Rockiger Schuljahres-Kehraus vor begeistertem Saal


von Tageblatt-Redaktion

Beim Pink-Floyd-Klassiker Another Brick In The Wall Part Two assistierten die JazzDancer sowie ein Chor aus Fuenft- und Sechstklaesslern der Band
Beim Pink-Floyd-Klassiker Another Brick In The Wall Part Two assistierten die JazzDancer sowie ein Chor aus Fuenft- und Sechstklaesslern der Band

Hier kommt ein ganz normaler Held / Ich rette die Welt“ – unter dem tut’s Madsen nicht, und unter dem tut’s die Band nicht, die auf der Bühne der Lausitzhalle steht. Jessica Senftleben stimmt das erste Stück an, das da auch die Zeilen beinhaltet: „Du siehst es mir nicht an, ich habe einen Plan/ es ist nicht leicht, doch ich glaube daran ...“
Wie bitte, was bitte? Die Gruppe vom Lessing-Gymnasium nennt sich doch „planlos durch den Sommer“. Nun, immerhin in den Sommer gehen sie durchaus mit einem Plan: das Schülerkonzert zu spielen, mit dem das Hoyerswerdaer Kulturhaus seit Jahren schon junge Besucher in die Sommerferien schickt; letzte Vorstellung vor der Sommerpause am Lausitzer Platz.


Etwas Gutes tun? Aber ja doch!


Gut 600 Schüler mögen es sein, die im Saal und durchaus damit einverstanden sind, dass einige der letzten Stunden des alten Schuljahres nicht mit noch ein paar Fingerübungen mehr mühsam hingebracht werden, sondern mit Rock- und Pop-Musik. „Egal wie es ausgeht, schlecht oder gut/ am Ende hab ich es versucht/ und das ist, was zählt .../ ich mach die Augen zu und nehme all meinen Mut/ denn ich weiß, heute muss ich etwas Gutes tun ...“ – nun, die „planlosen“ setzen die Vorgabe von Madsen exakt um. Mit lautem, hartem Grunge. Mit Balladen, zu denen Feuerzeuge eingefordert, aber vom Publikum weitestgehend durch Handy-Beleuchtungen „ersetzt“ werden – der Brandschutz wird’s wohlgefällig gesehen haben. Mit lockeren Sprüchen. Mit dem eingeforderten Schlagzeugsolo. Mit hübschen Licht-Effekten. Mit Unterstützung der JazzDancer des Lessing-Gymnasiums. Mit Einlagen wie der Live-Geburtstagsgratulation samt Hallen-Ständchen für eine Lehrerin.

Pink-Floyd-Klassiker

Mitgesungen darf, soll, muss selbstverständlich auch werden, wenn Jessica es anordnet. Show-Höhepunkt ist sicher Pink Floyds „Another Brick in the Wall“: Part 1 kommt vom Band, Roger Waters’ Stimme geht dann über in die Riffs, die die Hoyerswerdaer aus Saiten und Tasten reißen. Die Fünft- und Sechstklässler intonieren den legendären Part-2-Kinderchor „We don’t need no education“, trotzige Hymne so mancher Schülergeneration seit 1979. Ja, so lange ist es schon wieder her, seit diese Mauer erstmals einstürzte ... Die JazzDancer illustrieren den Text, indem sie mitleidlose Lehrer an einer Schülerin herumzerren lassen, ehe ein letzter Schlagzeug-Break das Stück beendet. Part 3 schenken sich die Musiker: Lassen sich doch Fernseher heute nicht mehr krachsplittrig schön zertrümmern wie vor 32 Jahren; die Flachbildschirme würden auf Hiebe nur mit wehleidig weichplastenem „Plopp“ reagieren statt mit einem dramatischen Glas-Wehlaut-Scherb-Effekt.


Sehr wohl verstanden


Als es dem Ende zugeht, werden Plakate entrollt; nicht ganz ernst gemeinte Unterwäsche und sogar ein Schuh fliegt auf die Bühne, den Jessica zum Entsetzen der in der Wurfbahn Sitzenden zurückexpedieren will, es sich aber natürlich doch anders überlegt. Zu guter Letzt wird Bosses „Drei Millionen“ als Zugabe wiederholt: „Herz alle, Konto leer/ Ein letzter Gruß von der Theke/ An das Leben, das du kanntest / Was jetzt fehlt, ist ein Weiser / Für den Weg für die nächsten Wochen ...“ Nun, daran dürfte es den Hoyerswerdaern eher nicht mangeln: Sind doch Ferien jetzt! Auch für die Band findet sich eine ausdeutbare Stelle bei Bosse: „In deiner Stadt leben über 3 Million’/ Und du bist heute Nacht unterwegs/ Um zu schaun, ob unter diesen 3 Million’/ Jemand ist, der dich versteht ...“ – das Publikum war’s hoch zufrieden, hatte seine Band verstanden.


Plaste-Perfektion ätzt bloß!


Jessica und Band sind es wohl nicht ganz. Beim Autogramme-Schreiben ist sie leicht genervt. Christiane grummelt ob einiger nicht sauber getroffener Töne. Aber das ist eben live Rock’n’Roll. Perfekt ist Plastepop à la Phillysound. Igitt. Und wo hört man die Band noch diesen Sommer? „Weiß nicht“, murrt Jessica. Da hat sie dem Namen der Band also doch noch Ehre verschafft. Warten wir auf den Herbst!

„Planlos durch den Sommer“ (Lessing-Gymnasium Hoyerswerda) – Jessica Senftleben (voc), Christiane Dethloff (g), Katarina Jahn (keyboards), Annemarie Ziegler (bg), Nico Gnauck (bg), Maximilian Panzer (dr)



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