Rückblick: Mit dem Auto im Kringel


von Tageblatt-Redaktion

Rückblick: Mit dem Auto im Kringel
Wo heute noch gesperrt ist, ist ab Freitagnachmittag Zufahrt Pflicht. Foto: Archiv

Am 26. Februar 2015 erschien:

Wer mit dem Auto in die Hoyerswerdaer Pestalozzistraße will, muss ab morgen von der Schulstraße her zufahren, von wo aus das seit 15 Monaten verboten war. Dafür steht die Kurze Straße (die derzeitige Zufahrt) künftig nur noch als Ausfahrt zur Verfügung. Obwohl Stadtrat Ralph Büchner (Linke) am Dienstag ausdrücklich verlangt hat, die geplante Änderung der Einfahrtrichtung auszusetzen, bis drei Fragen beantwortet sind und der Technische Stadtrats-Ausschuss die Angelegenheit umfassend diskutiert hat. Das Rathaus sagt jedoch, diskutieren könne man gerne, aber verkehrsrechtliche Anordnungen seien juristisch gesehen nun einmal Sache der Verwaltung und nicht des Stadtrates.

Was war passiert? Nachdem Ende 2013 die derzeitige Regelung in Kraft getreten war, zogen nach und nach neun Unternehmen und Organisationen ins ehemalige Internat des Lessing-Gymnasiums ein. Zwischen der nunmehrigen Zuse-Akademie und der neuen Gymnasiums-Mensa entstand ein Parkplatz mit Einfahrt an der Pestalozzistraße. Insbesondere die Patienten von Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie sowie die Mandanten der Rechtsanwaltskanzlei sehen nun zwar bei der Anfahrt über die Schulstraße Haus und Parkplatz, haben aber als Ortsfremde oft keine Ahnung, wie man den Parkplatz denn regelkonform erreicht. Man müsste also eigentlich an Schulstraße, Steinstraße und Kurzer Straße Wegweiser zum Parkplatz aufstellen. Jedenfalls gab es Beschwerden und folgend entsprechende Änderungs-Anfragen beim zuständigen Bürgeramt der Stadt.

Ralph Büchner will die Sache ganz gerne konkret erklärt haben, war doch bisher offiziell nur die Rede von der Verbesserung der „Zufahrtsituation für ansässige Unternehmen“. Er fragte am Dienstag also an, welche Unternehmen denn da gemeint seien. Außerdem wies er darauf hin, dass Kinder, die morgens von ihren Eltern zum Lessing-Gymnasium gefahren werden, derzeit auf der Seite der Pestalozzistraße aussteigen, die der Schule zugewandt ist. „Bei der Neuregelung müssten sie aber über die Straße laufen. Welche Maßnahmen vonseiten des Verkehrsamtes werden eingeleitet, um die Sicherheit der Kinder zu gewährleisten?“, will Ralph Büchner also wissen.

Seine dritte Frage ist eine nach statistischen Daten, nämlich nach Verkehrsbehinderungen, -delikten und Unfällen während der letzten 15 Monate. Unbestreitbar ist die Tatsache, dass viele Autofahrer aus welchen Gründen auch immer nach wie vor lieber die (jetzt verbotene) Zufahrt von der Schulstraße her nutzen. Bis zur Neuregelung Ende 2013 war das erlaubt. Sowohl Kurze Straße als auch Schulstraße waren Zu- und Ausfahrten. Aber mit der Sanierung vieler zuvor leer stehender Häuser im Viertel sowie mit dem Umzug der jüngeren Schüler des Lessing-Gymnasiums (die öfter per Auto gebracht werden als die älteren) aus dem bisherigen Haus II ans erweiterte Stammhaus stieg nicht nur das Verkehrsaufkommen in der Pestalozzistraße. Häufig standen auch Autos „Schnauze an Schnauze“ und in der unübersichtlichen Kurve, in der die Pestalozzistraße zur Kurzen Straße wird, gab es wegen der eingeschränkten Sicht so manche brenzliche Situation.

Also legte das Bürgeramt eine sogenannte „unechte Einbahnstraße“ an. Ohne Zweifel hat das die Zufahrtsregeln verkompliziert, zumal etwa im selben Zeitraum ein Stück der benachbarten Heinrich-Heine-Straße ebenfalls zur Einbahnstraße geworden ist. Egal, wie man die Sache nun regelt: Irgendwer wird immer Nachteile haben. Nach derzeitigem Stand der Dinge sieht das Rathaus es wohl so, dass das nicht die Kunden von ansässigem Gewerbe sein sollten. (MiK)

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Kommentare zum Artikel:

Daniel König schrieb am

Ja, richtig so.


„Die Kunden der ansässigen Gewerbe sind sowieso interessanter, diese machen Umsatz und bringen so auch (Steuer)Einnahmen.
Was interessieren da schon Kinder, sind eh vollkommen überbewertet und eigentlich nur lästig. Abgesehen davon machen die sowieso nur Lärm, Dreck, stören tun sie ebenso. Und außerdem geben die noch unnütz CO₂ ab, der eh schon viel zu viel vorhanden ist.“ 😉

Also, Verkehrsbeschränkungen/-einschränkungen sind ja oft sehr nützlich. Verkehrsregeln sowieso, aber manchmal sollte man einfach auch mal die Kirche im Dorf lassen. Die Regeln hat jeder Kraftfahrer irgendwann mal gelernt und im Großen und Ganzen werden diese auch von den meisten eingehalten, besonders in Bereichen von Schulen, Kindergärten usw. Vielleicht ist da weniger manchmal mehr, und man sollte die Fahrer auch mal machen lassen.
Die Antworten auf die Anfragen des Stadtrates wären dazu wohl gar nicht mal so verkehrt zu wissen, um diese Entscheidungen nachvollziehen zu können, oder eben auch nicht.
Ich weiß gerade gar nicht, ob es dort als verkehrsberuhigter Bereich ausgewiesen ist, wäre z. B. auch eine Maßnahme, genauso wie Achtungsschilder, oder gar auf 20 km/h (oder noch weniger) begrenzt. Nur etwas als Einbahnstraße, bzw. nur einseitig einfahrbar zu machen, löst doch das eigentliche Problem nicht wirklich.
Aber ok, ich bin kein Verkehrsexperte, ich fahre selber nicht mal Auto. Als reiner Fahrradfahrer muss man trotzdem oftmals den Kopf schütteln, was alles so für unsinnige Regeln/Beschränkungen erlassen werden, also generell, egal ob per Pedes, per Velo oder motorisiert.

Daniel König schrieb am

Ich habe noch meine abschließende Frage vergessen.

Hat sich in den letzten zehn Jahren insgesamt an dieser Situation nun etwas geändert, ist es dadurch bis heute besser geworden? Oder besteht gar das Problem immer noch?

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