Plädoyer für ein Kunstwerk


von Tageblatt-Redaktion

Karl-Heinz Hochstädt war viele Jahre lang Lehrer für Kunsterziehung an der EOS und dem späteren Lessing-Gymnasium. Das Werk Lausitzer Leben von Günther Wendt schätzt er noch heute.
Karl-Heinz Hochstädt war viele Jahre lang Lehrer für Kunsterziehung an der EOS und dem späteren Lessing-Gymnasium. Das Werk Lausitzer Leben von Günther Wendt schätzt er noch heute.

Zuletzt hat Karl-Heinz Hochstädt das Bild vor knapp zwanzig Jahren gesehen. Jetzt steht er im Foyer des Lessing-Gymnasiums wieder vor dem „Lausitzer Leben“ und ist noch immer von der Arbeit Günther Wendts aus dem Jahre 1959 begeistert. Aus dem TAGEBLATT hatte der langjährige Kunstlehrer Karl-Heinz Hochstädt davon erfahren, dass das Bild wieder freigelegt und auch noch zum Kulturdenkmal erklärt wurde. Unmittelbar nach der Wende sah das noch ganz anders aus. Da wurde das Wandbild verhüllt. „Eigentlich sollte es entfernt werden“, erinnert sich der 65-Jährige. Der Vorhang erfüllte zunächst seinen Zweck, dann wurde das Werk verkleidet und entschwand den Blicken. Für die Nachwelt war es aber aufbewahrt. Der Lehrer für Kunsterziehung und Deutsch, der bis 2007 unterrichtete, war damals der Ansicht, dass man so etwas noch einmal schätzen würde. Jetzt ist das Werk wieder da und hängt mit seinen Maßen von sieben Metern Breite und 2,50 Metern Höhe im Weg. Genau da soll der Durchbruch zum bereits errichteten Anbau hin. Das Bild soll umgesetzt werden. Im Gespräch war die Energiefabrik Knappenrode, doch die Stadt Hoyerswerda hat schon verlautbaren lassen, dass ein Platz im Lessing-Gymnasium gesucht wird. Wie die technische Umsetzung dann tatsächlich erfolgen soll, ist eine andere Sache. Es sollte wirklich in der Schule bleiben, meint der Kunstlehrer im Ruhestand. „Denn es wurde für diese erweiterte Oberschule angefertigt.“
Wendt hatte es vor einem halben Jahrhundert in Sgraffitotechnik geschaffen. Auf die tragende Unterkonstruktion war eine mehrere Millimeter dicke schwarze Mischung aus Zement und Sand aufgebracht worden, darüber dann die dünne helle Oberschicht. Durch flächenmäßigen Abtrag und die Ritztechnik wurde das Helle bis zum Dunklen entfernt. Und somit entstand das sehr plastische Werk.
Karl-Heinz Hochstädt erklärt dem Betrachter den halbkreisförmigen Bildaufbau, der durch die vertikalen Linien Festigkeit bekommt. „Trotz Formenstrenge hat es Leichtigkeit“, sagt der Mann, der mit seinen Schülern Sgraffitos in Wachs angefertigt hat. Für ihn ist das Werk ein sehr vielschichtiges. Es zeigt vor allem Menschen bei der Arbeit: Beim Bau von Häusern, an Reißbrettern, im Bergbau und an Maschinen. Links die sorbischen Ursprünge und eine Szene mit einem Fabrikbesitzer, wie es in den 1920er Jahren noch hätte aussehen können. Rechts ziehen hingegen junge Menschen mit einer Taube auf ihrem Banner durch das Land. Natürlich ist das Werk eines seiner Zeit, vierzehn Jahre nach dem Krieg in einer Ära des Aufbruchs und natürlich hier auch des Sozialismus entstanden. Aber es ist kein Bild, das der Bilderstürmerei zum Opfer fallen müsste. Am Ende passt es einfach sehr gut zur Geschichte der Region und vor allem dieser Stadt. Karl-Heinz Hochstädt hofft jedenfalls, dass das Bild seinen Umzug halbwegs unbeschadet übersteht und einen schönen Platz bekommt.



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