter. Für zugehörige Freizeitangebote stehen in Richtung des Strandes noch einmal 25 700 Quadratmeter zur Verfügung. Vorstellbar sind neben den Ferienhäusern zum Beispiel eine Sauna oder eine Minigolf-Anlage. Allerdings mangelt es derzeit noch an einer Erschließung und das Projektbüro Koordinierung Lausitzer Seenland sucht auch hier noch nach bauwilligen See-Freunden. In Burg hofft man für den betroffenen Bereich und weiterführend für den Ort selbst auf eine Renaturierung des Gewässerlaufes der Kleinen Spree, die durch den Tagebau getrennt wurde und östlich der Grube eine Art Bypass bekam. Schon seit 1999 gibt es bei Tiegling ein noch geschlossenes Einlaufbauwerk in den See. Der Bau eines Auslaufs in Burg in Form eines Doppel-Schutzwehrs ist laut dem Bergbausanierer LMBV für nächstes Jahr vorgesehen. Für 2017 plant man zudem die Anlage eines Zuleiters aus Richtung Hammerteich.

 

 



Zurück

Einen Kommentar schreiben

Es werden nur jene Kommentare veröffentlicht, die unter Angabe von Vor- und Familienname und einer gültigen E-Mail-Adresse (für Rückfragen) abgegeben wurden.

Bitte rechnen Sie 1 plus 8.