Rückblick: Mit dem Herzen für den väterlichen Betrieb


von Tageblatt-Redaktion

Rückblick: Mit dem Herzen für den väterlichen Betrieb
Karsten Ringpfeil (links), Geschäftsführer der Teichwirtschaft Ringpfeil in Wartha, und Fischwirt Marvin Münster aus Steinitz zeigen stolz einen Lausitzer Karpfen. Foto: Archiv

Am 27. Januar 2015 erschien:

Naturkost verzehrt der Lausitzer Karpfen. „Er ernährt sich im Teich von Wasserflöhen und Mückenlarven. Zusätzlich geben wir Futter hinzu als Getreide direkt vom Landwirt – von der Agrarproduktion GmbH Am Eichberg Steinitz, von der MKH-Agrarprodukte GmbH Kotten, von Holger Schuldes aus Commerau und von der ÖBS GmbH Dresden“, sagt Karsten Ringpfeil (39), Geschäftsführer der Teichwirtschaft Ringpfeil in Wartha. „Das ist nicht nur gut für die Fische und schont unsere Umwelt. Damit stärken wir auch die heimische Wertschöpfung.“

Rund 100 Tonnen Speisekarpfen brachte die Ernte 2014 in der Teichwirtschaft Wartha ein. Hinzu kam die Ernte für Schleie, Hecht, Wels, Zander, Stör und Graskarpfen. „Die Fische waren etwas kleiner als sonst. Das lag am niederschlagsarmen Frühjahr“, sagt Karsten Ringpfeil. Es war zwar ein warmes Jahr, im Frühjahr herrschte jedoch Wassermangel. Die Kormorane wilderten im Fisch-Revier. Der August wiederum, so Karsten Ringpfeil, war überraschend kühl. Gerade in dieser Zeit wachsen die Fische sonst noch. Doch dieser nötige Zuwachs fiel weg. So kam nur eine durchschnittliche Ernte zustande.

„Der Dezember ist jetzt unser wichtigster Monat. Und das sowohl im Hofladen als auch im Großhandel“, betont Karsten Ringpfeil. „Jetzt ist die Hauptverkaufszeit. Wir arbeiten auch 'zwischen den Jahren'.“ Heimische Gasthöfe wie „Zum Anker“ Klein Partwitz, „Bergbaude“ Bieleboh, „Burghof“ und „Senfstube“ Bautzen und „Obermühle“ Görlitz vertrauen auf Ringpfeils Karpfen. Hinzu kommen viele Bestellungen durch Kunden vor Ort zu Weihnachten und Silvester. Ein Betriebs-Lkw liefert je nach Bedarf zu Händlern nach Sachsen, Brandenburg, Mecklenburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. „Nur von der Direktvermarktung könnten wir nicht leben. Also verkaufen wir bundesweit“, sagt Karsten Ringpfeil.

400 Hektar groß ist Ringpfeils Teichwirtschaft. 52 Teiche gehören dazu. Sie liegen zwischen Wartha und Groß Särchen, im Raum Koblenz, Mortka und Steinitz, bei Litschen, Weißig und Hermsdorf. Die größten Gewässer sind der Teich 3 in Wartha mit 30 Hektar, der Große Mittelteich in Wartha mit 25 Hektar, der Große Schlossteich in Litschen mit 22 Hektar und der Große Ballackteich in Litschen mit 17 Hektar. „Ein normaler Fütterungstag beginnt sehr früh um 6.30 Uhr. Er zieht sich bis in den Abend“, sagt Karsten Ringpfeil. Fischwirt Marvin Münster aus Steinitz, Fischerei-Ingenieur Jochen Barsch aus Steinitz und Mitarbeiter Matthias Kieschnick aus Groß Särchen stehen ihm zur Seite. Im Hofladen verkaufen Antje Witzel-Korch und Ilona Donat die Ware. Seit dem Abfischen am 19. Oktober am Großen Ballackteich gibt es mehr denn je zu tun. „Doch es macht Freude. Für uns ist es positiver Stress“, meint Antje Witzel Korch.

