Ob Alfi Lessing's Schulhund werden kann?
Hoyerswerda. Überaus freundliche Hunde seien Tiere der Rasse Silken Windsprite, heißt es vom Deutschen Windhundzucht- und Rennverband. Das sind sozusagen Vorschusslorbeeren für Alfi. Der Vierbeiner ist viereinhalb Monate alt und gewissermaßen der Protagonist eines Versuchs. Er ist aktuell im Lessing-Gymnasium in der Eingewöhnung. "Alfi soll sich erst einmal an die Anwesenheit so vieler Menschen, Gerüche und Geräusche gewöhnen; und natürlich muss er - wie alle jungen Hunde - lernen, sich zu benehmen", hat Schulleiterin Lubina Kühne in einem Brief an die Schülerinnen und Schüler formuliert.
Beim Mittagessen kam in der Schulleitung das Thema Schulhund auf. Erfahrungen aus dem Lößnitzgymnasium in Radebeul mit Schulhündin Nell sind positiv. Die Rede ist von einem besseren Schulklima, weniger Stress, der Förderung sozialer Kompetenzen oder sogar von verstärkter Lernmotivation. Und so kam Katharina Hänel ins Spiel. Sie unterrichtet nicht nur Geografie, Deutsch sowie Technik und ist Oberstufenberaterin, sondern ist ehrenamtlich in einer Hunderettungsstaffel des Arbeitersamariterbundes aktiv. Für die Schulleitung war sie die Richtige. "Für so etwas braucht man jemanden mit Erfahrung", sagt Lubina Kühnes Stellvertreter Frank-Steffen Koch.
Katharina Hänel fand die Idee gut. Im Ergebnis ist sie nun Alfis Halterin - mit allen Kosten und Pflichten, eingeschlossen die Ausbildung. Nur, dass zusätzlich in ihrer Verantwortung ausprobiert wird, ob sich Alfi auch wirklich zum permanenten Schulhund eignet. Das Interesse der Schülerinnen und Schüler ist groß, viele wollen Alfi gern streicheln - dürfen das aber nicht. Zum Eingewöhnungskonzept gehören die Anwesenheit in den Büros von Oberstufenberaterin und stellvertretendem Schulleiter sowie Spaziergänge durchs Schulhaus; immer an der Leine. Selbstständig erkunden durfte Alfi das Schulhaus nur während der vierten und fünften Sommerferienwochen. Das Streichelverbot - Pädagogen sind davon ausgenommen - dient nicht nur dazu, das junge Tier nicht zu überfordern.
Es könnte ja auch sein, dass Schülerinnen oder Schüler Hundehaarallergien haben oder Kynophobie - Angst vor Hunden. Sollte Alfie also tatsächlich Schulhund werden, müsste mit allen Eltern entsprechend gesprochen werden. "Transparenz, Freiwilligkeit und Rücksichtnahme stehen an oberster Stelle", schreibt Lubina Kühne in einem Brief an die Elternhäuser. Zur schrittweisen Umsetzung des Schulhund-Gedankens gehört aber eine von Katharina Hänel geleitete Arbeitsgemeinschaft "Umgang mit Hunden". 44 Mädchen und Jungen der Klassen fünf bis neun haben sich angemeldet. Zunächst, sagt die Projektleiterin, werde es allerdings theoretisch bleiben. Grund: siehe oben.
"Wir werden gemeinsam nachdenken: Was braucht der Hund, was braucht der Mensch?" Kynologie - die Lehre vom Hund - hat viele Facetten: Anatomie, Verhalten, Pflege, Gesundheit, Unterordnung sind einige. Die Schülerinnen und Schüler der Arbeitsgemeinschaft - so ist der Plan - werden dann die ersten sein, die mit Alfi in direkten Kontakt treten werden. Und klappt alles, wird man am Lessing-Gymnasium frühestens im nächsten Schuljahr darüber nachdenken, wie solcher Kontakt auch auf andere Gymnasiasten ausgeweitet werden kann. "Er wird vielleicht unser Schulhund. Ob, bekommen wir aber nicht heraus, wenn wir ihn nicht hier haben", sagt Frank-Steffen Koch. Sollte irgend etwas nicht passen, wird der Versuch jedoch abgebrochen. Im Moment allerdings macht Alfi einen recht entspannten Eindruck - ganz so, wie der Deutsche Windhundzucht- und Rennverband seine Rasse beschreibt.
Mirko Kolodziej
Kommentare zum Artikel:
Hagen Linke schrieb am
Ich finde die Idee sehr interessant und wünsche eine gute Eingewöhnung. Alfi wirkt schon mal sehr sympathisch. Viel Erfolg!
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