In langer Tradition lebt die Teichwirtschaft. Karsten Ringpfeils Urgroßvater Albert Ringpfeil pachtete 1906 nördlich von Seidewinkel einige Fischteiche. Damals lebte er in Hoyerswerda. „Später bewirtschaftete er auch einen Kühnichter Teich, die anderen Teiche gehörten zum Gut Königswartha. Die Teiche bei Kaschel (nahe Klitten) und Altliebel, die vom damaligen Kohlekonzern Grube Werminghoff gekauft wurden, bewirtschaftete Urgroßvater als Pächter“, erzählt Karsten Ringpfeil. 1930 übernahm Urgroßvater die Bewirtschaftung der Lohsaer und Warthaer Teiche, als diese durch die Grube Werminghoff vom Gut Lohsa ebenfalls abgekauft wurden.

1946 wurde Albert Ringpfeil Landesfischmeister in Sachsen. Damit verantwortete er den Neuaufbau der sächsischen Teichwirtschaften nach dem Zweiten Weltkrieg. 1948 pachtete er mit seinem Sohn Hans-Oskar die Teichwirtschaft Wartha im Zuge der Bodenreform. 1960 kündigte der Staat die Pacht. Die Teichwirtschaft Wartha wurde eingegliedert in den Volkseigenen Betrieb Binnenfischerei Peitz. Fortan waren Größe, Mengen, Zeiten und Absatz vom Staat streng reguliert und geplant. Hans-Oskar Ringpfeil war Leiter des Betriebsteils Wartha. 1982 ging er in Ruhestand, Sohn Uwe Ringpfeil übernahm die Leitung. 1992 pachtete dieser den Betrieb und führte ihn zurück in die Selbstständigkeit.

1995 entstand der Hofladen mit Verarbeitung, Vermarktung und Räucherei. Seit 1996 – mit Gründung des UNESCO-Biosphärenreservates Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft – stehen die Warthaer Teiche unter sorgfältigem Schutz. „Mit viel Mühe und Aufwand hat die Familie die Teiche bis heute bewirtschaftet. Teichwärter der ersten Stunde waren Max Dschietzig aus Litschen und Karl Kruppa aus Neuwiese“, erzählt Uwe Ringpfeil (68).

Im Jahr 2013 übernahm Sohn Karsten den Betrieb. Das kam nicht von heute auf morgen. Zwar hatte er als Jugendlicher oft beim Abfischen geholfen. „Doch ich legte mich lange nicht fest“, erzählt der 39-Jährige. „Erst mal wollte ich Zivildienst leisten. Dann hatte ich sogar die Zusage zum BWL-Studium an der TU Dresden. Doch ich entschied um für das Studium Fischwirtschaft und Gewässerbewirtschaftung an der Humboldt-Uni in Berlin. Ich stellte fest: Das, was mir wirklich gefällt, ist das Nahliegende. Es war eine Herzensentscheidung.“

Heute führt der Junior den Betrieb. Vater Uwe hilft beim Abfischen und beim Hochbetrieb zum Jahresende fleißig mit. Unverzichtbar ist sein fachlicher Rat. In Fragen der Planung, Haltung, Fütterung und Wasser-Zuführung steht er seinem Sohn zur Seite. „Seine praktische, jahrzehntelange Erfahrung ist nicht zu ersetzen“, sagt Karsten Ringpfeil.

Übrigens: Durch seine Eiweiße und seine ungesättigten Fettsäuren Omega 3 und Omega 6 ist Karpfen sehr gesund. Hinzu kommen wertvolle Mineralstoffe. „Gerade Karpfen ist die natur- und umweltschonendste Fischart weltweit“, unterstreicht Karsten Ringpfeil. „Das haben Greenpeace und der World Wide Fund For Nature übereinstimmend festgestellt.“ (AK)

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